Themba
von uns hat schon mal so viel Geld auf einem Haufen gesehen. Davon könnten wir Fußballschuhe für alle kaufen oder gestreifte Trikots in Grün und Gelb oder ein zweites Fußballtor bauen oder...
Am Sonntagmorgen brechen wir früh auf, einige von uns mit Andys Vater im Lieferwagen, mit dem wir auch Getränke, Proviant und Handtücher transportieren, die anderen mit einem Minibus, der extra für uns gemietet ist und direkt bis zum großen Stadion in Idutywa fährt. Insgesamt sind wir achtzehn, darunter auch Lindi und Thembeka. Kaum jemand von uns hat die Nacht zuvor geschlafen.
Außer unserem Spiel gegen die Idutywa Warriors finden an diesem Vormittag noch drei andere Begegnungen statt. Mit den Spielern der Vereine, die aus der Nähe stammen, sind auch viele Freunde und Eltern gekommen. Sogar ein Radioreporter ist anwesend und ein Fotograf von einer Lokalzeitung macht Fotos von allen teilnehmenden Mannschaften. Und dann werden wir auch schon vom Schiedsrichter, einem jüngeren Sportlehrer der Yizani High School, zur Aufstellung aufs Spielfeld gerufen. Zum ersten Mal sehen wir unsere Gegner aus der Nähe. Sie scheinen im Durchschnitt älter zu sein als wir. Aber auch sie haben keine Trikots, allerdings tragen drei Spieler ziemlich neue Fußballschuhe. Wir sind erleichtert, als der Schiedsrichter auf sie zugeht und sie auffordert, die Schuhe auszuziehen.
»Gleiche Bedingungen für alle«, sagt er ernst, und die drei gehorchen ohne Murren.
Endlich der Anpfiff!
Die erste Halbzeit beginnt zäh. Genau wie unsere Gegner sind wir schrecklich nervös. Mehrfach verschenkt Sipho gute Pässe, und auch Ayanda ist längst nicht in der Form, die wir sonst von ihm kennen. Zum Glück ist der Torwart unserer Gegner ebenso schlecht, und so kommt es, dass am Ende der ersten Halbzeit eine Menge Tore gefallen sind. Trotzdem ist niemand zufrieden mit dem Spiel. Es herrscht Gleichstand 6:6. Als wir zur zweiten Halbzeit aufs Spielfeld zurückkommen, stellen wir fest, dass viele Zuschauer nach der Pause zu anderen Spielen gegangen sind, die wohl mehr Spannung versprechen.
Obwohl inzwischen der Herbst begonnen hat, brennt die Sonne an diesem Vormittag noch mal knallheiß vom Himmel. In der zweiten Halbzeit müssen wir erkennen, dass wir noch längst nicht genug Kondition haben, um die volle Länge eines Spiels gut durchzuhalten. Genau wie unsere Gegner. Mehrfach werden in beiden Mannschaften Reservespieler eingewechselt. Das Spiel wird jedoch nicht besser davon. Am Ende gewinnen wir ganz knapp, weil einer der gegnerischen Verteidiger bei einem Gerangel vor deren Tor die Übersicht verliert und ein Eigentor schießt.
»Mann, waren wir schlecht!«, stöhnt Sipho, als wir uns nach dem Umziehen alle beim Lieferwagen treffen. Wir rechnen es Lindi hoch an, dass sie Ayanda nicht fertig macht, der im Tor so unsicher war wie noch nie und jetzt völlig niedergeschlagen ist. Nur Andys Vater versucht, uns zu ermutigen, und klopft dem einen oder andern, der besonders finster dreinschaut, tröstend auf die Schulter: »Immerhin habt ihr gewonnen!«
Als der Schiedsrichter schließlich aufkreuzt, um uns die frohe Nachricht zu verkünden, dass wir ins Viertelfinale vorgerückt sind, fällt allen ein Stein vom Herzen. Aber stolz sind wir nicht auf das, was wir heute gezeigt haben.
Vielleicht kam der Schock von Idutywa genau zum richtigen Zeitpunkt. Zwar haben wir auch schon in den letzten Wochen vor dem Achtelfinale unser Training ernster genommen als je zuvor, aber jetzt hat uns alle der Ehrgeiz gepackt. In der Zeit bis zum Viertel- und Halbfinale steigern wir unsere Leistungen in einem Maß, wie wir es davor kaum für möglich hielten. Es ist, als habe uns das vergeigte Spiel in Idutywa erst richtig deutlich gemacht, woran wir arbeiten müssen, wenn wir jemals mehr sein wollen als ein bunt zusammengewürfelter Haufen von Provinzlern - ein paar Chaoten, die nur Fußball spielen, weil sie nichts Besseres zu tun haben.
Bislang haben wir oft in mehr oder weniger zufälligen Formationen von manchmal sieben oder acht, zuweilen auch nur sechs Spielern pro Mannschaft gegeneinander gespielt. Ab nun beginnen wir, systematisch eine richtige Elf aufzubauen, und jeder von uns trainiert gezielt seinen Platz in der Mannschaft und die Zusammenarbeit mit den andern.
Beim Viertelfinale, das nur drei Wochen später in Mqanduli stattfindet, sind wir zum ersten Mal eine Mannschaft, die richtig zusammenspielt.
Zugegeben, auch beim zweiten Spiel in diesem Turnier haben
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