The Weepers - Wenn die Nacht Augen hat: Band 2 - Roman (German Edition)
kneifen.
Dreizehn
Wir mussten zwei Läden durchsuchen, bis wir endlich ein paar alte Camcorder samt Batterien aufgetrieben hatten.
1 Stunde und 37 Minuten, nachdem wir uns von den Undergrounders verabschiedet hatten, erreichten wir die Militärbasis, die sich nur wenige Meilen von Vegas entfernt befand. Wir stellten den Wagen in sicherer Entfernung ab und beschlossen, den Rest des Weges zu Fuß zurückzulegen.
»Wir sind fast da. Bleiben wir bis zum Einbruch der Dunkelheit hier. Dann ist es weniger gefährlich für uns, dort einzudringen«, sagte Quentin. Wir lehnten uns gegen die Wand eines baufälligen Gebäudes. Ein verbliche nes Schild wies darauf hin, dass es vor langer Zeit ein Motel gewesen war. Die Türen und Fenster fehlten, das Innere war rußgeschwärzt. Offenbar war es einem Feuer zum Opfer gefallen.
»Wie kommen wir rein?«, fragte ich.
Quentin durchsuchte seine Taschen nach einer Zigarette. »Durch die Lüftungsschächte. So können wir die Kameras umgehen und durch die Gitter in die Räume sehen, bevor wir sie betreten.«
»Gitter?«, fragte Joshua. »Und wie sollen wir an denen vorbeikommen?«
»Wir schrauben sie ab. Ich hab Werkzeug dabei.«
»Dauert das nicht viel zu lange?«, fragte ich.
»Nicht, wenn wir schnell arbeiten.« Quentin stieß eine Rauchwolke aus und schloss die Augen. Er schien völlig von sich und seinem Plan überzeugt. Zu gerne hätte ich seinen Optimismus geteilt.
So nahe am Ziel zu sein, machte die Warterei unerträglich. Wir zählten Minuten und Stunden, während Tyler und die Undergrounders ihr Leben riskierten, um die andere Seite zu erreichen und mein Dad sich mutterseelenallein in L.A. in einen Weeper verwandelte.
Kurz nach Sonnenuntergang zogen wir los. Schon bald konnten wir die grauen Wände der Baracken erkennen. Mit Stacheldraht versehener Maschendrahtzaun umgab den gesamten Komplex. Eigentlich hätte ich Wachtürme und bis an die Zähne bewaffnete Soldaten erwartet, doch dies schien nur ein ganz gewöhnlicher Militärstützpunkt zu sein.
Scheinwerfer beleuchteten fast jeden Winkel des Zauns. »Wir müssen den Zaun hier durchschneiden«, sagte Quen tin und deutete auf einen der wenigen Bereiche, die im Dunkeln lagen. Wir rannten darauf zu und duckten uns in die Schatten.
»Der Großteil des Personals ist in den Baracken. Die schlafen wahrscheinlich.« Quentins Flüstern hallte durch die Stille. Er nahm ein Messer aus der Hosentasche und durchtrennte damit den Draht. »Könnte mir mal jemand helfen?« Er hob eine Augenbraue. Joshua ging neben ihm in die Hocke und zog sein eigenes Messer. Ich kniete mich neben sie in den schmalen dunklen Bereich und beobachtete die Umgebung. Ein paar Soldaten spazierten zwischen den nächstgelegenen Gebäuden herum. Eine Fahne hing schlaff von einem weißen Flaggenmast. Sie hing auf Halbmast. Ob etwas Schlimmes passiert war? Oder war die Welt an sich in so einem üblen Zustand, dass man ständig Trauer flaggen musste?
Quentin und Joshua schnitten ein schmales Loch in den Zaun.
»Ist das nicht zu klein?«, fragte ich.
»Versuchs doch mal«, sagte Joshua.
Ich ließ mich auf alle Viere nieder und legte mich schließlich auf den Bauch. Dann schob ich die Arme durch das Loch.
Etwas knarrte. Gelächter ertönte. Ich erstarrte. Vier Männer in Uniform verließen ein gefängnisähnliches Gebäude und gingen auf die Schlafquartiere zu – der einzigen Baracke ohne Gitterstäbe vor den Fenstern. Atem los warteten wir, bis sie verschwunden waren.
Joshua war als nächster dran. Er legte die Arme an die Seiten. Trotzdem bohrten sich die Drahtenden in seine Schultern. Mit verkniffenem Gesicht schob er sich durch das Loch. Quentin dagegen bekam nur ein paar Kratzer ab.
Wir krochen von Baracke zu Baracke, bis wir das Haupt gebäude erreicht hatten.
»Was ist mit dem Alarm?«, fragte Joshua.
Quentin zuckte mit den Schultern. »Bestimmt ist nur das Labor mit einem Alarm gesichert. Sobald ich mich ins System gehackt habe, kann ich ihn deaktivieren. Wenn sie inzwischen Änderungen daran vorgenommen haben, könnte das etwas länger dauern. Aber mein Plan wird funktionieren.«
Quentin eilte auf die gegenüberliegende Gebäudeseite zu. Über seinem Kopf befand sich ein kleines Lüftungsloch. Er sah mich an. »Sherry, du bist die kleinste von uns. Wir heben dich hoch, damit du das Gitter entfernen kannst. Kletter auf meine Schultern.«
Quentin kniete sich hin. Ich schwang ein Bein über seine Schulter und hielt mich an seinem Kopf fest,
Weitere Kostenlose Bücher