Themiskyra – Die Suche (Band 3) (German Edition)
Boden.
„Wo willst du hin?“, fragte Louis.
„Die Natur verlangt ihr Recht.“
„Schon wieder?“ Er streckte die Hand nach mir aus.
„Nein.“ Ich wich ihr lachend aus und tippelte auf der Stelle. „Ich muss mal.“
„Na gut. Geh einfach durch die Tür und den Gang entlang. Die Toilette befindet sich direkt gegenüber. Aber zieh dir was an, es ist nicht geheizt.“
Eilig streifte ich mir Hose, Stiefel und Pulli über und nahm mir eine Kerze mit. Bevor ich den Raum verließ, sah ich zu Louis zurück, der mir lächelnd nachblickte. „Bin gleich wieder da.“
Die Tür gegenüber führte ins Herrenklo, daher nahm ich, ohne lang nachzudenken, die daneben, die mit einem weiblichen Piktogramm gekennzeichnet war. Bei einem Blick durch das langgezogene, schmale Fenster über dem Waschbeckenspiegel stellte ich zu meiner Überraschung fest, dass es draußen immer noch dunkel war. Die Fenster in der Bahnhofshalle waren alle zugenagelt, doch ich hätte vermutet, dass die Nacht schon viel weiter fortgeschritten sei. Es war mir recht. Von mir aus konnte sie ewig dauern.
Ich tat, was getan werden musste, und besah mich anschließend neugierig im Spiegel. Es hatte wieder mal funktioniert. Eine Nacht mit Louis und ich war plötzlich schön.
Nur meine Haare standen wirr in allen Himmelsrichtungen vom Kopf ab, deswegen griff ich kurzerhand zur Bürste –
Dass sie rosa war, hätte mich gleich irritieren müssen. Aber okay, die Zeiten waren schlecht und man konnte nicht wählerisch sein. Was mich jedoch versteinern ließ, war die Tatsache, dass ein meterlanges, weißblondes Haar zwischen den Borsten gefangen war. Kaum Staub auf dem Griff. Dann erst fiel mir der Zahnputzbecher auf. Zwei Zahnbürsten schmiegten sich darin innig aneinander. Eine rosa, eine hellgrün.
Die Welt schwankte.
Kapitel 23
„Alles ist gut“, sagte ich zu mir selbst, aber meine Stimme zitterte.
Hey, wolltest du nicht nach Hause? fragte Celeste Louis. Der Satz klang plötzlich komplett anders in meinen Ohren.
Wenn sein Bruder Celeste toll findet, warum sollte Louis sie nicht auch toll finden? Ach, mach dir nichts vor, jedes männliche und alle nicht eifersüchtigen weiblichen Wesen auf der Welt finden Bürgerwehrbarbie toll.
„Ich habe nichts gesehen. Keine Zahnbürsten und kein Haar.“
Eine Dame wohnt dort, sagte der alte Mann mit dem Einkaufswagen.
Deswegen hatte Celeste Ces so angesehen bei unserer ersten Begegnung. Hey, der Typ sieht ja aus wie mein Lover, wird sie gedacht haben.
„Ich war überhaupt nicht hier drin. Ich war nebenan und habe nichts gesehen.“ Dennoch starrte ich wie gebannt das blonde Haar an.
Sie ist das Herz unserer Truppe. Sie gibt nicht auf, hört nicht auf, für unsere Sache zu kämpfen, auch wenn sie es selbst nicht leicht hat. Wieso war mir sein bewundernder Tonfall nicht aufgefallen?
„Nichts ist geschehen. Ich gehe jetzt einfach zurück zu Louis.“
Er hat nicht gesagt, dass er dich liebt, gab mein Verstand zu bedenken.
Aber er hat gesagt –
– was du hören wolltest.
Aber es war doch so schön gerade …
Meine Güte, Ell, wach auf, fuhr mich meine innere Amazone an. Er ist ein 'Shim und du hast angefangen. Du glaubst doch nicht, dass er die Widerstandskraft besitzt und nein sagt, wenn du dich auf seiner Matratze räkelst.
Ich habe angefangen?
Du hast angefangen. Er wollte nur, dass du dich ausruhst.
Ich musste daran denken, wie eilig er das Bett gemacht hatte und fühlte Übelkeit in mir aufsteigen.
Er wollte dich nicht mal hier haben, sondern nach Hause schicken, bemerkte mein Herz.
Nun sah ich das Haar nicht mehr, Tränen verschleierten meine Sicht und ich erstickte ein Schluchzen mit dem Ärmel meines Pullis.
Hör auf zu weinen, sonst merkt er was. Geh wieder rein. Streich die letzten fünf Minuten aus deiner Erinnerung! befahl mir das Höhlenweibchen.
Das war unmöglich. Aber genauso wenig konnte ich glauben, dass ich mich so in Louis getäuscht hatte. Es musste einfach ein Irrtum sein. Ein dummer Zufall. Etwas völlig Einleuchtendes, Logisches. Ich wischte mir mit fahrigen Fingern die Tränen weg und versuchte, auf dem kurzen Weg zurück in die Schalterhalle meine Gedanken zu ordnen. Ich hatte keine Ahnung, was ich sagen sollte … Ich wollte nicht wieder alles kaputt machen, nur weil ich Gespenster sah. Gespenster.
Wir kriegen es schon hin. Wir kriegen alles hin, echote Louis in meinem Kopf.
„Wir kriegen es schon hin“, sagte Louis mit einem Lächeln in der Stimme.
Nicht zu
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