Themiskyra – Die Suche (Band 3) (German Edition)
leuchtende Welle Glück durch mein Herz jagte.
Ich nickte. Bei dir bin ich zu Hause. Egal, wohin die Reise geht.
… und dann?
„Oh Artemis, so kommen wir ja nie voran!“, schnaubte Polly ungeduldig und trieb Selanna an. Staub und Steinchen flogen nur so, als sie uns überholte und durch den lichten Wald voranpreschte. Louis und ich grinsten uns an, dann galoppierten wir hinterher.
Wie geplant ritten wir zuerst nach Riparbaro. Polly hatten wir in die Nähe von Themiskyra gebracht, allerdings ohne Amazonengebiet zu betreten. Es hatte wehgetan, an der Stadt vorbeizureiten, aber ich hatte es nicht gewagt, Atalante unter die Augen zu treten. Auch für Louis musste es schlimm gewesen sein, auf einen Besuch bei Dante zu verzichten. Von Polly wussten wir allerdings, dass er wohlauf war, und Louis hatte ihr einen langen Brief an seinen Ziehvater mitgegeben.
In Anwesenheit meiner Schwester hatten wir uns zurückgehalten, um sie mit unserem Geturtel nicht völlig zu entnerven, aber jetzt konnte ich jeden von Louis’ Blicken und jede seiner Berührungen ohne schlechtes Gewissen genießen. Wenn wir abends am Feuer saßen, uns nachts im Zelt aneinander kuschelten oder morgens aufwachten und uns, immer noch ungläubig, anlächelten, fühlte ich eine noch nie dagewesene Geborgenheit, die die Schatten auf meiner Seele langsam, aber beständig wegschmelzen ließ. Die Alpträume wurden seltener, die Dunkelheit der Nächte erträglicher.
Den Weg nach Riparbaro hätte ich fast nicht mehr wiedergefunden, denn der Lauf der Flüsse und Bäche hatte sich verändert. Erst nachdem ich aufgegeben hatte, mich von meiner bewussten Erinnerung leiten zu lassen, und nur noch meiner Intuition folgte, tauchte am späten Nachmittag endlich die Brücke auf, die uns zum Anwesen der Saveris führte. Plötzliche Nervosität wühlte mich auf – und die Angst, ob es der Familie gut ging. Ich sah zu Louis, der vollkommen versteinert wirkte und wie Ces damals immer langsamer ritt.
„Mach dir keine Sorgen“, sagte ich leise.
„Es ist alles so unwirklich … Ell, was ist, wenn du dich doch getäuscht hast?“
„Habe ich nicht. Vertrau mir.“
„Okay“, antwortete er mechanisch. Diesen Dialog hatten wir schon ungefähr tausendmal geführt. Aber ich konnte seine Bedenken nachvollziehen. Er zog die Augenbrauen zusammen und straffte seine Haltung, verschalte seine Unsicherheit in Unnahbarkeit.
Eigentlich wollte ich vorgehen und an der Tür klopfen, doch gerade, als wir von den Pferden stiegen, öffnete sich die Tür und Ginger kam herausgerannt, mit den beiden Höllenhunden im Schlepptau, die uns sofort energisch, aber freudig begrüßten.
„Siehst du, sie merken, dass du dazugehörst“, raunte ich Louis zu, doch er starrte nur das rothaarige Mädchen an.
Ginger riss die Augen auf. „Ell ist wieder da!“, schrie sie durch die noch geöffnete Tür ins Haus, dann rannte sie los und fiel mir um den Hals.
Sie sah sich suchend um. „Wo ist Ces?“
„Es geht ihm gut. Er hat einen Job in Citey gefunden“, erklärte ich ihr.
„Und du … bist wohl der Grund, warum Ell vom ursprünglichen Plan abgewichen ist“, sagte sie zu Louis und warf mir einen pfiffigen Blick zu. „Ich weiß jetzt, was der ursprüngliche Plan war.“
„Louis, das ist Ginger, deine kleinste Halbschwester“, erklärte ich eilig, bevor sie auf die Idee kam, uns ihr neuerworbenes Wissen zuteil werden zu lassen.
Ich sah ihm an, was er dachte, nämlich: Die sieht null aus, als gehöre sie zur selben Familie wie ich . Doch er kam nicht dazu, etwas zu erwidern, denn Ginger zog ihn munter plappernd in Richtung Haustür. Theresa kam herausgestürzt. Sie schlug eine Hand vor den Mund und blieb wie angewurzelt stehen, gefolgt von Peleo, Sian, Gio und den Großeltern, die sich an ihr vorbei durch die Haustür quetschten. Alle gesund und munter, wie ich erleichtert feststellte. Und alle ziemlich überfordert, was Louis' Anwesenheit betraf. Erwartet hatten sie wohl seinen Bruder.
„Ces ist wohlauf“, beeilte ich mich zu sagen, bevor sie falsche Schlüsse zogen. „Ich soll euch liebe Grüße sagen.“
„Er arbeitet jetzt in Citey“, ließ Ginger stolz verlauten, aber die Familie schwieg. Mit tellergroßen Augen.
Mein Herz war ähnlich paralysiert.
So wird das nix, bemerkte mein Verstand, also riss ich mich zusammen, nahm Louis’ freie Hand und führte ihn die letzten Schritte aufs Haus zu. Er wirkte genauso benommen wie die Saveris. „Louis, das ist dein Vater,
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