Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Themiskyra – Das Versprechen (Band 2) (German Edition)

Themiskyra – Das Versprechen (Band 2) (German Edition)

Titel: Themiskyra – Das Versprechen (Band 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dani Aquitaine
Vom Netzwerk:
mit erstickter Stimme. Im Augenwinkel sah ich, dass Polly plötzlich kerzengerade dasaß.
    „Ich weiß auch in wen“, teilte Victoria mir bestimmt mit. „In den Schnuckel.“
    „Wer?“ Ich hatte das Gefühl, als hätte man mir den Boden unter den Füßen weggezogen.
    „Was denn für ein Schnuckel?“ Corazon hielt im Einschenken inne und sah kritisch auf.
    „Was ist denn ein Schnuckel?“, meldete sich Polly zu Wort, aber ich hörte die Anspannung in ihrer Stimme.
    Victoria winkte ab. „Ell weiß, wen ich meine.“
    Ich schüttelte nachdrücklich den Kopf und rang gleichermaßen nach Worten und Luft. Wäre es so schlimm, wenn sie es wüssten? Würden sie mich verraten? Würden sie mich verurteilen? Victoria vielleicht am wenigsten, weil sie mich vielleicht zumindest teilweise verstehen konnte, aber auch sie sah so unglaublich ernst drein, dass ich mich, falls es hart auf hart käme, auf ihre Loyalität nicht würde verlassen können.
    „Darüber solltest du keine Witze machen“, sagte Corazon pikiert.
    In dem Moment entglitt Victoria der strenge Gesichtsausdruck und sie brach in Gekicher aus. „Doch! Dochdochdoch! Habt ihr Ells Gesicht gesehen? Das war's wirklich wert.“
    Eine Welle der Erleichterung schwappte über mich. Ich ließ mich auf einen der Stühle sinken und nahm mit zitternden Händen einen riesigen Schluck Met.
    Corazon stimmte in das Gelächter ein, wohingegen sowohl Polly als auch ich gerade mal ein gezwungenes Halblächeln zustande brachten. Ich versuchte, mich zu sammeln, und als sich die Heiterkeit bis auf das eine oder andere Glucksen gelegt hatte, sagte ich: „Du hast recht.“
    Polly verschluckte sich an ihrem Getränk, prustete einen Großteil davon über den Teppich und fing an zu husten. Während Corazon Sofortrettungsmaßnahmen einleitete und meiner Schwester energisch den Rücken klopfte, fuhr ich fort: „Ich bin wirklich glücklich. Hier, in Themiskyra. Und das verdanke ich nicht zuletzt euch. Ich bin froh, dass ich euch habe und dass wir uns wieder verstehen. Cheers!“
    „Prost!“ Wir stießen mit unseren Zahnputzbechern an und Polly sah mich so wütend dabei an, als würde sie mich am liebsten erdrosseln.
    „Von welchem Schnuckel war denn nun überhaupt die Rede?“, fragte Corazon mit einer Mischung aus Neugier und Widerwillen.
    „Keine Ahnung“, erwiderte ich cool und studierte angestrengt fragwürdige Schwebstoffe in meinem Becher, bevor ich einen weiteren immensen Schluck nahm. Können wir bitte bitte bitte das Thema wechseln?
    „Einer der Arbeiter. Ell wirkte in ihrer Anfangszeit hier sehr interessiert an ihm.“
    „Ach der“, sagte ich gedehnt. „Quatsch. Das hast du von Anfang an falsch verstanden.“ Noch so ein großer Schluck Met und ich würde vom Stuhl kippen. Es tat mir weh, Louis zu verleugnen, aber ich wusste, es war in seinem Sinne.
    „Wer?“, wollte Corazon wissen.
    „Um die zwanzig, dunkle Haare, schwarze Augen, gut gebaut, unerträglich arrogant“, fasste Victoria zusammen.
    „Ich glaube, ich weiß, wen du meinst. Mit dem musstest du doch ernten, oder nicht, Ell?“
    „Ja, es war schrecklich.“ Das war nicht mal ganz gelogen. Am Anfang war es ja wirklich furchtbar gewesen. Sicherheitshalber schenkte ich mir nach. Und auch Polly, die mir ungefragt ihren Becher hinhielt. Für einen Moment sahen wir uns in die Augen und ich sandte ihr mit flehendem Blick einen stummen Hilferuf zu.
    Und Polly, die Gute, die schlimmste und beste Schwester der Welt, packte die Gelegenheit beim Schopf und verschob die Konversation in seichtere Gefilde: „Da war es bei uns lustiger, stimmt's, Corazon?“
    Diese lachte. „Ja, mit Sicherheit! Hoffentlich kommen wir dieses Jahr auch wieder in dieselbe Gruppe. Dann gibt’s wieder Kartoffeljagd …“
    Es folgte eine Vielzahl von fröhlichen Ernteanekdoten aus vergangenen Jahren, denen ich erleichtert und amüsiert lauschte. Ich selbst hatte keine zu berichten, aber war dankbar, aus der Schusslinie entwischt zu sein. Als Victoria und Corazon weit nach Mitternacht aus unserem Zimmer gesteuert waren und sich die Tür hinter ihnen geschlossen hatte, gaben Polly und ich synchron einen Stoßseufzer von uns und ließen uns rückwärts in unsere Betten fallen.
    „Ich bin heute zehn Jahre gealtert“, beklagte sie sich und zog eine ihrer Haarsträhnen in ihr Blickfeld, um sie schielend nach weißen Strähnen zu untersuchen.
    „Das hast du dir selbst eingebrockt. Wenn du das Saufgelage nicht angezettelt hättest, wären

Weitere Kostenlose Bücher