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Themiskyra – Die Begegnung (Band 1) (German Edition)

Themiskyra – Die Begegnung (Band 1) (German Edition)

Titel: Themiskyra – Die Begegnung (Band 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dani Aquitaine
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emotionslosen. Und kurz verschmolzen unsere Blicke und kurz war die Traurigkeit in seinen Augen wieder da und kurz spürte ich durch den Nebel, der mich umgab, einen kleinen Stich im Herz.
    Dann zog mich Polly mit einem energischen Ruck weiter und ich verlor den Kontakt.
     
    Der Morgen danach war zunächst angenehmer als der nach dem Met. Ich hatte keine Kopfschmerzen und schien auch sonst an keinen Nachwirkungen zu leiden. Wohlig streckte ich mich in meinem Bett aus, fühlte mich pudelwohl und genoss es, noch ein bisschen liegenbleiben zu dürfen, bevor die Pflicht rief. Und dann kam Schlag auf Schlag die Erinnerung zurück.
    Kala.
    Kuchen.
    Baum.
    Louis.
    Verdammt.
    Ich schlug die Hände vors Gesicht. Die Information, wie ich auf den Baum hochgekommen war, fehlte noch immer, aber alles andere stand mir mit einem Mal allzu deutlich vor Augen. Ich hatte was genau gemacht? Mich einem 'Shim im wahrsten Sinne des Wortes an den Hals geworfen. Göttin, war das peinlich. Ich überlegte fieberhaft, welche Fettnäpfe ich ausgelassen haben könnte. Am Ende waren Kala und Louis doch noch ein Paar und ich hatte mich noch mehr daneben benommen, als ich es vermutet hatte. Vielleicht hatte ich im Delirium alles völlig falsch verstanden?
    Dann erinnerte ich mich, wie Louis mich an sich gedrückt hatte und fühlte leichte Aufregung in mir aufsteigen. Komplett einseitig war das gestern Abend jedenfalls nicht gewesen. Das reduzierte die Peinlichkeit vielleicht ein wenig, aber ich hatte nicht die geringste Lust, mich wieder in irgendeinen Unsinn hineinzusteigern. Die Situation verlangte dringend nach Klärung.
    Ich setzte mich schwungvoll auf und bemerkte Pollys finsteren Blick, mit dem sie mich von ihrem Bett aus musterte. Mir war nicht bewusst gewesen, dass sie schon wach war.
    „Morgen!“, sagte ich munter.
    „Hmpf.“
    „Was ist?“ Obwohl mir klar war, dass ich mich weitestgehend daneben benommen hatte, war mir schleierhaft, weshalb ich einen dermaßen missgelaunten Gutenmorgengruß verdienen sollte.
    „Grmbl.“
    „Mehr Vokale!“, rief ich.
    „Pfff.“
    „Bist du sauer, dass ich den Abend mit Kala verbracht habe?“
    „Ich bin sauer“, brach es vorwurfsvoll aus ihr hervor, „weil du erstens den Abend mit Kala verbracht hast, mir zweitens nichts gesagt hast und dich drittens zugedröhnt hast. In Kombination ist das schon ein Grund, ziemlich sauer zu sein.“
    „Erstens: Sie sagte, sie hätte eine Überraschung für mich und ich war neugierig. Zweitens: Es war spontan und ich wollte nur kurz bleiben. Drittens: Ich hatte keine Ahnung, nicht die geringste, dass sie Gras in den Kuchen eingebacken hatte. Und in Kombination hat es dazu geführt, dass ich mich zum totalen Trottel gemacht habe und mir jetzt sehr leid tut, was ich getan habe. Echt“, sagte ich zerknirscht.
    „Du hast es wirklich nicht gewusst?“, fragte Polly abschätzig. „Hast du es nicht geschmeckt?“
    Ich zuckte die Schultern. „Es hat gut geschmeckt. Nach Schokokuchen eben. Und ich hatte das Abendessen verpasst und war ziemlich hungrig.“
    „Dennoch hättest du dir denken können, dass sie etwas im Schilde führt, die doofe Turnbeutelvergesserin.“ Das klang schon ein bisschen versöhnlicher.
    „Ja, aber sie hat mir die Stiefel zurückgegeben, deswegen ist es jetzt trotzdem Essig mit Teeren und Federn.“
    „Vorerst, liebe Ell, vorerst“, erwiderte meine Schwester, lachte teuflisch und schwang sich aus dem Bett.
    Ich lief zu ihr und umarmte sie. „Sei mir nicht mehr böse. Und vielen Dank, dass du mich gerettet hast.“ Polly durfte mich nämlich retten. Immer.
    Sie grunzte unwillig, erwiderte jedoch meine Umarmung. „Aber dass mir sowas nicht mehr vorkommt.“ Dann sah sie mich skeptisch an. „Bist du echt auf diesen Ahornbaum gestiegen?“
    Ich räusperte mich, verzog mich auf meine Seite des Zimmers und begann umständlich, in meinem Schrank nach Kleidung zu wühlen.
    „Also doch!“ Sie schüttelte den Kopf. „Keine Minute kann ich dich alleine lassen …“
     
    Paz merkte, dass etwas nicht mit mir stimmte, und ich selbst merkte es auch. Wenn auch möglicherweise leicht verzögert. Anscheinend hatte ich doch mit den Nachwirkungen des Vorabends zu kämpfen – ich konnte mich partout nicht konzentrieren, lief dauernd von A nach B, vergaß aber unterwegs, was ich eigentlich wollte, und musste, manchmal mehrfach, wieder an meinen Ausgangsort zurückkehren, um mich zu erinnern. Und das lag ganz sicher nicht daran, dass ich im Kopf

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