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Themba

Themba

Titel: Themba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lutz van Dijk
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ausscheiden und den dritten oder vierten Platz belegen. Dieser Applaus ist euer Willkommen, Haie und Löwen! Den nächsten müsst ihr euch verdienen - durch ein Superspiel!«
    Dann beginnt aus einem Lautsprecher unsere Nationalhymne zu plärren. Augenblicklich singt das ganze Stadion mit: » Nkosi sikelel’ iAfrika - Gott schütze Afrika...«
    Während wir singen, werfe ich Sipho einen verstohlenen Blick zu und sehe, dass er Tränen in den Augen hat. Ich bin sicher, dass er an seine Mutter denkt wie ich an meine. Wenn die uns jetzt nur sehen könnten... Nomtha kann ich in dem riesigen Stadion nicht erspähen, obwohl ich weiß, dass sie mit Siphos Bruder Jabu irgendwo in der ersten Reihe sitzen muss.
    Der Himmel über dem Stadion ist bewölkt, das ist gut. Während wir uns auf unsere abgesprochenen Positionen verteilen, spüre ich einen kühlen Wind. Trotzdem wird in den kommenden zwei Halbzeiten niemand von uns frieren, ganz sicher nicht.
    Da kommt auch schon der Anpfiff. Anstoß haben die Haie und dringen damit auch augenblicklich in unsere Hälfte des Feldes vor. Sie sind unglaublich gut im Dribbeln, richtige Artisten. Gleich zweimal hintereinander umspielen mich zwei der gegnerischen Jungen und bekommen dafür Beifall vom Publikum. Zum Glück steht unsere Verteidigung und Ayanda ist heute in Topform. Er ist der Erste aus unserer Mannschaft, der vom ganzen Stadion bejubelt wird, nachdem er einen direkt unter die Torlatte gesetzten Ball abfängt, den er mit einem fantastischen Sprung gerade noch packen kann.
    Allmählich können auch wir unser Zusammenspiel aufbauen und dem Ansturm der energiegeladenen Haie besser standhalten. Mehrere Male gelingt es, gute Pässe zwischen mir, Sipho, Andy und zwei anderen Jungen aus unserer Elf zu platzieren, die uns wieder und wieder direkt bis vors gegnerische Tor bringen. Der Torwart der Haie ist ein Riese, bestimmt zwei Meter lang. Kaum zu glauben, dass der nicht älter als sechzehn sein soll. Er ist nicht besonders kräftig, aber läuft und springt hin und her wie eine Antilope. Obwohl bis zum Ende der ersten Halbzeit kein einziges Tor fällt, sind wir nicht unzufrieden. Es ist das beste Spiel, das wir jemals geboten haben. Auch das Publikum im Stadion honoriert den Einsatz beider Mannschaften mit langem Beifall.
    In der Pause stehen wir im Kreis um Andys Vater herum, der für jeden von uns Vitamingetränke organisiert hat.
    »Ihr müsst mehr angreifen!«, rät er uns. »Es kommt jetzt vor allem darauf an, wer die bessere Kondition hat, und ich habe gesehen, dass bei den Haien ein paar der Jüngeren schon ziemlich alle sind...«
    Sipho nickt zustimmend. Ich schaue ihn skeptisch an, denn ich habe bisher keinen unserer Gegner erschöpft gesehen. Plötzlich stehen auch Nomtha, Lindi und Jabu neben uns in der Kabine.
    »Ihr wart wirklich Klasse!«, sagt Nomtha anerkennend, und auch Lindi und Jabu nicken. Lindi drückt Ayanda die Hand. Und als sich die Ersten bereits neben den Eingang gestellt haben, um auf den Ruf des Schiedsrichters zur Rückkehr aufs Feld zu warten, tritt auf einmal Nomtha ganz nah an mich heran und gibt mir einen Kuss auf den Mund: » Mntakwethu - mein Bruder, ihr werdet es schaffen!«
    Ich streiche mit der Zungenspitze über meine Lippen und bin für einen Moment so glücklich wie vielleicht noch nie im Leben zuvor.
    Bevor ich etwas entgegnen kann, schiebt mich Nomtha zum Kabinenausgang: »Los... ihr müsst wieder raus!« Als ich mich noch immer nicht von selbst bewege, lacht sie und ruft: » Hamba maan - jetzt hau aber ab!«
    Da muss ich auch lachen und laufe hinaus, höre den aufbrausenden Beifall des Publikums und hüpfe schließlich federnd auf meiner Position im Mittelfeld. Was immer kommt, ich werde stark sein und mein Bestes geben.
    Unmittelbar nach dem Anpfiff befolgen wir den Rat von Andys Vater und konzentrieren uns auf den Angriff. Gut fünfzehn Minuten bestimmen wir das Spiel, und wenn die Haie nicht ihren Langen im Tor hätten, lägen wir sicher bereits mit zwei Toren in Führung. Dann aber wendet sich das Blatt, und die Haie, die schon drei Spieler ausgetauscht haben, dringen wieder öfter in unsere Hälfte vor. Bisher haben sie genauso hart gespielt wie wir, aber durchgehend fair. Einer der bei den Haien neu ins Spiel gekommenen Stürmer jedoch hat einen anderen Stil, ohne jede Rücksicht auf sich selbst oder andere. Er ist nicht größer als ich, aber stämmiger, und obwohl er barfuß ist, tritt er zu, als trüge er Stiefel mit Eisenkappen.

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