Themba
zu können.
»No, no...«, entgegnet der Schiedsrichter, »das ist wirklich nicht möglich!« Er guckt sich suchend nach einem der Linienrichter um, der aber weit weg steht und in eine ganz andere Richtung schaut.
»Und den Freistoß schießt Andy für uns«, fährt Sipho unbeirrt fort und zeigt mit dem Finger auf mich.
Im Stadion macht sich allmählich Unruhe breit. Gleichzeitig kommt der Ansager mit einem drahtlosen Mikrofon über den Rasen auf uns zu und fragt den Schiedsrichter nach Ayandas Verwundungen. Sie gehen ein paar Schritte von uns weg und reden leise, aber wild gestikulierend miteinander.
Einen Moment später hören wir die Stimme des Ansagers über die Lautsprecher: »Das Spiel wird fortgesetzt mit einem Strafstoß für die Löwen, ausgeführt von der Nummer 6 - Andy. Bitte begrüßt im Tor der Löwen für den verletzten Ayanda, dem wir alles Gute wünschen, den zweitbesten Torwart der Löwen... - Lindi!«
In den wenigen Sekunden, die Lindi braucht, um zu unserem Tor zu laufen, braust freundlicher Beifall auf.
Dann muss der Freistoß ausgeführt werden. Während wir zu unseren Positionen laufen, ruft Andy zu Sipho: »Du musst das machen... du bist unser Kapitän!« Er schüttelt nur den Kopf. Wie so oft scheint es, als hätte Sipho sich längst auf einen solchen Fall vorbereitet und eine Entscheidung getroffen.
Im Stadion wird es still, als der Ball vom Schiedsrichter platziert wird. Dann tritt Andy zu - der Ball fliegt bis in die gegnerische Hälfte, Zama übernimmt, sprintet weiter nach vorn und gibt einen steilen Pass zu mir durch. Wir haben so einen Aufbau oft bei Siphos Hütte geübt - es gelingt auch jetzt. Ich übernehme den Ball, umspiele einen Verteidiger und tue so, als wollte ich den Ball hoch unter die Latte setzen. Im allerletzten Moment knalle ich ihn direkt in die untere rechte Ecke. Der Lange reißt nur kurz die Arme hoch, doch das reicht, um nicht mehr schnell genug in die rechte Ecke seines Tors fliegen zu können.
» Laduuuma, laduuuma - Tor, Tor!«, höre ich es erst um mich herum, dann aus weiter Ferne wie einen gewaltigen Chor, durchmischt von Beifall und Schreien und schließlich der aufgeregten Stimme des Ansagers: »Tor, Tor! Das erste Tor für die Löwen - durch Themba! Damit steht es 2:1 für die Haie. Noch vier Minuten zu spielen.«
In den letzten Minuten legen wir wie zum guten Abschied noch einen schönen Angriff hin, der knapp am Tor der Haie vorbeigeht. Beim Gegenangriff entsteht eine spannende Situation vor unserem Tor, die Lindi, von Beifall begleitet, professionell meistert und schließlich mit einem grandiosen Schuss in die gegnerische Hälfte abschließt. In dem Moment ertönt der Abpfiff des Schiedsrichters.
Sipho und der Kapitän der Haie laufen aufeinander zu und schütteln sich die Hände. Sipho gratuliert zum Sieg und der andere Kapitän entschuldigt sich für das Foul. Bei der Schlussansage werden beide Mannschaften mit lang anhaltendem Beifall des Publikums belohnt.
Während wir vom Platz laufen, sehe ich Nomtha winken. Ich winke zurück. Nur ihr... Sipho sieht es und lacht mir zu.
Einerseits bin ich sauer wegen der beiden brutalen Fouls und Ayandas und Siphos Verletzung. Um Ayanda machen wir uns alle Sorgen und so ist die Stimmung nicht besonders ausgelassen. Andererseits haben wir heute gezeigt, was wir können, und darauf können wir alle stolz sein. Wir waren nicht die schlechtere Mannschaft, die andern waren nur rücksichtsloser. Und auch wenn mir mehrere zum gelungenen Tor gratulieren, waren wir heute vor allem als Team so gut wie nie zuvor.
Während wir uns noch umziehen und Witze zu Lindi hinüberrufen, für die extra eine Damen-Umkleideabteilung aufgeschlossen wurde, klopft es plötzlich an unsere Tür.
» Ngena - herein«, ruft Sipho, »wer immer mit den zukünftigen Weltmeistern aus Qunu sprechen will!«
Die Tür geht auf, und ein älterer farbiger Typ im Anzug steht davor, den noch niemand von uns je gesehen hat.
»Wo ist euer Trainer?«, fragt er, ohne sich vorzustellen.
»Im Krankenhaus«, entgegnet Sipho. »Bei Ayanda, unserem verletzten Torwart.«
Andy sieht als Erster, dass der Mann ein superprofessionelles Handy am Gürtel trägt. »Mein Vater hat auch ein Handy!«, ruft er. »Also wenn Sie mit unserem Trainer, meinem Vater, sprechen wollen...« Und er sagt ihm die Nummer aus dem Kopf auf.
Der Fremde nickt, zieht das Handy heraus und tippt die Telefonnummer von Andys Vater ein.
»Hallo«, sagt er dann, und wir können es
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