Themba
alle hören, »hier spricht John Jacobs, Cheftrainer von Ajax Cape Town. Wie geht’s Ihrem Torwart?«
Uns fallen fast die Augen aus dem Kopf. Der Mann vor uns ist tatsächlich »Big John«, wie er von Freunden wie Feinden genannt wird, einer der einflussreichsten Typen im Fußball von Südafrika und einer der Begründer des Erstliga-Klubs aus iKapa. 2
»Der sieht total anders aus als auf den Fotos in Laduma«, flüstert Sipho neben mir.
Big John lauscht einen Moment in den Hörer und sagt zweimal kurz: »Gut, gut!« Dann unterbricht er das Gespräch und ruft uns zu: »Euer Freund ist schon wieder auf den Beinen. Die Wunde am Kopf musste genäht werden, aber er kann noch heute wieder mit euch nach Hause fahren!«
Wir jubeln und klopfen uns erleichtert gegenseitig auf die Schultern. Niemand nimmt Anstoß daran, dass Lindi und Nomtha inzwischen zu uns in den Männer-Umkleideraum gekommen sind, um zu erfahren, was los ist. Währenddessen hat Big John weiter mit Andys Vater gesprochen, was leider im allgemeinen Lärm untergeht. Als endlich wieder Ruhe herrscht, hat er sein Handy bereits wieder abgeschaltet. Noch immer wissen wir nicht, was er eigentlich will.
Schon steht er wieder bei der Tür, dreht sich dann aber noch einmal um und sagt: »Ihr seid ein gutes Team!« Und zu Sipho: »Guter Kapitän!« Zu Lindi gewandt, brummt er anerkennend: »Klasse-Torwart, das sieht man schon nach drei Minuten!«
Wir freuen uns über sein Lob, als hätten wir das Spiel gewonnen und nicht die Haie.
Doch die größte Überraschung hat er noch in petto: »Ich habe deinem Vater meine Nummer und Anschrift hinterlassen«, sagt er zu Andy. »Ich will, dass ihr lernt, mit Fußballschuhen zu spielen, und werde dafür sorgen, dass er elf Paar bekommt, sobald ich eure Größen weiß!«
Das ist mehr, als wir je erhofft hätten. Wir springen vor Freude in die Luft, lachen und umarmen uns, als wären wir heute die Sieger der Ostkap-Provinz geworden und nicht gerade ausgeschieden. Sipho geht auf ihn zu, reicht ihm die Hand und sagt ganz pathetisch: »Im Namen der Lion Strikers meinen Dank - wir werden weiter unser Bestes geben!«
Wir klatschen, als hätte Sipho eine lange Rede gehalten.
Es ist eher Zufall, dass ich Big John die Tür aufhalte. Aber er legt mir den Arm um die Schultern und zieht mich ein Stück weit mit hinaus auf den Flur: »Du bist doch Themba, der das Tor geschossen hat?« Ich nicke. Da greift er in seine Hosentasche und zieht eine kleine hellblaue Karte heraus, auf der oben rechts das rote Symbol von Ajax Cape Town zu erkennen ist. »Ich würde dich gern noch mal spielen sehen. Ruf mich doch mal an. Ich bin in ein oder zwei Monaten wieder in der Gegend.«
Beeindruckt stecke ich die kleine Karte weg. Natürlich werde ich sie später Sipho und Andys Vater zeigen und beide um Rat fragen.
Als wir kurz darauf gemeinsam die Kabinen verlassen, um beim Stadioneingang auf Ayanda und Andys Vater zu warten, bevor wir die Rückfahrt antreten, kommen noch alle möglichen Leute auf uns zu, die uns sehen möchten. Ein Sportreporter macht ein kurzes Interview mit Sipho auf Xhosa und mit Andy auf Afrikaans. Ein paar jüngere Schüler fragen, ob wir Autogrammkarten haben. Ich lache und schreibe einem der Jungen, die höchstens acht oder neun sind, meinen Namen mit einem Kuli auf den Arm. Sogleich wollen die anderen ebenfalls unsere Unterschriften auf die Haut geschrieben bekommen.
»Ab jetzt nie mehr waschen!«, ruft Sipho, und alle lachen.
Endlich kommt Andys Vater mit Ayanda aus dem Krankenhaus zurück. Ayanda gibt sich zwar alle Mühe, sich nichts anmerken zu lassen, aber er muss doch üble Schmerzen haben. Sein Kopf ist zur Hälfte verbunden und die Nase und seine rechte Wange sind schauderhaft angeschwollen. Er winkt uns zu, aber kann nicht sprechen.
»Ayanda hat nicht mal gewimmert, als der Arzt die Wunde genäht hat«, meint Andys Vater anerkennend.
Wir geben dem Verletzten den besten Platz im Minibus und teilen uns dann für die Rückfahrt in zwei Gruppen auf. Die einen fahren mit dem alten Lieferwagen, die andern mit dem kleinen Bus.
Zuerst bringen wir Ayanda nach Hause. Andys Vater erklärt Ayandas erschrockener Mutter, was geschehen ist und welche schmerzstillenden Medikamente er mitbekommen hat. Danach fahren wir noch gut zwei Stunden über Land, bis wir alle direkt vor ihrer Tür abgesetzt haben. Schließlich bezahlt der Sportminister das Fahrgeld, da gönnen wir uns diesen ungewohnten Luxus.
Als Nomtha und ich vor
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