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Themiskyra – Die Begegnung (Band 1) (German Edition)

Themiskyra – Die Begegnung (Band 1) (German Edition)

Titel: Themiskyra – Die Begegnung (Band 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dani Aquitaine
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sein konnte.
    „Wir halten hier nicht so viel davon, alles nur theoretisch durchzukauen. Deshalb haben die Mädchen vormittags Unterricht und lernen nachmittags reihum die verschiedenen Arbeitsbereiche kennen. Nach einem Mond wechseln sie in einen anderen Sektor. Wenn sie überall waren, fängt der Turnus von neuem an, bis sie alt genug sind, sich für eine Arbeitsstelle zu entscheiden.“
    Das klang herrlich unkompliziert. Einfach nur irgendwelchen Anweisungen folgen und vor sich hin zu arbeiten, ohne dabei permanent um sein Leben fürchten zu müssen, dazu regelmäßige Mahlzeiten – genau mein Ding. Zugegeben, die Wäsche für ein paar Dutzend Frauen zu waschen, klang wenig spannend, aber auch das konnte ich mir gut als Ausgleich vorstellen, wenn ich davor einen Monat lang versucht hätte, zu verstehen, wie ein Solarkraftwerk genau funktioniert.
    Tetra fuhr fort: „Das kleine, mit der Kardia verbundene Gebäude dort ist die Klinik, in der Kranke und Verletzte behandelt und Alte gepflegt werden. Daneben befinden sich der Pferdestall, unsere Schmiede und die Maschinenhalle für die landwirtschaftlichen Gerätschaften. Die anderen Tierställe und die Falknerei liegen außerhalb der Stadtmauern, wie auch die Gerberei und die Kläranlage.“
    Ich zeigte auf einige kleinere Häuser und Hütten, die sich hinter der Schmiede und der Maschinenhalle an die Außenmauer drängten. „Was ist das da?“
    „Dort wohnen die Arbeiter“, sagte Tetra.
    „In den paar Hütten?“, fragte ich. Es kam mir ziemlich eng vor, dafür dass es hier eigentlich Platz in Hülle und Fülle gab.
    „Sie haben alles, was sie brauchen und sind dankbar dafür“, erwiderte Tetra kurz angebunden.
    Ein lauter Gong ertönte.
    „Abendessen“, erklärte Tetra auf meinen fragenden Blick hin. „Wir beeilen uns lieber, sonst futtern dir die Mädchen alles weg.“
    Hunger hatte ich keinen, aber Herzklopfen, als ich in den Speisesaal trat, in dem Reihen von naturbelassenen Holztischen und -bänken ein großes E bildeten. Ich war nervös und zugleich neugierig, die anderen Amazonen kennenzulernen. Doch ich war eine der ersten und mit Erleichterung sah ich Polly an einem der Tische sitzen, die mich zu sich winkte.
    „Da bist du ja. Schick siehst du aus. Wie eine von uns.“
    „Danke.“ Ich lächelte gequält, nahm Platz und sah mich um. Die der Tür gegenüberliegende Wand hinter der Quertafel zierte ein riesiges Ölgemälde, das eine antike Szene mit fröhlichen Nymphen und Zentauren zeigte, links und rechts davon hingen diverse Jagdtrophäen. Die linke Wand bestand komplett aus Fenstern, durch die ich die dahinter liegende große Terrasse sehen konnte.
    Polly war meinem staunenden Blick gefolgt und erklärte: „Während der Hama öffnen wir die Türen nach draußen und essen im Freien. Manchmal wird dort auch gegrillt.“
    „Hama?“
    „In der heißen Jahreszeit.“
    „Das klingt gut!“, fand ich.
    „Ist es auch.“ Sie geriet ins Schwärmen. „Wenn du den ganzen Tag auf der Pirsch warst und am Abend dein selbstgeschossenes Rehlein auf den Grill werfen kannst, dann weißt du, was du geleistet hast.“
    Ich prüfte ihren Gesichtsausdruck, weil ich davon überzeugt war, dass sie mich einmal mehr auf den Arm nahm, aber sie blickte nur verwundert zurück und fragte: „Was ist?“
    Mir wurde flau und ich musste schlucken. „Nichts.“
    Langsam füllte sich der Saal. Ich bemerkte, dass an der Quertafel die älteren Frauen Platz nahmen und sich auch die übrigen Tische mit Amazonen jeweils ähnlicher Altersgruppen füllten. Ich zählte dreizehn Mädchen, die sich an unseren Tisch setzten, die jüngsten gerade im Grundschulalter, die ältesten ein paar Jahre älter als ich. Polly stellte mich vor und nannte mir jede Menge Namen, die ich augenblicklich wieder vergaß – abgesehen von den Amazonen, die in meiner Nähe saßen.
    Die schmale Rehani mit dem dunkelblonden Zopf musste etwa in Pollys Alter sein. Irina war älter als ich und hatte lange, braune Locken. Sie fiel mir auf, weil ihre Arme ein ziemlich beeindruckendes Tattoo aus verschlungenen Mustern zierte, die definitiv nicht mit der Nadel-Tusche-Methode gestochen worden waren. Neben mir hatte die goldgelockte, sechsjährige Grace Platz genommen, die aus unerfindlichen Gründen einen Narren an mir gefressen hatte und mich mit den abenteuerlichsten Geschichten unterhielt. Sie war die Kleinste am Tisch, die jüngeren Mädchen aßen alle bei ihren Müttern. Gegenüber saßen Corazon, die ich

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