Themiskyra – Das Versprechen (Band 2) (German Edition)
kurz vergessen. Und je länger die Küsse dauerten, desto länger geriet sie in Vergessenheit …
Er hielt mich fest und küsste mich mit einer Verzweiflung zurück, die vermuten ließ, dass es ihm ähnlich ging wie mir. Aber eigentlich vermutete ich überhaupt nichts mehr, mein Verstand war schon vor ein paar Minuten ins Koma gefallen und mein Herz, obgleich komplett gerädert, hatte die Regie übernommen.
Und der Rest meines Körpers, der Louis mit einem Mal nicht nah genug sein konnte. Ich klammerte mich an ihn und spürte durch das Hemd die Bewegung seiner Muskeln, als er mich fest an sich drückte und sich mit der anderen Hand auf die Suche nach Haut machte. Sie glitt aufwärts über meinen Arm und meine Schulter, wieder abwärts über mein Schlüsselbein und jagte mir dabei Schauer über den Rücken. Da ich in der Schlacht offenbar meine Feinmotorik eingebüßt hatte, scheiterte ich beim Versuch, seine Hemdknöpfe zu öffnen. Schließlich riss ich es einfach auf, hörte den einen oder anderen Knopf über den Boden springen, und dachte vage: Egal, ich kann nähen …
Alles, was zählte, war, dass ich mehr Haut erobert hatte, an die ich mich jetzt schmiegen konnte. Ohne unseren Kuss zu unterbrechen, schob er mich durchs Zimmer bis zum Fenster und schloss den Vorhang. Er zog mir das nasse Oberteil über den Kopf und diesmal musste ich mich nicht schämen, immerhin war ich im Besitz der tollsten Unterwäsche der ganzen Stadt. Als ich ihm das Hemd über die Schultern abstreifte und die blauen Flecken sah, die er beim Kampf davongetragen hatte, die Kratzer und Schnitte an seinen Armen, küsste ich jeden einzelnen davon und versuchte dabei, den schrecklichen Gedanken zu vertreiben. Daran, dass er jede einzelne Blessur nur hatte, weil er dasselbe für mich tun würde.
Nach einer Weile kam ich wieder bei seinem Mund an, aber Louis löste sich von mir und ging in die Knie, um mir die Stiefel auszuziehen, bevor er mich aus der Hose schälte, die nass und schwer an meinen Beinen klebte. Auch er bedeckte jeden meiner Blutergüsse und alle wunden Stellen mit sanften Küssen, vertrieb die Erinnerung an den Schmerz und seine Ursache.
Er strich über die hellen Striemen unterhalb meines Knies, die dort die Haut zerfurchten, wo mich vor einer gefühlten Ewigkeit das herabgestürzte Eisengitter auf dem Grund des alten Wasserkraftwerks festgehalten hatte, während der Pegel gestiegen war. Bevor Louis mich aus dem Wasser gezogen und mir das Leben gerettet hatte. Ich wusste jetzt, dass ich ihn auch lieben würde, wenn ich mich nicht in Gefahr gebracht und er mich nicht gerettet hätte. Es war völlig unausweichlich gewesen. Ich gehörte zu ihm und er zu mir.
Vorsichtig hob er meinen rechten Fuß an und berührte die Sohle. Um nicht die Balance zu verlieren, der ich in meinem momentanen, berauschten Zustand kaum trauen konnte, lehnte ich mich an der Holzwand an.
Louis sah zu mir auf. „Wie geht es deiner Wunde?“ Seine Stimme klang dunkler als sonst.
Die Frage beinhaltete weit mehr als die Sorge um eine banale Verletzung, die Monate zurücklag. „Gut“, gab ich zurück und lächelte. Ich dachte an den Andrakor und den Flashback, die ich beide mit Erfolg hatte bekämpfen können. Triumph stieg in mir auf und ich nickte. „Sehr gut sogar.“ Da war ich absolut sicher.
Kurz hatte ich Angst, dass er einen Rückzieher machen würde, weil er befürchtete, dass ich wieder austicken würde. Doch die Verbindung stand und er konnte genauso deutlich sehen, dass ich die Wahrheit sagte, wie ich in seinen Augen das Verlangen nach mehr, nach mir, nach uns erkennen konnte. Einen Wimpernschlag später spürte ich seinen Körper an meinem, seine Lippen auf meinem Mund, meiner Wange, meinem Hals, seine Hände überall, seinen Atem, seinen Herzschlag, der sich mit meinem verband.
Ich fühlte mich, als würde die Strömung eines Ozeans an mir zerren, nur in meinem Inneren, unter der Haut meiner Arme und Beine, dennoch nahm sie mir das Gleichgewicht. Aber Louis hielt mich fest und ich wusste, dass mir nichts passieren konnte. An beiden Händen führte er mich zu seinem Bett hinüber und zog mich an sich.
Kapitel 20
Das Feuer im Ofen und die meisten der Kerzen waren heruntergebrannt, die verbleibende Glut tauchte den Raum in gedämpftes, warmes Licht. Erschöpft, aber komplett glücklich kuschelte ich mich an Louis. In jeder Zelle meines Körpers summte es.
Ich hatte mich kein bisschen eingesperrt gefühlt, im Gegenteil – noch nie war
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