Themba
ausgefüllt«, erklärt ihm Sipho. »Aber das war unsere einzige Chance!«
Und dann jener unvergessliche Nachmittag, als Andy und sein Vater im Lieferwagen in mörderischem Tempo die Landstraße heraufgeknattert kommen und einfach über die offene Wiese bis hoch zu unserem Trainingsplatz holpern, wo sie mit einer Vollbremsung kurz vor unserem einzigen Tor zum Stehen kommen.
»Heeee...!«, schreit Andy und fällt beinah aus dem Auto. »Wir sind zugelassen - die Ausscheidungsspiele beginnen in einem Monat!«
Unsere Begeisterung kennt keine Grenzen. Wir jubeln und lachen und tanzen und liegen uns in den Armen vor Glück. Wir haben es geschafft, wir haben es tatsächlich geschafft! Jetzt müssen wir nur noch spielen. Und natürlich gewinnen.
In den kommenden Wochen treffen wir uns beinah jeden Tag zum Training, auch wenn nicht immer alle dabei sein können. Inzwischen sind wir mehr als dreißig »Löwenstürmer«. Die Jüngsten sind so um die acht Jahre, der Älteste ist nach wie vor Sipho mit sechzehn. Seit kurzem spielen auch drei Mädchen bei uns mit, die anfangs immer nur zum Zuschauen gekommen waren. Erst waren wir prinzipiell dagegen, Mädchen mitmachen zu lassen, schließlich spielen die Erwachsenen ja auch nicht in gemischten Mannschaften. Aber Lindi, Thembeka und Thandi haben sich nicht abschütteln lassen, und wir mussten irgendwann zähneknirschend zugeben, dass sie gar nicht so schlecht spielen. Um ehrlich zu sein, ist Lindi von uns allen die Beste im Tor.
Kurz vor Ende des Monats erhalten wir die genauen Spieltermine für die Vorentscheidungen im Achtelfinale und, für den Fall, dass wir es schaffen, auch die Daten für das Viertel- und Halbfinale. Der Endkampf um den Juniorsieger des Eastern Cape soll am 16. Juni, dem nationalen Tag der Jugend , im großen Unabhängigkeits-Stadion von Umtata stattfinden.
»Das ist gut«, sagt Ayanda, »das ist ein Feiertag im ganzen Land. Bestimmt wird das Stadion dann rappelvoll sein.«
»Denkst du, dass wir dafür Karten kriegen und eine Mitfahrgelegenheit nach Umtata?«, fragt sein jüngerer Bruder Akha zweifelnd.
Ayanda schlägt ihm auf die Schulter und lacht: »Karten? Mann, da spielen wir!«
Wir anderen lachen auch, aber niemand glaubt an so etwas Verrücktes.
»Wer ist denn unser erster Gegner nächste Woche?«, will Sipho wissen.
Wir beugen uns alle über den Brief, den Andy und sein Vater mitgebracht haben.
»Hier steht’s.« Ich zeige mit dem Finger auf unseren Verein und lese den Namen daneben vor: Idutywa Warriors. Nie gehört. Idutywa ist eine Stadt an der großen Autostraße Richtung iMonti, aber die »Idutwya-Krieger« scheinen genauso neu zu sein wie wir.
Zwei Tage vor dem ersten Spiel, das auf dem Sportplatz der Yizani High School in Idutywa stattfinden soll, müssen wir uns endgültig für die Aufstellung der elf besten Spieler entscheiden. Keine leichte Sache. Schließlich einigen wir uns darauf, einige der jüngeren als Reservespieler mitzunehmen. Sipho und Andy werden im Sturm eingesetzt, ich bin am besten im Mittelfeld und Ayanda wird im Tor stehen. Lindi protestiert: »Ich bin aber besser als Ayanda...«
Wir schauen uns verlegen an und drucksen eine Weile herum. Schließlich meint Sipho: »Lindi, bei den andern spielen auch keine Mädchen mit. Die werden uns auslachen, wenn du im Tor stehst. Das willst du doch sicher auch nicht, oder?«
»Denen würde das Lachen schon vergehen. Wenn wir gleich am Anfang rausfliegen, lachen sie noch mehr. Und dann seid ihr schuld«, sagt sie wütend.
Wir gucken alle ziemlich betreten unsere nackten Zehen an. Im Grunde weiß jeder, dass sie Recht hat, aber keiner sagt was, ich auch nicht.
»Was ist mit den Trikots?«, fragt Thabo, vielleicht auch um abzulenken.
»Kein Problem«, erklärt Andy. »Mein Vater hat angerufen, um zu fragen, wo die Yizani High School genau ist, und hat dabei nach den Trikots gefragt. Auch die meisten anderen Mannschaften haben keine kompletten Trikots. Wir müssen eine Armbinde in einer unserer Farben tragen, das ist alles. Und der Sportminister bezahlt die Busfahrt für alle Mannschaften zu den Spielen, sodass mein Vater sogar noch Benzingeld bekommt. Wisst ihr eigentlich, was der erste und der zweite Preis sind?«
Daran hatten wir bei der ganzen Aufregung noch gar nicht gedacht. Jetzt schauen wir ihn alle erwartungsvoll an.
Andy holt tief Luft: »Die Siegerelf bekommt 10 000 Rand und die Mannschaft auf dem zweiten Platz 5000 Rand.«
Mann, das ist ein Vermögen! Keiner
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