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The Weepers - Wenn die Nacht Augen hat: Band 2 - Roman (German Edition)

The Weepers - Wenn die Nacht Augen hat: Band 2 - Roman (German Edition)

Titel: The Weepers - Wenn die Nacht Augen hat: Band 2 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Winnacker
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mit dem Rücken zur grauen Wand.
    »Die Treppe«, flüsterte Quentin und führte uns durch eine Stahltür in einen weiteren Flur. »Seit damals, als ich hier gearbeitet habe, hat sich anscheinend nichts verändert.«
    Joshua beugte sich über das Geländer und spähte hin unter. Das Treppenhaus schien kein Ende zu nehmen. Wie viele unterirdische Ebenen gab es hier wohl? Es roch steril und nach Zement. Je weiter wir hinabstiegen, desto stickiger wurde die Luft.
    Quentin blieb vor einer Tür stehen, die mit einer »2« beschriftet war. »Hier ist es«, flüsterte er, drückte die Tür auf und sah hinein.
    Der Flur war nur schwach beleuchtet. Die unverputzten Betonwände erinnerten mich an ein Gefängnis. Hier unten war es völlig still. Ich blieb in Joshuas Nähe, während wir durch den Korridor schlichen. Quentin führte uns an einigen weiteren Stahltüren vorbei zu einer Tür am Ende des Raums. Als er sie öffnete, schlug mir eine Wolke aus Gestank entgegen, die mich erstarren ließ. Desinfektionsmittel, nasser Hund, Urin, Kot, Blut.
    Lange Reihen von Labortischen und Käfigen erfüllten den Raum. Mein Blick fiel auf einige reglose menschenähnliche Gestalten, die auf den Tischen lagen. Ich konnte nicht erkennen, ob sie infiziert waren. In den Käfigen saßen mehrere Weepers und halbverwandelte Menschen. Joshua hob die Kamera und ließ sie über die Tische schweifen. Ich hatte ein schlechtes Gefühl dabei, als wür den wir sie für unsere Zwecke ausnutzen, indem wir sie filmten, aber wir hatten keine andere Wahl.
    Joshua hielt mir einen weiteren Camcorder hin. »Quen tin und ich werden die Akten und die Versuchspersonen filmen. Kannst du die Weepers aufnehmen?«
    Ich nahm die Kamera und näherte mich den Käfigen. Ein paar der Weepers sahen auf. Ihre Augen starrten ins Nichts, ihre Gesichter waren mit Speichel verschmiert. Ich stellte die Kamera schärfer, um einen Weeper im Detail zu erfassen. Trotz seiner leeren Augen wirkte er immer noch sehr menschlich. Bevor er an der Tollwut erkrankt war, musste er ein Mann mittleren Alters gewesen sein. Er war nackt, kauerte in der Käfigecke und schien mich nicht bemerkt zu haben.
    Ich ging zum zweiten Käfig. Dieser Weeper, der etwas kleiner als der vorherige war und eindeutig weibliche Gesichtszüge trug, war mitten in der Verwandlung. Er hob den Blick, sobald ich mich vor ihn stellte. Als er den Mund öffnete, stieß er statt einem Knurren oder einem Winseln nur Luft aus. Er versuchte, Worte zu bilden. Ich taumelte zum nächsten Käfig, dann zum nächsten. Wie konnte die Regierung den Menschen nur so etwas antun?
    »Sherry, bist du bald fertig? Wir müssen los.«
    »Einen Moment.« Noch hatte ich nicht alles im Kasten. Zwei Käfige fehlten, und anschließend wollte ich noch einmal den Raum in der Totale filmen. Meine Hände, die die Kamera hielten, waren schweißnass.
    Ich zoomte auf den Weeper im nächsten Käfig. Er hatte einen blonden Haarschopf und sein Gesicht …
    Ich hielt mir eine Hand vor den Mund und kämpfte gegen die aufsteigende Übelkeit an.
    Es war Bobby.

Wind fuhr durch mein Haar. Über uns schrien Möwen. Weiße Wattewolken zogen über den Himmel.
    Eine Welle rollte auf uns zu. Ich vergrub meine Finger in Dads Haar und drückte meine Beine gegen seine Brust.
    Er lachte und blieb ungerührt stehen, als das Wasser gegen ihn schwappte. Kalte Tropfen fielen auf mein Gesicht und meine nackten Beine. Ich kicherte und schrie auf. Dad rannte durch die Wellen, sodass ich auf seinen Schultern ordentlich durchgeschüttelt wurde.
    »Sei vorsichtig, Schatz! Nicht, dass sie noch ins Wasser fällt.« Mom stand am Ufer. Das blonde, vom Wind zerzauste Haar bil dete einen glänzenden Heiligenschein um ihren Kopf. Ihr rotes Kleid bauschte sich hinter ihr auf. Bobby hielt ihre Hand und beobachtete uns neidisch. Er würde bald an die Reihe kommen.
    Hinter ihnen verblassten die Farben des Himmels, als die Sonne langsam unterging. Ein weiterer Sommertag neigte sich dem Ende zu.
    Ich atmete tief ein – frische, salzige Luft – und hob die Arme über den Kopf. Am liebsten hätte ich die Wolken am unendlichen Himmel berührt.

Vierzehn
    Bobby hatte sich noch nicht völlig in einen Weeper ver wandelt. Er befand sich in einem Zwischenstadium. Seine Fingernägel waren schwarz und spitz und seine Haut mit drahtigem Fell bedeckt, doch darunter konnte ich seine weichen Gesichtszüge erkennen.
    »Sherry?«
    Ich wollte Luft holen, doch meine Kehle war wie zugeschnürt.
    »Sherry, was

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