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The Weepers - Wenn die Nacht Augen hat: Band 2 - Roman (German Edition)

The Weepers - Wenn die Nacht Augen hat: Band 2 - Roman (German Edition)

Titel: The Weepers - Wenn die Nacht Augen hat: Band 2 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Winnacker
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Blick abgewandt hatte.
    Karen sah auf. »Ich muss ihr immer noch Beruhigungs mittel geben, aber ich kann die Dosis langsam verringern.«
    Das schien zu funktionieren, denn Zoe war wach und einigermaßen ruhig. Sie hatte die Arme um die Beine geschlungen und das Kinn auf die Knie gestützt. Irgendwie erinnerte sie mich an einen geprügelten Hund. Zumindest war sie am Leben, anders als die anderen Weepers, die wir gefangen hatten – oder mein Dad.
    »Glaubst du, dass sie jemals wieder normal wird?«
    »Das wird sich rausstellen«, sagte Karen. »Sie war ziem lich lange ein Weeper.«
    Durch das geöffnete Fenster hörte ich das Brummen eines Motors. Ich rannte aus dem Krankenzimmer und wurde erst langsamer, als ich Joshua und Quentin aus dem alten Buick steigen sah. Ich fiel in Joshuas Arme, über glücklich darüber, dass er gesund zurückgekehrt war. Wir küssten uns kurz, aber leidenschaftlich.
    »Wie ist es gelaufen?« Jetzt hatten sich auch Alexis, Marty und Tyler um uns versammelt. Ich sah Tyler an und lächelte. Die letzten Tage hatte ich ihn kaum zu Gesicht bekommen. Er hatte viel Zeit auf dem Friedhof oder in seinem Zimmer verbracht. Offenbar trug er immer noch schwer an seinem Verlust.
    »Ich glaube, wir haben das Video gesendet«, sagte Quentin. »War gar nicht so leicht, die Gerätschaften im Turm wieder zum Laufen zu bekommen.«
    »Bist du sicher, dass es geklappt hat?«, fragte Tyler.
    Quentin zuckte mit den Schultern. »Schwer zu sagen. Wir haben getan, was wir konnten.«
    Joshua beugte sich zu mir vor, sodass sein Atem in meinem Ohr kitzelte. »Wie geht es ihr?«, flüsterte er. Inzwischen hatten sich die anderen um Quentin geschart und bombardierten ihn mit Fragen, wodurch wir etwas Privatsphäre bekamen.
    »Ganz gut«, antwortete ich.
    »Glaubst du, ich kann sie besuchen?«
    »Klar«, sagte ich.
    »Dann gehen wir«, sagte er.
    Als wir das Krankenzimmer betraten, sah Karen von ihrer Zeitschrift auf und lächelte. Zoe saß immer noch mit geschlossenen Augen auf dem Bett. Joshua ging so leise wie möglich auf sie zu.
    Zoes Augen öffneten sich. Sobald sie ihn sah, drang ein schrilles Heulen aus ihrer Kehle. Karen eilte hinzu und stellte sich vor Joshua.
    »Tut mir leid, Joshua, aber ich glaube, du gehst besser wieder. Irgendetwas an dir regt sie auf. Sherry, kommst du mal? Ich brauche deine Hilfe.«
    Ich sah Joshua an. Er schaute finster drein und vermied es, mich anzublicken. Wortlos verließ er den Raum.
    Zoe hatte sich erneut eingenässt. Sie wehrte sich nicht, während wir ihr frische Sachen anzogen und die schmutzige Bettwäsche entfernten. Als wir fertig waren, hörten wir dumpfe Schläge von draußen. Joshua machte Feuerholz. Ich konnte nur seinen nackten Rücken erkennen.
    Ich ging die Treppe hinunter und durch die dunklen Flure in den Innenhof.
    Joshua schwang die Axt über den Kopf und schlug ein weiteres Scheit vom Stamm. Seine Jeans waren völlig durchnässt. Schweiß glänzte auf seiner nackten Brust. Auf dem linken Arm und seiner Schulter zeigten sich bereits die ersten Blutergüsse. Im Sonnenlicht waren die Narben auf seinem Bauch und seinem Rücken deutlich auf seiner gebräunten Haut zu erkennen. Grunzend trieb er die Axt wieder ins Holz. Seine Hände waren gerötet, und seine Muskeln zitterten vor Anstrengung.
    »Joshua?«
    Er drehte sich nicht um und hielt auch nicht inne. Ich setzte mich auf den Boden und beobachtete ihn. Die Axt bohrte sich ins Holz.
    Dum.
    Wieder.
    Dum.
    Und wieder.
    Dum.
    Am nächsten Tag wollte Joshua Zoe noch einmal be suchen, doch als Karen ihm die Tür öffnete, versperrte sie ihm sofort den Weg und sah ihn missbilligend mit zusammengekniffenen Lippen an.
    »Ich … wir wollten sie besuchen«, sagte Joshua.
    Karen wurde etwas freundlicher. »Joshua, hör mal … das ist keine so gute Idee.«
    »Sie ist meine Schwester. Ich weiß nicht, wieso sie Angst vor mir haben sollte«, sagte er. Es tat mir weh, ihn so verzweifelt zu sehen.
    »Ich glaube nicht, dass sie vor dir Angst hat. Vielleicht erinnerst du sie an ein Leben, das sie längst vergessen hatte, und das macht ihr Angst. Es braucht seine Zeit, bis sie mit dem, was sie früher war und dem, was sie jetzt ist, ihren Frieden gemacht hat«, sagte Karen mit sanfter Stimme.
    »Glaubst du denn, dass sie jemals ihren Frieden damit macht?«, flüsterte Joshua.
    »Das kann ich nicht sagen.« Karen log nicht, so wie ich es getan hätte.
    »Bitte, Karen. Nur einen Augenblick«, sage er. Joshua hatte noch niemals

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