The Weepers - Wenn die Nacht Augen hat: Band 2 - Roman (German Edition)
wie Alexis neben mir zusammenfuhr. »Keine Angst«, sagte ich, doch sie reagierte nicht. Stattdessen starrte sie die Weepers mit schreckgeweiteten Augen an. »Um ein Haar hätten sie uns erwischt. Das ist ja schrecklich.«
Der andere Weeper winselte und lief davon, wobei seine Klauen auf dem Asphalt klickten. Die Kreatur mit der Spritze im Arm war vor Erstaunen wie gelähmt. Sie blinzelte uns mit großen, leeren Augen an, dann ging sie mit einem Stöhnen in die Knie. Wir warteten, bis der Weeper auf der Seite lag. Er atmete, bewegte sich aber nicht. Joshua schob die Käfigtür auf und richtete die Waffe auf ihn, während wir uns aus dem Gehege schlichen.
Der Körper des Weepers wurde von Krämpfen ge schüttelt.
»Was sollen wir mit ihm machen? Wir können ihn ja schlecht mitnehmen, wenn wir nach Zoe suchen«, sagte Joshua. »Er hält uns nur auf.«
Ich nickte und betrachtete den Käfig, in dem wir uns verschanzt hatten. »Da. Wir sperren ihn ein. So ist er vor den anderen Weepers sicher. Sobald wir … sie gefangen haben, können wir ihn hier wieder abholen.« Solange wir nicht mit Sicherheit wussten, dass es sich um Joshuas Schwester handelte, konnte ich mich nicht überwinden, dem Weeper einen Namen zu geben.
Ich griff nach seinen Armen, doch Joshua schob mich zur Seite. »Lass mich das machen. Selbst wenn er mich beißt, kann er mich nicht infizieren.« Mir fiel auf, dass sich Alexis einige Meter von uns entfernt hatte.
»Wenn das die Leute nicht aufrüttelt, weiß ich auch nicht«, sagte Quentin und richtete den Camcorder dicht auf das schlaffe Gesicht des Weepers.
Ich packte seine Knöchel und war froh, dass sich seine Hosenbeine zwischen meinen Fingern und der sich ablösenden Haut befanden, obwohl auch die mit Blut und anderen Dingen, die ich gar nicht so genau wissen wollte, beschmutzt waren.
Unter großer Anstrengung gelang es uns, ihn ein paar Zentimeter vom Boden zu heben und in den Käfig zu tragen. Er öffnete die Augen einen Spalt weit und sah mich ausdruckslos an. Ich hätte ihn vor Schreck beinahe fallen gelassen, zwang mich aber, ihn langsam abzusetzen. Meine Arme zitterten. Der Weeper rollte sich sofort zusammen, und wir verließen den Käfig und schlossen die Tür.
»Gehen wir«, sagte Joshua.
Alexis blieb starr stehen. »Kann ich das Vieh nicht … bewachen?«
»Dann bist du ganz alleine hier«, sagte ich.
Sie hielt sich den Revolver wie einen Schutzschild vor die Brust. »Ich kann das nicht. Ich kann sie nicht verfolgen.« Schweißtropfen sammelten sich auf ihrem Gesicht – ich konnte nicht erkennen, ob das an der Hitze oder an ihrer Angst lag. Jetzt erst begriff ich, dass das wahrscheinlich ihre erste Jagd war.
Quentin ließ die Kamera sinken. »Glaubst du wirk lich, dass das so eine gute Idee ist? Bei uns bist du sicherer.«
»Nein, kein Problem. Geht einfach. Mir passiert schon nichts.«
Widerstrebend ließen wir sie zurück.
In weniger als einer Minute hatten wir das Savannen gehege erreicht. Ich sah mich um. Bis auf die sich im Wind wiegenden Grashalme und Büsche bewegte sich nichts. Sie raschelten so laut, dass sie alle anderen Geräusche übertönten. So würden wir den weiblichen Weeper nie finden. Joshua wollte gerade ein Bein über den Zaun schwingen, da hielt ich ihn fest. »Was hast du vor?«
»Wir müssen da rein, um sie zu suchen. Was, wenn sie und die anderen Weeper den Zoo verlassen und nicht mehr zurückkehren? Dann werden wir sie nie finden.« Scharfe Sorgenfalten zeichneten sich auf seinem Ge sicht ab.
»Joshua hat recht. Wir müssen da rein.« Ohne den Camcorder abzusetzen, sprang Quentin über den Zaun und beobachtete unbekümmert die überwucherte Grasfläche, als könne ihm hinter der Kamera nichts passieren.
Ich hielt inne. Das war womöglich die einzige Chance, Zoe zu finden. Trotzdem kam es mir wie ein Himmelfahrtskommando vor. Ich sah Joshua an, der mit großen, flehenden Augen zurückstarrte. Ich holte tief Luft und stieg über den Zaun.
Wir spähten über den Rand, dann ließen wir uns in den Graben fallen, der um das Gehege führte. Mit wachsender Besorgnis bemerkte ich, dass der Graben ein großes Hindernis darstellen würde, wenn wir schnell fliehen mussten. Wir schlichen auf die Grasfläche zu, deren Halme uns bis zur Hüfte reichten. Die Weepers konnten überall lauern – sogar direkt vor uns. Joshua schien sich dieser Gefahr nicht bewusst und eilte unbeirrt weiter.
»Langsam«, sagte ich. Er blieb einige Schritte vor mir stehen. Ich
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