Themba
Klinik ist für heute geschlossen. Ab morgen früh um sieben Uhr könnt ihr wieder kommen!« Damit knallt er die Tür wieder zu.
Wütend trete ich gegen das Portal. Was wäre, wenn wir nun wirklich einen Notfall hätten melden wollen?
Während ich noch zornig auf die Tür starre, zieht mich Nomtha plötzlich am Arm: »Schau mal, dahinten auf dem Parkplatz geht die Krankenschwester, die wir eben mit der jungen Mutter gesehen haben.« Bevor ich reagieren kann, drückt sie mir ihren Jutesack in den Arm und läuft, so schnell sie kann, zur Ausfahrt des Parkplatzes. Die Schwester ist inzwischen in ein Auto gestiegen. Gerade noch im letzten Moment kann Nomtha den Wagen aufhalten und die Schwester sogar dazu bewegen, ihre Scheibe herunterzukurbeln. Ich kann nicht hören, was sie miteinander sprechen, aber ich sehe, wie die Schwester nach einem längeren Wortwechsel den Motor abstellt und Nomtha mir mit beiden Armen winkt herzukommen.
Inzwischen achte ich schon kaum noch auf die Pfützen. Mit beiden Säcken über den Schultern laufe ich ebenfalls zum Parkplatz. Ich bin jetzt so nass, dass mir der Regen schon gar nichts mehr ausmacht. Als ich bei den beiden ankomme, öffnet die Schwester die hintere Wagentür und bittet uns, zu ihr ins Auto zu steigen.
Kaum sitzen wir, die beiden Säcke auf dem Schoß, ergreift Nomtha aufgeregt meine Hand und starrt wie gebannt die Krankenschwester an, die ich erst jetzt aus der Nähe sehen kann. Sie ist vermutlich nicht viel älter als Mutter. Nun dreht sie sich zu uns beiden um und sagt: »Ich habe vor gut drei oder vier Monaten eine Frau mit dem Namen eurer Mutter behandelt. Es ging ihr nicht gut, aber sie kam nicht zum nächsten Termin.«
Nomtha und ich schauen uns erschrocken an. Was, um Gottes willen, ist mit ihr geschehen?
»Hatte sie einen Unfall?«, fragt Nomtha atemlos. Ungefähr so lange ist es ja auch her, dass wir den Briefumschlag mit Geld von ihr bekamen. Seitdem haben wir nichts mehr von ihr gehört.
»Nein«, antwortet die Schwester, die ihr schwarzes Haar ganz kurz geschnitten hat und zwei moderne Ohrringe trägt. »Es war kein Unfall. Aber die Frau war sehr krank. Und vielleicht erinnere ich mich auch nur deshalb an sie, weil sie immer wieder davon sprach, dass sie daheim einen Sohn und eine Tochter hat, die auf sie warten.«
»Kennen Sie ihre Anschrift?«, bohre ich nach.
»Nicht aus dem Kopf, aber ich kann in unserer Kartei nachschauen«, antwortet sie hilfsbereit. Sie startet den Wagen, rollt in die Parkbucht zurück und geht dann mit uns durch eine Hintertür, für die sie einen Schlüssel besitzt, in die Klinik.
Als uns der Mann im blauen Overall erkennt, will er sofort wieder losschimpfen, aber die Schwester hält ihn zurück: » Kulungile - alles in Ordnung, Tsepho! Ich muss nur kurz ins Büro für die beiden.« Uns erklärt sie: »Das ist Mr Tsepho, unser Hausmeister. Ach ja, und ich bin Sister Princess.«
Wir geben ihr und Mr Tsepho die Hand und stellen uns ebenfalls vor. Dann verschwindet sie in einem Raum, vor dessen Tür wir warten müssen, und kommt kurze Zeit später zurück.
»War kein Problem, da ihr ja den vollen Namen hattet. Ob die Anschrift allerdings noch stimmt, weiß ich nicht. Hier, ich habe sie euch aufgeschrieben.«
Sie reicht uns einen kleinen Zettel und wir beugen uns gleichzeitig über das Papier: Shack Nr. 8744, Wetlands.
»Ist das hier im Township?«, fragt Nomtha.
»Ja«, antwortet Sister Princess. »Die Wetlands sind ein Gebiet am Rand des Townships, wo es keinen Strom und kein fließendes Wasser gibt. Dort wohnen zumeist die Neuzugänge, die noch keine Freunde oder Verwandte hier haben. Das Problem dort ist vor allem, dass es regelmäßig Überschwemmungen gibt, vor allem jetzt im Winter. Daher kommt auch der Name. Aber dafür kostet es nichts, dort zu wohnen. Jeder baut sich etwas zusammen und niemand kontrolliert es.«
Uns ist das alles egal, wenn wir Mutter nur bald finden. »Wären Sie so nett, uns zu zeigen, wo die Wetlands sind?«, bittet Nomtha.
»Es ist nicht weit von hier. Ich kann dort vorbeifahren, bevor ich zu meinem Nachmittagsdienst ins Kreiskrankenhaus muss.« Sie schaut auf die Uhr. »Wenn wir uns beeilen, schaffe ich es gerade noch.«
Zum ersten Mal ist der Hausmeister nicht mehr unfreundlich, sondern öffnet Sister Princess und uns sogar die Tür und winkt, als wir die Klinik verlassen. Er scheint die Schwester sehr zu mögen.
Sie lächelt zurück und sagt leise zu uns: »So blöd ist der gar
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