The Weepers - Wenn die Nacht Augen hat: Band 2 - Roman (German Edition)
ist los?« Ich spürte Joshua an meiner Seite.
»Es ist Bobby«, flüsterte ich. »Er lebt.«
Ich streckte die Hand nach dem Schloss aus, doch Joshua hielt mich zurück. »Nicht! Wir wissen nicht, wie weit er sich schon verwandelt hat. Wir sollten ihm erst das Heilmittel geben und abwarten, ob es wirkt.«
Ich schüttelte den Kopf. »Dafür haben wir keine Zeit. Es könnte Stunden dauern, bis das Mittel anschlägt. Bis dahin haben uns die Wissenschaftler längst entdeckt.«
Bobby starrte auf den Boden. Die Arme hingen schlaff an seinen Seiten herab.
»Sie haben ihn ruhiggestellt. Was sollen wir nur tun? Bitte, Joshua. Wir können ihn doch nicht hier lassen«, flehte ich.
Joshua beugte sich vor und betrachtete das Schloss. »Wir müssen es irgendwie aufbrechen.« Er sah sich nach Quentin um, der ein paar Schritte hinter uns stand. »Gib mir die Zange.«
Quentin schüttelte den Kopf. »Die wird dir nicht viel nützen. Das ist ein elektronisches Schloss. Vielleicht kann ich es öffnen.« Er setzte sich vor den einzigen Computer im Raum und fing an zu tippen.
Ich wandte mich wieder meinem Bruder zu. »Bobby?«
Keine Reaktion.
»Wir werden dich hier rausholen.«
Seine Arme und Schultern waren verbunden. Wahrscheinlich hatten ihn dort die Kugeln erwischt. So traurig sein Anblick auch war – es war immer noch Bobby. Mein kleiner Bruder.
Mit einem Klicken öffnete sich das Schloss. Quentin seufzte erleichtert auf. Ohne zu zögern packte ich die Gitterstäbe und zog. Joshua versuchte nicht, mich auf zuhalten, doch ich spürte, wie er sich anspannte, als stünde ein Kampf unmittelbar bevor.
»Bobby?«, flüsterte ich.
Er reagierte nicht. Seine Augen waren halb geschlossen und mit eiterähnlichem Sekret verschmiert. Als ich sein Handgelenk packte, erschauerte ich unwillkürlich bei der Berührung des borstenähnlichen Fells. Schnell holte ich das Röhrchen und die Spritze aus dem Rucksack. Mit einer Hand zog ich die Spritze auf, die andere legte ich auf Bobbys Wange, um ihn zu beruhigen. Er zuckte zusammen, zeigte jedoch sonst keine Reaktion. Ich behielt die Hand auf seinem Gesicht, das sich unglaublich heiß und verschwitzt anfühlte. Ich hoffte inständig, dass das Mittel ihn retten würde.
Joshua half mir, Bobby aus dem Käfig und zur Tür zu zerren. Ich sah zu den anderen Weepers in den Käfigen und den Männern auf den Tischen hinüber und wurde von einer Woge völliger Hilflosigkeit überrollt, als ich erkannte, dass wir sie nicht retten konnten. Ich wollte sie nicht zurücklassen.
»Sherry«, sagte Joshua in warnendem Ton.
Bevor ich den Raum verließ, warf ich den Kreaturen in den Käfigen einen letzten Blick zu.
Joshua und Quentin schoben Bobby die Treppe hinauf. Ich folgte ihnen. Bobby hing wie ein Mehlsack in ihren Armen, und es dauerte eine Ewigkeit, ihn von einer Etage zur nächsten zu befördern. Dann hörten wir Schritte hinter der Tür zu Ebene 2. Wir pressten uns an die Wand und hielten den Atem an. Mehrere Menschen hasteten durch den Flur. Zwischen ihnen und uns befanden sich nur wenige Zentimeter Beton. Ich hörte aufgeregte Stimmen, konnte jedoch nichts verstehen. Wenn sie uns entdeckten, war alles aus.
Nach ein paar Minuten legte sich der Lärm, und wir wagten uns weiter vor. In den oberen Etagen war es völlig ruhig.
Endlich kamen wir in dem Raum an, den wir zu Beginn betreten hatten. Ich war schweißgebadet. Mein Rü cken schmerzte. Wie sollten wir Bobby nur durch den Luftschacht kriegen? Er hing in unseren Armen und atmete rasselnd. Ich verspürte weder Erleichterung noch Freude. Natürlich – Bobby war am Leben, aber ich wusste nicht, wie viel Zeit uns noch blieb. Wenn das Mittel nicht wirkte, würde ich ihn erneut verlieren.
»Einer von uns muss raufklettern und deinen Bruder hochziehen«, sagte Joshua. Wir schoben einen Schreibtisch unter die Öffnung. Bobby lag reglos und mit halb geschlossenen Augen auf dem Boden. Man hätte ihn auch für tot halten können.
Quentin sprang auf den Schreibtisch und stemmte sich zum Luftschacht hinauf, während Joshua und ich Bobby hochhalfen. Unter großer Mühe und heftigen Flüchen gelang es uns, ihn hoch genug zu heben, damit ihn Quen tin packen konnte. Er zog, Joshua und ich drückten. Schließlich verschwand Bobby im Luftschacht.
Einen Augenblick später erschien Quentins Kopf in der Öffnung. »Macht schon. Beeilt euch.« Ich reichte ihm den Rucksack mit den Camcordern, dann stiegen Joshua und ich ebenfalls in den Schacht.
Wir krochen
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