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Themiskyra – Das Versprechen (Band 2) (German Edition)

Themiskyra – Das Versprechen (Band 2) (German Edition)

Titel: Themiskyra – Das Versprechen (Band 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dani Aquitaine
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Lächeln und an der Bewegung unter seinen geschlossenen Augenlidern sah ich, dass er träumte. Ich sah mir jede einzelne seiner schwarzen Wimpern und jede einzelne seiner Bartstoppeln an und unterdrückte mein Bedürfnis, ihm die Haare aus dem Gesicht zu streichen, weil ich befürchtete, ihn dadurch zu wecken. Stattdessen kamen mir die Ereignisse vom Vortag wieder ins Gedächtnis. Was für ein Durcheinander. Aber er war noch da. Obwohl ich einen an der Klatsche hatte. Er schien mich wirklich gern zu haben. Und ich ihn.
    Ich glaube, ich liebe dich, ließ ich ihn wissen. Gedanklich. Ich bin mir ziemlich ziemlich sicher, dass das Liebe ist.
    Und Louis öffnete die Augen, lächelte mich verschlafen an und küsste mich.
    Diesmal musste ich weder Verstand noch Herz ausschalten, um die angenehm prickelnde Welle, die mich durchflutete, ohne Nervosität genießen zu können. Mein Puls beschleunigte sich, als ich seinen Kuss erwiderte.
    Ich brauche noch etwas Zeit, äffte mein Verstand meine Worte vom Vorabend hämisch nach. Ha!
    Ruhe. Schlaf weiter.
    Durch den dünnen Stoff meines Nachthemds spürte ich, wie Louis' Finger meine Wirbelsäule aufwärts entlangfuhren, und bekam eine Gänsehaut. Zwischen den Schulterblättern verharrte seine Hand, dann zog er meinen Oberkörper an seine Brust, ohne der Kuss zu unterbrechen. Ich setzte mich ein kleines Stück auf, damit uns unsere Nasen beim Küssen nicht so im Wege waren, stützte mich zugleich auf meinem Fuß am Boden ab und –
    „Argh!“ – ein stechender Schmerz in meiner Sohle ließ mich aufjaulen und das Unterfangen sofort abbrechen. Ich fiel wieder auf den Rücken zurück und rang nach Luft.
    Siehst du, merkte mein Verstand besserwisserisch an.
    Darauf erwiderte ich nichts, sondern wartete nur darauf, dass das schmerzhafte Pochen abklang. Ich sah nicht zu Louis, der sich daran machte, den Verband zu wechseln, sondern starrte an die Decke. Holzdecke. Aus vermutlich ganzen, mindestens jedoch halbierten Baumstämmen. Mit jeweils etwa dreißig Zentimetern Durchmesser und durchschnittlich drei Komma fünf Astlöchern pro Stamm. Dunkel gebeizt. Patiniert durch ihr Alter und die Gegenwart unzähliger präapokalyptischer Feriengäste. Verhunzt, mal wieder.
    Mein dummer Fuß konnte mich natürlich nicht davon abhalten zu tun, was Polly niemals tun würde, aber er hatte mir meine Beweggründe sehr nachdrücklich ins Gedächtnis gerufen, nichts zu überstürzen. Und er hatte natürlich recht. Ja, mein Verstand auch. Und mein Herz auch, ich spürte, dass es Angst vor der Angst hatte, wie ich sie gestern erlebt hatte.
    Und Louis? fragte es bang.
    Ich schielte zur Seite, aber er sah mich nur mitleidig an. Kein Vorwurf. Vielleicht eine Spur Enttäuschung.
    „Frühstück?“, schlug ich vor.
    „Jep.“
    Ich unterdrückte ein Seufzen und hievte mich hoch, ohne von meiner verletzten Fußsohle Gebrauch zu machen.
     
    Meine Frustration konnte sich nicht lange halten, zu schön war der Tag und zu schön war es, ihn mit Louis verbringen zu können, ohne Angst, entdeckt zu werden, und ohne die Notwendigkeit, uns verstellen zu müssen, wenn wir uns ansahen. Aus Stolz weigerte ich mich, mich herumtragen zu lassen, und machte humpelnd Feuer, während er die Pferde aus der Garage ließ, danach tranken wir vor dem Haus Kaffee und aßen Marmeladenbrote. Die Sonne stand noch nicht hoch am Himmel, aber sie brannte bereits, und Louis hatte das Glück, im Bach baden gehen zu können, während ich grummelnd, aber bester Laune am Ufer saß und nur meine nicht bandagierten Gliedmaßen abwechselnd hineinhängen konnte.
    „Und jetzt?“, fragte ich, als er, selbstverständlich züchtig mit einer Boxershort bekleidet, aus dem Wasser kam und sich neben mich setzte.
    „Jetzt gehen wir Ginster ernten“, teilte er mir mit.
    „Unsinn. Du hast heute frei, da wird nicht geerntet.“
    „Kein Unsinn, denn du schaffst es nicht alleine mit deinem verletzten Fuß. Wenn du wartest, bis die Wunde verheilt ist, und dann erst mit der Arbeit weitermachst, dauert es noch mindestens eine Woche, bis zu wieder nach Hause kommst. Und das ist viel zu lang.“
    Das klang überzeugend.
    „Viel zu lang“, nickte ich. Eine Woche hier. Alleine. In der Hitze. Nur ich, mein Herz, mein kaputter Fuß und das bisschen Verstand, was dann noch übrig war. Das konnte nicht gut gehen. Also willigte ich ein. Jedoch mit schlechtem Gewissen.
     
    Es war seltsam, wieder mit Louis zusammenzuarbeiten. Ich ertappte mich dabei, dass ich immer

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