Themba
wir Glück mit unserem Gegner. Obwohl es eine Jugendelf aus einem »besseren« Viertel in iMonti ist, mit Spielern, die alle Trikots anhaben und nur unseretwegen ihre Fußballschuhe ausziehen müssen, fehlt bei ihnen der volle Einsatz. Sie geben schon halb auf, nachdem wir die ersten beiden Tore gelandet haben, und fangen in der zweiten Halbzeit sogar Streit untereinander an. Über den 4:2-Sieg können wir uns zu Recht freuen.
Jeden Tag nach der Schule und auch am Wochenende trainieren wir auf unserem Platz beim Tor in der Nähe von Siphos Hütte. Immer öfter stehen jetzt Kinder und Jugendliche aus der Nachbarschaft dabei und schauen den ganzen Nachmittag über zu. Als Nomtha das erste Mal mitkommt, sagt sie danach mit einem warmen Lächeln: »Themba, du spielst echt gut! Hast du gesehen, wie die Jüngeren zu dir aufschauen? Ich bin richtig stolz auf dich.«
Onkel Luthando fällt auf, dass wir beide nachmittags häufig nicht daheim sind. Das ist alles. Wohin wir gehen, interessiert ihn nicht. Einmal beschwert er sich:
»Gestern Abend war überhaupt kein Essen mehr im Haus. Kümmert ihr euch um gar nichts mehr?« Wir antworten beide nicht.
Ganz anders Großvater. Er gratuliert mir, als wir die Zulassung zum Turnier bekommen, und bedauert, dass er nicht mitkommen kann: »Meine alten Knochen wollen einfach nicht mehr so... aber ich drücke euch fest die Daumen!« Dabei klopft er mir mit seiner faltigen Hand ermutigend auf die Schulter.
Dann ist schließlich der Tag des Halbfinales, bei dem wir zum ersten Mal in einem richtigen Stadion mit Sitzreihen und Tribüne spielen. Erst sollten wir sogar bis nach iBayi, dem großen Port Elisabeth, fahren, aber in letzter Minute wird alles wegen irgendwelcher Bauarbeiten ins berühmte Unabhängigkeits-Stadion nach Umtata verlegt, dorthin, wo auch das Finale stattfinden wird.
Es gibt in Umtata eigene Gebäude zum Umkleiden und Duschen mit warmem und kaltem Wasser. Schiedsrichter wird ein Profi sein, der sogar schon in der Ersten Liga gepfiffen haben soll. Unsere Gegner nennen sich Soccer Sharks - »Fußball-Haie«. Sie kommen aus einem kleinen Ort an der Küste, von dem wir noch nie gehört haben. Aber sie sind genauso wild entschlossen zu gewinnen wie wir.
Bomvu njengegazi
Blutrot
Zum Halbfinale des großen Jugend-Fußballturniers der Provinz Eastern Cape sind einige tausend Zuschauer gekommen. Sogar ein Fernsehteam soll im Stadion sein, um für die Sportnachrichten am Abend zu berichten. Ganze Schulklassen aus mehreren Oberschulen der Umgebung sind erschienen, da der Eintritt noch ein letztes Mal frei ist. Für das Finale in einer Woche werden Tickets verkauft. Andys Vater hat gehört, dass auch ein paar bekannte Funktionäre von SAFA , der nationalen Fußballorganisation Südafrikas, auf der Tribüne sitzen werden, um nach besonders talentierten Spielern Ausschau zu halten.
»Und was dann?«, fragt Andy nach.
»Keine Ahnung«, antwortet sein Vater. »Vielleicht werden die zu einem besonderen Training eingeladen.«
In diesem Moment denkt jedoch niemand von uns an die Zukunft. Die Gegenwart ist aufregend genug. Als wir aus den Umkleideräumen aufs Spielfeld gerufen werden, laufen wir im Gänsemarsch hinaus - zuerst Sipho als unser Kapitän, dann wir anderen hinterher, genau wie wir es zu Hause geübt haben. Der Schiedsrichter, ein farbiger Mann, dessen Foto ich schon mal in Laduma gesehen habe, aber auf dessen Namen ich jetzt nicht komme, weist uns eine Linie zu, an der wir uns aufstellen müssen. Dann kommen auch die Soccer Sharks herausgelaufen, und das Stadion beginnt, voller Begeisterung zu johlen und zu klatschen. Es hört sich unglaublich an, so viele Menschen, die wegen dir und deinen Freunden einen Heidenlärm machen.
Sipho stößt mich an: »Gilt das wirklich alles uns?«
»Ja klar!«
Noch immer geht es nicht los. Der Schiedsrichter bittet die Kapitäne beider Mannschaften zu sich. Sie müssen sich einander mit ihren Vornamen vorstellen und sich die Hand auf ein faires Spiel geben. Über den Stadionlautsprecher hören wir einen Ansager zuerst auf Xhosa, dann auf Englisch rufen: » Masibaqhwabeleni! Dieser Applaus ist euer Willkommen! Ein Willkommen für unsere beiden Mannschaften! Die Haie mit rotem Band spielen in der ersten Halbzeit von rechts und die Löwen mit grünem Band spielen von links. Einer von beiden wird das Endspiel an Südafrikas Tag der Jugend bestreiten und ist damit in jedem Fall schon zweiter Sieger. Die andere Mannschaft wird
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