Themiskyra – Die Suche (Band 3) (German Edition)
Mädchen aus dem Weg und sagte leise: „Komm rein.“
Kapitel 18
Ich wurde durch einen Flur mit fast so vielen Schuhen wie bei den Saveris in ein geräumiges Wohnzimmer geführt. Etwa acht Kinder zwischen sieben und zwölf Jahren kauerten um ein Brettspiel auf dem Boden vor einem großen Kachelofen, zu denen sich nun auch Su gesellte. Sie waren nicht die Ursache des Lärms, der offenbar aus den höhergelegenen Räumen kam. Ein Mann in Halinas Alter saß an einem langen Esstisch und bastelte an etwas herum, das wie eine ausgeweidete PS15 aussah. Als ich eintrat, sah er kurz auf und lächelte mir zu.
Halina bot mir einen Platz auf einer verschlissenen, grauen Couch an und fragte mich, ob ich etwas zu trinken wolle, aber ich lehnte ab.
Da sie immer noch verstört wirkte und aufgrund meiner Erfahrung mit Nia, war das erste, was ich von mir gab: „Keine Angst, sie haben mich nicht geschickt. Ich suche wirklich nach jemandem und bin nur wegen der Decke gekommen. Als ich deinen Namen hörte, musste ich einfach fragen.“
„Nach mir schickt doch keiner mehr. Es ist ein Leben her“, erwiderte sie in etwas verbittertem Tonfall, dann fasste sie mich genauer ins Auge. „Aber wieso sagt dir mein Name etwas?“
„Weil ich mich eine Weile um Taminee gekümmert habe. Sie hält sowohl mich als auch meine Schwester immer für ihre Tochter Halina.“
In ihrem Gesicht wechselten sich unterdrückte Freude und Ablehnung ab. „Wie geht es meiner Mutter?“
„Ich bin nicht auf dem neuesten Stand, aber im letzten Frühjahr ging es ihr körperlich gut. Sie ist nur eben ein bisschen verwirrt. Aber ich mag sie wirklich gern.“
Sie nickte nur beiläufig. „Und was machst du hier in Citey?“
„Suchen.“
„Einen Mann, der eine Decke aus Themiskyra bei sich trägt?“
„Ja.“
„Wann bist du weggegangen?“
„Zur Sonnenfeier.“
Sie sah zu dem Mann am Esstisch hinüber und lächelte versonnen. „Wie ich.“
„Kommt Per aus den Clans?“, erkundigte ich mich leise.
„Ja. Als die zwei Monate vorbei waren, schafften wir es nicht, uns zu trennen – und brannten einfach durch.“ Sie sah mich stirnrunzelnd an. „Aber bei dir muss das wohl anders gelaufen sein.“
Ich berichtete ihr meine Geschichte in der Kurzfassung.
„Sehr wacker“, lobte sie mich, als ich geendet hatte.
„Hat Pers Clan Ärger bekommen, weil ihr abgehauen seid?“ Ich machte mir immer noch Sorgen um die Saveris.
„Sie haben ihn verstoßen und er hat sie nie wieder gesehen. Für Alkippe war die Sache damit erledigt. Für ihn wird sie das nie sein.“
Alkippe. Meine Oma. Ich hoffte, dass meine Mutter mit derselben Besonnenheit reagieren würde. „Und jetzt habt ihr ein Kinderheim aufgemacht?“
Jegliche Bitterkeit verschwand aus ihrem Gesicht. Liebevoll betrachtete sie ihre spielenden Zöglinge. „Ja, ziemlich bald nach dem Verfall. Ich habe selbst nie Kinder bekommen können und hatte jede Menge Mutterliebe übrig. Und es waren so viele, die keine Heimat mehr hatten, deren Eltern an Seuchen gestorben oder bei den Unruhen umgekommen waren. Unsere Bemühungen sind natürlich nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Jede Menge Kinder sind noch da draußen, aber unser Platz ist beschränkt und wir kriegen sie ohnehin kaum satt.“
„Wie viele wohnen denn derzeit hier?“
„Momentan dreiunddreißig.“
„Wie bekommt ihr das nur hin?“
„Wir helfen zusammen. Stellen, soviel wir können, selbst her und bekommen alles andere im Austausch für unsere Überschüsse. Die Kleinen lernen dabei von Kindesbeinen an, wie sie sich selbst versorgen können. Eine gute Vorratshaltung ist auch viel wert.“ Sorgenfalten zerfurchten ihre Stirn. „Aber dieses Jahr ist es ganz schön knapp, zumal der Wintereinbruch so früh kam.“
Mit einem Mal kam mir alles, was mich bewegte, unglaublich unwichtig und oberflächlich vor. „Ich wünschte, ich könnte euch irgendwie helfen.“ So wie es aussah, besaß ich nur derzeit selbst nichts.
Sie schenkte mir ein müdes Lächeln. „Danke, aber wir werden es schon schaffen. Wir haben es noch immer irgendwie hinbekommen. Wir müssten einfach raus aus der Stadt. Einen eigenen Bauernhof betreiben. Mit so vielen helfenden Händen wäre es im wahrsten Sinne des Wortes ein Kinderspiel. Aber wir kriegen eine so große Anzahl von Kindern nicht sicher aufs Land hinaus und die Probleme liegen nun mal hier, in der Stadt.“
Geschrei erhob sich in der Brettspielgesellschaft. Offenbar hatte ein kleiner Junge versucht zu
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