The Weepers - Wenn die Nacht Augen hat: Band 2 - Roman (German Edition)
Gestalt darauf aus, hielt dann jedoch inne. »Wie geht es ihr? Stimmt etwas nicht?« Er sah so verwundbar aus. Seine Augen waren vor Angst geweitet.
Ich legte die Hände auf seine Schulter, um ihm zu zeigen, dass ich für ihn da war. Jetzt konnte ich Zoe ganz deutlich erkennen. Ihr kleiner Körper wirkte so zerbrech lich. Selbst ihr Gesicht war das eines Kindes. Für einen Weeper mit borstenartigem Fell und sich ablösender Haut besaß sie überraschend zarte Züge.
»Hier stimmt so einiges nicht«, sagte Karen. Mit sicherer Hand bereitete sie eine weitere Spritze vor und injizierte Zoe eine klare Flüssigkeit. »Ihr Herzschlag und der Puls sind zu schwach. Ich weiß nicht, ob sie einfach nur bewusstlos ist oder im Koma liegt.«
»Aber das Heilmittel müsste doch schon bald wirken«, sagte Joshua. Zoes Augen waren mit Sekret verklebt.
»Hoffentlich.« Karen sah Joshua an. »Ich werde mich um sie kümmern«, sagte sie mit sanfterer Stimme.
Die Weepers, die wir mit Geoffreys Heilmittel behandelt hatten, starben noch am Abend desselben Tages. Ihre Körper verharrten in einem Stadium irgendwo zwischen Mensch und Monster, als sie einem Herzversagen erlagen.
Geoffrey war verzweifelt und weigerte sich, aus seinem Zimmer zu kommen. Uns blieb nichts anderes übrig, als die drei Leichen auf dem Friedhof zu beerdigen. Wir stell ten Holzkreuze mit ihrem Sterbedatum, aber ohne ihre Namen oder Geburtstage darauf auf.
Selbst mit Quentins Hilfe war Geoffrey nicht in der Lage, das Heilmittel zu reproduzieren. Zumindest nicht mit der spärlichen Ausrüstung, die ihnen zur Verfügung stand. Nun war von unserem Einbruch im Labor nur noch ein Röhrchen übrig – gerade noch ausreichend, um vier oder fünf Weepers zu retten. Dass Geoffrey ein ganzes Röhrchen für seine Experimente verbraucht hatte, machte mich rasend.
Nach dem Begräbnis blieben Joshua und ich auf dem Friedhof und beobachteten, wie die Sonne hinter der Mauer verschwand.
»Ich vermisse das Weingut«, sagte ich. Und mein altes Leben. Und Dad. Und so viele andere Dinge.
Joshua seufzte. »Ich weiß. Das vermisse ich auch, aber hier sind wir sicherer.«
Er sagte nicht: »Sicher.« Wir wussten beide, dass es keinen sicheren Ort gab.
Ich hob die Bettdecke auf, um darunter zu schlüpfen. Muffin hatte sich auf meinem Kissen zusammengerollt. Er öffnete die Augen einen Spalt weit und gähnte. Fauler Kater.
Ich streichelte ihn, legte mich hin und bettete meinen Kopf auf dem Kissenrand. Muffin bewegte sich keinen Millimeter.
Ich streckte mich aus. Mein nackter Fuß berührte etwas Fellartiges. Ich erstarrte.
Vorsichtig bewegte ich die Zehen, um besser tasten zu können. Es fühlte sich klein und klebrig und steif an.
Kreischend sprang ich aus dem Bett, wobei ich die Decke mit mir riss und gegen meine Brust drückte.
Eine tote Maus lag am Fußende. Sie hatte die kleinen Beinchen ausgestreckt. Der haarlose Schwanz war um ihren Körper geschlungen.
»Was hast du getan?«, flüsterte ich Muffin zu, der mich einfach nur anstarrte.
»Sherry, was ist los?«, fragte Mom und betrat das Zimmer. »Hast du geschrien?«
Ich deutete mit einem zitternden Finger auf das Bett.
Mom trat einen Schritt zurück. »Oh«, sagte sie atemlos. »Das ist nicht so schlimm.«
»Warum bist du dann so blass?«, fragte ich.
Sie konnte den Blick nicht von der Maus abwenden. »Dein Vater wird sich darum kümmern. Keine Sorge.«
»Muffin hat sie umgebracht«, sagte ich leise. »Darf ich sie begraben?«
Mom sah mich schockiert an. »Naja, warum nicht.«
Ich hob den kleinen Körper mit einem Taschentuch auf.
Mom sah aus, als würde sie gleich in Ohnmacht fallen.
Achtzehn
»Ich glaube, ich bin fertig«, sagte Quentin.
Er saß vor dem Laptop, den Geoffrey auf einem seiner Beutezüge für ihn aufgestöbert hatte. Seitdem war Quen tin ständig damit beschäftigt. Gerade lief die Videobotschaft über den Bildschirm: Alexis berichtete den Menschen von ihrem vermissten Vater, ihrer toten Mutter und ihrer entführten Schwester. Dann erschien Mia. Ich setzte mich auf. Mir war gar nicht bewusst gewesen, dass sie sie auch gefilmt hatten.
Sie lächelte schüchtern in die Kamera und rang die kleinen Hände. Schließlich fing sie an zu reden. »Ich bin Mia und sechs Jahre alt. Ich vermisse meinen Dad. Meine Mom sagt, dass er jetzt an einem besseren Ort ist, aber ich höre sie jede Nacht weinen.« Sie machte eine Pause, und ich musste den Kloß in meinem Hals hinunterschlucken. »Ich weiß nicht mehr,
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