Themba
Nomthas unmöglich zu machen. Ein schwerer Fehler, wie mir nur wenig später klar wird. Denn selbst in seinem Suff ist Onkel Luthando mir körperlich überlegen, und Augenblicke später wünsche ich mir nichts sehnlicher, als mich auch aus dem Staub zu machen.
In dem Moment, als ich mich an der Tür wieder zu ihm umdrehe, hat sich Onkel Luthando bereits erhoben und steht nun schwer atmend unmittelbar vor mir. Seine Augen fixieren mich mit unendlicher Wut. In aller Ruhe schließt er zunächst seinen Hosenschlitz und wankt dann einen weiteren Schritt auf mich zu, sodass er mir seinen nach Schnaps stinkenden Atem genau ins Gesicht stößt.
»Ich bring dich um!«, keucht er und holt zum ersten Faustschlag aus.
Ich bin vorbereitet und es gelingt mir wegzutauchen. Verzweifelt schaue ich mich nach dem Feuerhaken oder einem anderen schweren Gegenstand um - nichts in Reichweite. Als ich mich gerade aufrichten will, um zu sehen, was er als Nächstes tut, trifft mich ein zweiter Schlag in den Nacken und lässt mich kurz zu Boden gehen. Ich springe sofort wieder auf und schlage wahllos zweimal in Richtung seines Gesichts. Ein Treffer landet auf seiner Nase, die sofort zu bluten beginnt. Wie ein angestochener Stier schlägt er mir nun mit der flachen Hand von links ins Gesicht. Ich verliere erneut das Gleichgewicht und knalle beim Hinfallen mit dem Kopf auf Mutters Stuhl. Auch mir läuft nun Blut von der Stirn.
In der Nähe zuckt ein Blitz und für den Bruchteil einer Sekunde sehe ich die Fratze des Onkels auf mich zukommen. Das grelle Licht lässt die Farbe seines Blutes in schrillem Rot aufleuchten. Dann spüre ich plötzlich, wie er mit beiden Händen meinen Hals umklammert …
Mit aller Kraft versuche ich, mich seinem Griff zu entwinden, aber er hält mich wie im Schraubstock. Nicht mal mehr schreien kann ich, denn ich kriege keine Luft mehr. Ich trete um mich, um ihn loszuwerden, aber da wird mir plötzlich schwarz vor Augen. Der Gestank seines Atems lässt nach und ebenso der Schmerz an meinem Hals, ich sehe nur noch ein rotes Leuchten, blutrot, sonst nichts mehr, bis alles um mich herum schwarz wird und still …
Ukusaba
Die Flucht
Das Erste, was ich spüre, als ich wieder zu mir komme, ist ein stechender Schmerz am Kopf und ein Brechreiz im Hals. Ich liege auf dem Bauch in einer seltsamen Position, beide Beine halb über die Kante der Schlafmatte hinausragend. Es ist stockdunkel im Raum, noch immer prasselt draußen der Regen auf unser Strohdach, aber das Gewitter scheint inzwischen weitergezogen zu sein. Wie lange war ich bewusstlos? Fünfzehn Minuten, eine halbe Stunde?
Erst allmählich kommt die Erinnerung zurück. Vorsichtig drehe ich meinen Kopf, um zu sehen, wo Onkel Luthando ist. Erneut ein Stich durch den Schädel. Aber meine Augen haben sich jetzt genug an das Dunkel gewöhnt, um die massigen Umrisse seines entblößten Oberkörpers auf Mutters Bett zu erkennen. Ein Laken hat er sich bis knapp unter den Bauchnabel gezogen. Er liegt auf dem Rücken und scheint zu schlafen, obwohl keine Schnarchgeräusche aus seinem offenen Mund zu vernehmen sind.
Als ich mich vorsichtig mit einem Arm abstütze und erneut meinen Kopf aufrichte, nehme ich noch einen anderen Schmerz wahr, der von meinem Unterleib herkommt, den ich aber zunächst nicht sicher lokalisieren kann. Erst jetzt bemerke ich, dass ich meine Unterhose nicht mehr anhabe. Suchend taste ich neben der Matte auf dem Boden danach und halte plötzlich einen Stofffetzen der Hose zwischen den Fingern, kaum größer als meine Handfläche. Was, um Himmels willen, ist geschehen?
Ich lasse mich langsam zur Seite rollen und versuche, mich aufzusetzen. Jetzt spüre ich einen Schmerz, der eindeutig von meinem Hintern kommt und so heftig ist, dass ich mich sofort zurückfallen lasse. Zaghaft und mit zitternden Fingern fühle ich nach und fasse in eine eigenartige Feuchtigkeit, kein Blut, kein Schweiß… das ist… mein Gott...
Mit einem Schlag ist mir klar, was geschehen ist. Die Flüssigkeit, die ich fühle, ist dünn gewordenes Sperma, aber eindeutig nicht meines. Das hier kann nur von diesem elenden Luthando stammen, der sich nicht schämt, sich von uns Onkel nennen zu lassen. Er hat mich missbraucht, er hat mich vergewaltigt, er hat mich, Themba, fünfzehn Jahre, wie ein Mädchen genommen, nur von hinten, als ich keine Chance mehr hatte, mich zu wehren. Mein Herz rast so wild, dass ich fürchte, mir könnte abermals schwarz vor Augen werden.
Obwohl es
Weitere Kostenlose Bücher