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Themiskyra – Das Versprechen (Band 2) (German Edition)

Themiskyra – Das Versprechen (Band 2) (German Edition)

Titel: Themiskyra – Das Versprechen (Band 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dani Aquitaine
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zu spät, um mich noch zu den Arbeiterquartieren zu stehlen. Immerhin konnte ich Atalantes Bitte an sie delegieren, sich verstärkt um Polly zu kümmern.
    „Natürlich!“, erwiderte Corazon fast beleidigt. „Das würden wir ohnehin tun!“
    „Ell, warum ist sie ausgezogen?“, erkundigte sich Victoria vorsichtig.
    „Ich denke, sie will eine Zeit lang für sich sein.“
    „Das verstehe ich ja, aber sie hat heute kein einziges Wort mit dir gewechselt“, bemerkte sie scharfsinnig. „Was ist denn nur los?“
    Ich wollte nicht mehr lügen. Ich war so unglaublich müde. „Es wird sich mit der Zeit geben“, erwiderte ich nur. Daran musste ich glauben.
     
    In der Mittagspause am nächsten Tag lief ich sofort zu Dante in die Färberei. Ich musste wissen, was genau mit Louis los war. Der alte Mann verarbeitete gerade die Ginsterblüten, die wir gepflückt hatten, als die postapokalyptische Welt noch in Ordnung gewesen war, und sah bei meinem Eintreten auf. Ich begrüßte ihn.
    „Hallo Ell.“ Sein Lächeln war so halbherzig wie meines, was mich bestürzte. Er war immer guter Dinge gewesen, egal, wie es zwischen mir und Louis gestanden hatte, hatte sich nie eingemischt oder sich beeinflussen lassen. „Du bist zurück.“
    „Ja.“ Ich wollte nicht über meine Erlebnisse reden, nicht schon wieder. „Wegen Louis … Ich habe ihn gestern kurz im Stall gesehen, aber wir konnten nicht reden und er war …“ Ich suchte nach Worten, aber Dante kam mir zuvor.
    „Was hast du nur getan.“ Er schüttelte den Kopf und ließ sich auf einem Hocker nieder. Sein trauriger Blick machte mir Angst. „Louis war rasend vor Sorge, als er dich am Fluss nicht finden konnte. Er hat die ganze Nacht lang den Wald nach dir abgesucht, wieder und wieder. Im Morgengrauen kam er zurück, nur um sofort wieder aufzubrechen.“
    Mein Herz zog sich zusammen. „Er hat mich die ganze Zeit gesucht? Er ist auch nicht arbeiten gegangen?“
    „Wie hätte er können. Er war außer sich. In der Nacht darauf ist er bis zur Mühle und zurück geritten. Er wusste ja nicht, wo du hinwolltest.“
    Ich musste schwer schlucken. „Ich dachte, wenn ich nicht am Treffpunkt auf ihn warten würde, würde er schon die richtigen Schlüsse ziehen.“
    „Das hat er. Aber das heißt nicht, dass er sie akzeptieren konnte. Du kennst ihn doch.“
    „Es tut mir so leid.“ Ich schlug die Hände vors Gesicht. Hörte das denn nie auf? Egal, was ich tat, alles wurde immer nur noch schlimmer.
    „Sag das nicht mir. Obwohl, doch, zwischenzeitlich war er nämlich auch ganz enorm wütend auf mich, dass ich mir überhaupt das Versprechen habe abnehmen lassen, dir von ihm die Ausrüstung zur Weide bringen zu lassen.“
    Ich war zerknirscht. „Entschuldige, Dante.“
    „Schon gut“, erwiderte er milde. „Dein Plan war gut und für gute Pläne bin ich immer zu haben.“
    „Ich muss Louis sehen. Kannst du ihm sagen, dass ich heute Abend am Fluss auf ihn warte?“
    „Natürlich.“ Doch auch die Zuversicht in seiner Stimme konnte über die Besorgnis in seinem Blick nicht hinwegtäuschen.
     
    Ich verbrachte den Nachmittag mit dem einen oder anderen Raubzug durch die Vorratskammern Themiskyras. Nach dem Herumschleichen im Lager der Cheops kam mir das wie der reinste Sonntagsspaziergang vor, mein Herz klopfte deswegen nicht mal mehr schneller. Aber das hatte ja auch andere Probleme.
    Wenn er sich solche Sorgen gemacht hat, dann muss er dich lieben, hatte es beschlossen. Und Liebe geht durch den Magen, also bringst du am besten etwas Leckeres für ein Picknick mit, damit er seine Wut auf dich ganz schnell vergisst.
    Ich wollte gerade los, als die Amazonen in den Hof einritten, die tags zuvor zum Lager der Vatwaka aufgebrochen waren. Sie sahen müde aus, aber schienen alle wohlauf zu sein. Sicherheitshalber zählte ich sie durch.
    Ja, alle da. Ich atmete auf.
    „Hi Ell!“, rief mir eine der Reiterinnen zu und stieg ab. Ich erkannte Irina, winkte zurück und ging zu ihr.
    „Alles in Ordnung?“, fragte ich und suchte sie mit dem Blick nach Verletzungen ab, doch bis auf einen Kratzer auf der Wange sah sie aus wie aus dem Ei gepellt.
    „Natürlich.“ Sie grinste. „Wir haben alle erwischt.“ Dann wurde sie schnell ernst. „Den Bauern und seine Familie haben wir begraben und den Hof anschließend angezündet. Da wird sich niemand mehr einnisten.“
    „Gefangene wurden wie immer keine gemacht?“ Ich fand es irgendwie abartig, dass ich erleichtert war, als Irina nickte.

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