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Themiskyra – Die Begegnung (Band 1) (German Edition)

Themiskyra – Die Begegnung (Band 1) (German Edition)

Titel: Themiskyra – Die Begegnung (Band 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dani Aquitaine
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tun.“
    „Ihr beschäftigt Männer für die Feldarbeit?“, fragte ich, als ich Polly ins Haus folgte.
    „Was dachtest du? Kastrierte Gnome?“, gab sie zurück.
    Mir fiel ein, wie märchenhaft mir alles vorgekommen war, seit ich Underground verlassen hatte und zuckte die Schultern. „Womöglich. Aber ehrlich gesagt hatte ich noch nicht besonders viel Zeit, um irgendetwas zu denken.“
    Das sah sie ein und führte aus: „Wir schreiben keine Stellenanzeigen aus, wenn du das meinst. Aber manche suchen Arbeit und sind froh, wenn sie sich hier nützlich machen können, als Feldarbeiter, Waldarbeiter und Hilfskräfte für die Stallarbeit oder für Arbeiten an den Häusern. Es sind auch Frauen dabei, die beispielsweise in der Wäscherei oder der Küche mithelfen. Dafür bieten wir ihnen Schutz, Essen und ein Dach über dem Kopf“, erklärte Polly.
    Wir waren wieder in unserem Zimmer angekommen. Die Sonne schien durch das Fenster und tauchte den Raum in goldenes Licht. Ich warf den Umhang auf einen der Stühle, ließ mich aufs Bett fallen und bemühte mich träge, meine Stiefel abzustreifen, ohne meine Hände benutzen zu müssen. Zum einen war ich erschöpft, wollte aber nicht schlafen, weil ich weitere Albträume fürchtete, zum anderen war ich völlig aufgeputscht von der Entdeckung dieser neuen, unbekannten Welt – und völlig verwirrt, weil so viele neue Informationen und Eindrücke auf mich eingeprasselt waren.
    Polly legte sich auch wieder in ihr Bett, stützte sich auf den Ellenbogen und sah mich an. „Erzählst du mir jetzt auch mal, wo du herkommst?“
    Ich zögerte. Ich wollte mich nicht an all die schlimmen Dinge erinnern. Und gleichzeitig hatte ich das Bedürfnis, mir alles von der Seele zu reden, und spürte, dass ich ihr vertrauen konnte.
    „Du musst natürlich nicht“, setzte sie hinzu.
    „Die Königin ist also deine Mutter“, nahm ich nach einer langen Pause den Faden von unserem Frühstücksgespräch wieder auf.
    „Ja“, erwiderte sie. „Aber sag nicht Königin , das stimmt so nicht. Sie beherrscht uns ja nicht, es dürfen alle mitreden. Naja, alle Großen. Es braucht eben eine, die sagt, wo's langgeht.“
    „Okay. Und wer ist dein Vater?“, wollte ich wissen.
    Sie sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Keine Ahnung. Was spielt das für eine Rolle?“
    „Du kennst ihn nicht?“
    „Keine von uns kennt ihren Vater.“ Das klang nicht traurig, das war eine Feststellung.
    „Hm. Also ich hatte einen Vater. Und der war definitiv der beste Vater der Welt.“ Mein Herz tat weh und ich schloss die Augen, während ich ihr von meiner Vergangenheit berichtete. Es fiel mir nicht leicht, aber mit jedem Wort, das ich mit Polly teilte, heilte meine Seele ein bisschen mehr. Ich spürte noch, wie sie die Decke über mich zog, dann sank ich in tiefen und diesmal albtraumlosen Schlaf.

Kapitel 5
    Als ich aus dem Bett krabbelte, ausgeschlafen und endlich ein bisschen erholt, schien die Sonne nicht mehr ins Zimmer. Polly war verschwunden, aber ich sah, dass sie mir ein Tablett mit belegten Broten und einem Krug Wasser auf den Tisch gestellt hatte. Nach meiner Morgen- oder vielmehr Nachmittagstoilette aß ich und sah dabei durchs Fenster dem Geschehen auf dem Hof zu.
    Vier Frauen führten gerade Pferde aus dem Stallgebäude. Sie verstauten noch das eine oder andere Gepäckstück, schwangen sich dann auf die Sättel und galoppierten hinaus. Eine Amazone trug ein großes, anscheinend schweres Bündel über den Hof, das ich als Stoffballen identifizierte, und verschwand in einem anderen Gebäude wieder. Ein Feldarbeiter passierte das Tor mit einem Ochsenkarren, auf dessen Ladefläche sich Holzkisten mit Salatköpfen und Spargel stapelten. Er hielt vor dem Trakt, in dem Polly und ich im Morgengrauen gefrühstückt hatten. Kurz danach erschienen zwei Frauen, die ihm die Kisten abnahmen und ins Haus trugen. Eine Amazone hatte ein etwa einjähriges Mädchen auf der Hüfte sitzen, das begeistert in der Gegend herumzeigte. Eine andere Frau fuhr mit einem Segway über das Gelände.
    Und in einer Ecke des Hofs vertrieb sich eine Gruppe junger Amazonen mit Bogenschießen die Zeit, darunter auch Polly. An ihnen blieb mein Blick hängen. So selbstbewusst und stark und trotzdem voller Anmut und Weiblichkeit … So unbeschwert und fröhlich, wie ich es nie wieder würde sein können. Sie würden sich von keinem Lenno dieser Welt auch nur schief ansehen lassen.
    Je länger ich ihnen zusah, desto faszinierter war ich,

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