Themba
in Parow ist. Aber da hat er schon aufgelegt.
Ich wähle die Nummer noch einmal und bitte die Sekretärin, mir den Weg vom Hauptbahnhof zum Training in Parow zu beschreiben.
»Das ist am Conradie Drive«, erklärt sie geduldig, »gar nicht zu verfehlen. Wenn du aus der Stadt kommst, gleich hinter dem N1-City-Shopping Center. Vor der Sporthalle steht auf einer Steinmauer in großen Buchstaben das Wort Ikamva !« Ich wiederhole und Nomtha schreibt auf einem Zettel die Wegbeschreibung mit.
» Ikamva … die Zukunft!«, murmelt sie und unterstreicht das Wort noch einmal, als ich den Hörer schon eingehängt habe.
Die Zeiger der riesigen Bahnhofsuhr sagen mir, dass ich gerade noch gut eine Stunde habe, um nach Parow zu kommen. Mit Nomtha verabrede ich, dass sie schon mit der Bimmelbahn und dem Minibus zurück ins Township fährt, während ich mein Glück bei Big John allein versuchen will. Falls ich den letzten Zug nach Fish Hoek nicht mehr kriege, würde ich die Nacht über am Bahnhof schlafen und erst am nächsten Tag heimkommen.
»Viel Erfolg, Themba!«, ruft Nomtha, als sie sich zum Fahrkartenschalter aufmacht und ich mich bei der Information erkundige, wie ich am besten nach Parow komme.
Meine Glückssträhne scheint nicht abzureißen. Gleich hinter mir stehen zwei junge weiße Männer mit einem eigenartigen Akzent, die hören, wie ich mich nach dem Trainingsgelände von Ajax Cape Town erkundige. Sie bieten mir an, mit ihnen im Auto mitzufahren. Sie müssen einen Freund in der Nähe von Parow abholen.
»Bist du auch Ajax-Fan?«, fragt einer der beiden interessiert, als ich hinten bei ihnen im Wagen sitze.
»Ich weiß noch nicht«, antworte ich ehrlich und hoffe, dass sie mich jetzt nicht gleich wieder aussteigen lassen...
Tatsächlich fahren mich die beiden bis fast vor die Tür. Das Wort Ikamva und das Emblem von Ajax auf der Mauer sind bereits von der Straße aus gut erkennbar. Das Klubhaus ist ein beeindruckender Neubau, zu dem eine breite Treppe hinaufführt. Nach dem Aussteigen kann ich den Eingang zum Sportplatz erst nicht finden, aber schließlich entdecke ich ein eisernes Schiebetor, an dem mir jedoch ein Sicherheitsposten den Zugang versperrt und nach meinem Klubausweis fragt.
»Ich bin hier auf Einladung von Mr Jacobs«, sage ich mit fester Stimme und nenne meinen Namen.
»Moment mal«, brummt er und tippt ein paar Zahlen auf einer Art Haustelefon ein. Kurz darauf spricht er etwas in den Apparat an der Wand, lässt das Tor ein Stück weit aufgleiten und winkt mich dann hindurch: »Dahinten, gleich bei der ersten Sporthalle.«
Obwohl es noch vor 16 Uhr sein muss, sehe ich schon eine Gruppe Jungen in meinem Alter aus der Sporthalle auf das Feld davor laufen. Einige tragen die rotweißen Ajax-Trikots, andere normales Sportzeug, aber alle haben 1a Fußballschuhe. Insgesamt sind es bestimmt über dreißig Jungen.
Obwohl nirgends ein Trainer zu sehen ist, scheinen alle genau zu wissen, was sie zu tun haben. Sie stellen sich in Zweiergruppen auf und unterstützen sich gegenseitig beim In-die-Luft-Springen. Erst jetzt kommt ein junger Mann in einem viel zu weiten Trainingsanzug dazu. Er ruft etwas und alle bilden einen Halbkreis um ihn herum.
Ich bleibe etwas außerhalb stehen.
»Leute, ihr wisst, worum es heute geht«, sagt er. »Alle paar Wochen kommt Big John, um sich anzusehen, was wir dazugelernt haben. Und vielleicht den einen oder anderen mal in seinem A-Team mitspielen zu lassen. Also, zeigt, was ihr könnt!«
Noch immer keine Spur vom großen Meister. Aber umso mehr beeindruckt mich, was da in der nächsten Viertelstunde an Ballkunststücken vorgeführt wird.
Ein kräftiger Junge mit glatten dunklen Haaren kann den Ball nicht nur locker mehr als zwanzigmal ohne Unterbrechung mit der Stirn kicken, sondern auf Zuruf genau zu anderen Mitspielern in verschiedenen Abständen.
Ein eher dicklicher Junge umdribbelt wie im Slalom in hohem Tempo eine Strecke von gut dreißig Metern, auf der die unmöglichsten Hindernisse aufgebaut sind, ohne auch nur einmal den Kontakt zum Ball zu verlieren. Die anderen klatschen jeweils freundlich und ohne Neid Beifall.
Erst jetzt scheint mich der junge Trainer wahrzunehmen: »Suchst du jemanden?«
Einige drehen sich nach mir um. Was soll ich nur antworten, ohne gleich als Angeber dazustehen?
Ich setze zu einer Erklärung an, aber bevor ich etwas sagen kann, ruft plötzlich aus der Nähe der Sporthalle jemand: »Leute, er kommt!«, und alle Blicke fliegen in
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