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Thea und Nat

Thea und Nat

Titel: Thea und Nat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Korn
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Tor. Nat mußte noch da oben stehen. Thea glaubte, Nats Blick im Nacken zu haben. Nicht zögern. Zum Auto gehen und fahren. Nicht zittern. Den Schlüssel in das Schloß stecken. Tun, als sei alles normal. Thea ließ den Schlüssel fallen und bückte sich. Sie blieb geduckt hinter dem Auto und schaute hoch. Kein Nat. Thea zitterte noch, als sie den Fiat aus der Straße in den Kreisverkehr lenkte. Das Auto von links übersah sie beinah. Thea bremste und ließ ihren Fuß auf der Bremse stehen, auch als das Auto vorbeizog und kein anderes kam.
    Thea schloß die Augen und öffnete sie erst, nachdem das Hupen hinter ihr schon laut in ihrem Kopf hallte.
    Sie wünschte, sie hätte sich nie an ein Steuer gesetzt.
    Thea wurde wieder ruhiger, als sie sich vorstellte, allein auf der Welt zu sein. Es war nicht ihre höchste Vorstellung von Glück, wie Nat behauptete. Doch es gab ihr Kraft, den Kampf aufzunehmen. Mit dem Auto in die Stadt zu fahren und in die Redaktion zu gehen. Nat zog der Gedanke an das Alleinsein in die Verzweiflung. Thea mobilisierte mit ihm all ihre Stärken.
    Versuchen Sie es noch mal mit Thea, hatte ihr alter Chefredakteur dem neuen hinterlassen. Theas Herz ging nicht gerade auf, wenn sie an den Neuen dachte. Sie hatte ihn einmal getroffen und entschieden, ihn nicht zu mögen. Doch er hatte ihr einen Vertrag versprochen. Einen, der an die Chancen vergangener Zeiten erinnerte. Gut genug, um ein Leben ohne Nat möglich zu machen.
    Thea hatte gedacht, den Vertrag am Tag vorher in der Post zu finden. Sie stellte das Auto vor den Verlag und ließ sich noch einen Augenblick Zeit mit dem Aussteigen. Sie hatte keinen Termin, nur die Ahnung, sich sehen lassen zu müssen, damit der Neue nicht noch absprang. Thea löste laues Interesse in ihm aus. Eine Erblast. Ihm lag daran, die eigenen Leute nachzuholen. Thea hatte nie eine Lobby gehabt im Verlag. Viel zu groß ihr Talent, Antipathien auf sich zu laden. Eine Autorin, die den Alltag links liegenließ. Von den anderen, die ihn acht Stunden ertragen mußten, Disziplin verlangte. Nicht nachsichtig sein konnte. Keine Schwächen kannte und duldete.
    Thea verrenkte den Kopf, um sich im Rückspiegel zu sehen. Sie hatte zu viel Schminke im Gesicht. Es gab ihr Ähnlichkeit mit Gloria. Hoffentlich hielt er sie nicht für aufgetakelt. Hinter ihr parkte ein Jaguar ein. Eine dunkle Limousine, doch nicht das Anthrazit, das Nats Auto hatte.
    Trotzdem zitterten Theas Hände, als sie die Taschentücher aus dem Handschuhfach holte. Sie nahm eines aus der Hülle und drückte es an die Lippen und schaute in den Spiegel dabei. Im Wagen hinter ihr saß niemand mehr.
    Eher abgetakelt, dachte Thea, nachdem sie die Farbe von den Lippen genommen hatte. Ohne den leuchtenden Fleck sah sie nach Leiche aus. Nur das Lila der Augenschatten hob sich noch ab. Thea streckte sich, um mit der Hand in die Manteltasche zu langen und den Lippenstift hervorzuholen. Doch im Moment fiel ihr ein, daß er in der Schublade ihres Schminktisches lag.
    Thea stieg aus und ging in das Haus hinein und zu den Aufzügen hinüber. Sie würde ihn gleich auf den Vertrag ansprechen. Auf ihrem Konto lagen noch tausend Mark. Zuwenig, um eine Kaution zu bezahlen oder auch nur einen Monat davon zu leben. Von Nat konnte sie kein Geld nehmen. Auch keine der Kreditkarten hinhalten, die über Nats Konto liefen und ihm nur die Gelegenheit gaben, ihre Ausgaben zu kontrollieren.
    Thea haßte es, daß sich Frauen von Männern abhängig machten. Noch mehr haßte sie es, daß manche Frauen so erfolgreich damit waren. Wie Gloria.
    Die Aufzugtüren öffneten sich, und Thea trat einen Schritt zurück, um dem Mann auszuweichen, der aus dem Aufzug kam. Sie erkannte ihn in der nächsten Sekunde.
    »Tut mir leid. Ich breche gerade zu einem Termin auf«, sagte er, noch ehe Thea den Mund aufmachen konnte.
    »Ich nehme an, der Vertrag kommt in den nächsten Tagen«, sagte Thea. Sie hatte das Gefühl, große Not zu dokumentieren mit diesem Satz.
    »Schicke ich Ihnen«, sagte der Neue, »ist schon vorbereitet.«
    Thea nickte und versuchte, die Brauen hochzuziehen und Ironie in den Blick zu legen. Nats leichteste Nummer. Thea tat sich schwer. Sie guckte statt dessen auf die langen Koteletten des Neuen und hoffte, ihn verlegen zu machen. Doch er schnalzte nur und taxierte Thea.
    »Kommen Sie mit?«
    Er schaute zur Tür.
    »Ich habe noch oben zu tun«, sagte Thea.
    »Dann die Hand zum Gruße.«
    Thea verstand es erst als Abschied, nachdem er ihr schon

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