Themba
paar Wochen immerhin fünfzehn werde. Mit fünfzehn ist man schon ziemlich erwachsen.
»Wie muss man sich denn dafür bewerben?«, fragt Andy.
Gute Frage. Sipho zieht die Schultern hoch. »Davon hat der Mann an der Kreuzung nichts gesagt.«
Auf jeden Fall scheint die erste Information zu stimmen. Drei Tage später kommt Andy mit der neuesten Ausgabe von Laduma, in der ebenfalls von dem geplanten Wettstreit berichtet wird. Die Überschrift lautet: »Vorbereitung auf den Worldcup für südafrikanische Jugendliche.« Die Regierung hat, so steht da zu lesen, extra Geld lockergemacht, um »junge Talente für die bevorstehende Fußballweltmeisterschaft 2010 in Südafrika zu entdecken und zu fördern«. Auch eine Anschrift in Umtata ist angegeben, wo ein Delegierter des Sportministers ein Büro eingerichtet hat, das alles Weitere organisieren soll.
Etwa einmal in der Woche fährt Andys Vater nach Umtata, um Waren für seinen Laden einzukaufen. Ob wir da mitfahren können?
»Klar«, sagt Andy. »Ist bestimmt kein Problem.«
»Aber wer?«
Die meisten sind dafür, dass Andy, ich und Sipho als Älteste unsere Mannschaft in Umtata anmelden sollen. Ab dann gibt es kein Halten mehr.
Noch in der gleichen Woche brechen wir auf nach Umtata - Mr Steyn, Andys Vater, sitzt am Steuer des alten Lieferwagens und wir drei quetschen uns neben ihn auf die Beifahrerbank. Andy und ich tragen unsere Schuluniform und Sipho habe ich mein zweites helles Hemd geborgt, eine dunkle lange Hose hatte er noch selbst. Von Andy habe ich ein paar Schuhe geliehen, und Sipho trägt seine alten Sandalen, weil wir nicht mehr rechtzeitig drangedacht haben, für ihn Schuhe zu organisieren.
Das Büro des Delegierten liegt im ersten Stock des Rathauses. Andys Vater war wegen irgendwelcher Genehmigungen schon mal da und findet es auf Anhieb. Aufgeregt stehen wir einen Moment vor der Tür. Dass wir bloß keinen Fehler machen und die Anmeldung vermasseln. Sipho nickt mir zu, dann klopft er vorsichtig an die Tür.
»Viel zu leise«, flüstert Andy.
Sipho klopft erneut, diesmal so kräftig, dass wir alle, einschließlich Andys Vater, zusammenzucken. Jetzt oder nie! Entschlossen drücke ich die Klinke herunter und - nichts. Das Büro ist abgeschlossen. Dafür wird die Tür des Nebenzimmers geöffnet und eine junge Frau schaut uns neugierig an.
»Kann ich was für euch tun?«
»Ja!«, ruft Andy. »Wir sind ein Fußballverein aus der Nähe von Mqanduli und wollen uns beim Sportminister für die Meisterschaft der Junioren anmelden!«
Sie lacht: »Der Sportminister ist hier noch nie gewesen.«
»Aber doch sein Delegierter?«, ergänzt Sipho schnell.
Sie schüttelt den Kopf: »Nein. Aber das ist auch gar nicht nötig. Ihr braucht nur ein Anmeldeformular auszufüllen - und dann müsst ihr abwarten, ob ihr zu dem Wettkampf zugelassen werdet oder nicht.«
»Können Sie so ein Formular mit uns ausfüllen?«, springt uns Andys Vater bei.
»Mal sehen«, antwortet sie. Dann geht sie zurück in ihr Büro, holt einen Schlüssel, der nicht passt, dann einen zweiten. Damit öffnet sie endlich die Tür vor uns und winkt uns herein. Sie wühlt einen Moment in einer Ablage und sagt dann triumphierend: »Hier - ich hab’s!«
Als Anschrift unseres Vereins geben wir den Laden von Andys Vater an.
»Name des Vereins?«
Kein Problem: »Lion Strikers!«
»Und eure Trikotfarben?«
Wir schauen uns erschrocken an. Wir haben gar keine Trikots, von Farben ganz zu schweigen.
»Grün!«, ruft Sipho schließlich.
»Die Hosen?«, fragt die Frau.
»Ja«, stimme ich zu. Sie ist wirklich hilfsbereit.
»Und die Hemden?«
»Grün und Gelb«, sagt Andys Vater spontan.
»Gestreift?«, fragt sie nach.
Andys Vater nickt und unterschreibt unseren Antrag als unser offizieller Trainer.
Als wir wieder draußen sind, geben wir der Frau einer nach dem andern artig die Hand und gehen dann gesetzten Schrittes bis um die Ecke des langen Flurs.
Kaum sind wir außer Sicht, springen wir vor Freude gleichzeitig in die Luft.
»Wir waren so cool!«, ruft Andy.
Und Sipho klopft selbst Andys Vater auf die Schulter: »Sie waren klasse mit den gestreiften Hemden!« Noch nie habe ich Sipho so ausgelassen erlebt.
Als wir zwei Wochen später immer noch keine Nachricht aus Umtata haben, kommen uns Älteren langsam Zweifel.
»Die haben bestimmt viel zu viele Anträge bekommen«, vermutet Andy.
Und Ayanda fragt besorgt: »Habt ihr auch nichts falsch ausgefüllt?«
»Wir haben beinah alles falsch
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