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The Weepers - Wenn die Nacht Augen hat: Band 2 - Roman (German Edition)

The Weepers - Wenn die Nacht Augen hat: Band 2 - Roman (German Edition)

Titel: The Weepers - Wenn die Nacht Augen hat: Band 2 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Winnacker
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Rücken gegen die Wand und drückte sich an sie, ohne ihn aus den Augen zu lassen. Ihre Augen waren nicht milchig oder hungrig wie die eines Weepers, doch die Leere darin erschreckte mich.
    Joshua kroch auf sie zu, bis sein Oberkörper unter dem Bett verschwunden war. »Zoe, ich bin’s, Josh. Ich will dir helfen.«
    Seine Finger berührten fast ihre Knöchel. Sie hatte sich nicht weiter bewegt – vielleicht erkannte sie ihn ja jetzt.
    Plötzlich kreischte sie auf, trat seine Hand beiseite und krabbelte unter dem Bett hervor. Blitzschnell sprang sie auf die Füße und auf die Tür zu. Karen packte ihren Arm, ließ aber wieder los, als Zoe ihre Zähne in ihre Hand schlug.
    Joshua drängte sich an mir vorbei, schlang die Arme um Zoes Hüfte und hob sie vom Boden auf. Sie trat um sich und drehte den Kopf, um auch Joshua zu beißen. Doch sein Griff war unerbittlich.
    »Tut mir leid, tut mir leid«, sagte er wieder und wieder, während sich seine Augen mit Tränen füllten.
    Karen zog eine Spritze mit Betäubungsmittel auf und injizierte es in Zoes Arm. Allmählich hörte sie auf zu zappeln, bis sie schlaff in Joshuas Griff lag.
    »Das Bettzeug«, sagte er mit rauer Stimme. Ich riss es herunter und bezog die Matratze mit einem frischen Laken. Joshua legte seine Schwester sanft darauf und deckte ihren reglosen Körper zu. Mit zitternden Fingern strich er ihre blonden Strähnen aus dem Gesicht. Dann stellte er einen Stuhl neben das Bett und setzte sich darauf.
    Er breitete die Arme aus. Ich setzte mich neben ihn und umarmte ihn. Er legte das Kinn auf meine Schulter, damit er Zoe beobachten konnte.
    »Sie kommt nicht mehr zurück, oder?« Seine Stimme war so leise, dass ich mich anstrengen musste, um ihn zu verstehen.
    Ich streichelte seinen Kopf und wusste nicht, was ich sagen sollte. »Ich glaube nicht. Irgendwo tief da drin ist deine Schwester.«
    »Sie weiß noch nicht mal, wer ich bin. Sie hat Angst vor mir. Zoe hatte nie Angst vor mir.«
    »Sie war sehr lange nicht mehr Zoe«, sagte ich.
    »Es braucht seine Zeit, bis sie sich wieder erinnert, wer sie früher war«, fügte ich hastig hinzu, als ich spürte, wie er den Körper anspannte. »Vielleicht ist das so wie bei einem Schlaganfall. Da brauchen die Leute auch Wochen oder Monate, um bestimmte Dinge neu zu lernen.«
    »Und manche erholen sich gar nicht mehr. Was, wenn Zoes Erinnerung nicht zurückkommt – wenn sie nicht mehr normal wird?«
    »Sie ist jung und stark. Sie wird sich erholen.«
    »Und wenn nicht?«
    »Keine Sorge. Das wird schon.«
    Jetzt hatte ich die Lüge, die ich vermeiden wollte, doch ausgesprochen. Joshua entspannte sich wieder, und die Falten in seinem Gesicht glätteten sich. Ich bedauerte nichts. Falls es ihm durch meine Lüge auch nur für kurze Zeit besser ging, war sie es wert.

Der Morgen warf sein glänzendes Licht in den Flur. Gähnend folgte ich dem ärgerlichen Miauen in die Küche. Muffin saß auf der Arbeitsfläche unter dem Regal, in dem wir sein Futter aufbewahrten. Im Sonnenlicht leuchtete sein rotes Fell wie Feuer.
    Ich hob ihn auf und setzte ihn auf den Boden. »Da oben hast du nichts zu suchen.«
    Sein pelziges Gesicht sah mich entrüstet an. Er wedelte unge duldig mit dem Schwanz und stieß ein weiteres hohes Miauen aus, das eindeutig »Ich bin am Verhungern« besagte.
    Ich nahm eine Dose Katzenfutter aus dem Regal, woraufhin sein Miauen noch schriller wurde. Erst das Geräusch des elektrischen Dosenöffners schien ihn wieder zu beruhigen. Mit einem tiefen Schnurren schmiegte er seinen Kopf gegen mein Bein.
    Ich tätschelte ihn und stellte den Napf vor ihm ab. Sofort machte er sich über das Futter her. Ich setzte mich auf einen Stuhl und sah ihm dabei zu. Kaum eine Minute später war er fertig und stolzierte auf mich zu, um sich seine Morgenmassage abzuholen. Er hüpfte auf meinen Schoß, und ich kraulte seinen Nacken, was er mit einem weiteren Schnurren quittierte. Ich lächelte in mich hinein und genoss die Wärme seines Körpers auf meinen Beinen.

Neunzehn
    Vor 5 Stunden und 23 Minuten waren Joshua und Quen tin zum Funkturm gefahren. Bis jetzt waren sie noch nicht zurück, und allmählich bekam ich es mit der Angst zu tun. Ich hoffte inständig, dass ihnen nichts passiert war.
    Um mich abzulenken, besuchte ich die Krankenstation. Karen saß auf einem Stuhl und las in einer alten Zeitschrift, die sie in der Mission gefunden hatte.
    »Wie geht’s ihr?«, fragte ich und nickte Zoe zu, die auf dem Bett kauerte und den

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