Themiskyra – Die Suche (Band 3) (German Edition)
entschiedenen Schritts auf die Halle zusteuerte. Doch dann blickte er zu mir zurück und hielt mir die Tür auf. „Ell, komm schon, du musst mich vorstellen!“
Genau eine Woche später verließen Polly, Louis und ich die Stadt.
Die Tage dazwischen waren wie im Flug vergangen und abgesehen von dem Nachmittag, an dem ich Polly mit zum Grab unseres Vaters genommen hatte, war ich nicht von Louis' Seite gewichen. Wir hatten die Reise geplant und uns von allen gebührend verabschiedet, auch von Halina und Pandora, bei der wir unseren letzten Abend verbrachten.
„Ach, den Mann meintest du!“, lachte Pandora und schob mir ein übervolles Glas Met über den Tresen zu. „Klar kenne ich den. Du bist jeden Freitagabend hier, stimmt’s?“
Louis bejahte und ich fragte ihn: „Warst du auch mal samstags da?“
„Selten. Da hatte ich meist die Nachtschicht.“
Ich unterdrückte den Impuls, meine Stirn gegen den Tresen zu schlagen. Die Wenns und Falls' begannen wieder zu rotieren, kamen jedoch zu einem jähen Halt, als uns Ces eröffnete, dass er in Citey bleiben würde.
„Es ist sicherer, falls Atalante doch auf Rache aus sein sollte. Hier kriegt sie mich nicht. Ell weiß den Weg nach Riparbaro und wird dich unserer Familie vorstellen, Louis.“
Ich fühlte mich schrecklich. Alles war so wunderbar gewesen in der letzten Zeit; ich hatte keinen Gedanken mehr daran verschwendet, dass ich mit dem Amazonengesetz gebrochen hatte und mich nun den Auswirkungen stellen musste.
„Außerdem hege ich die Hoffnung, dass ich vielleicht die Liebe meines Lebens gefunden habe, und die kann ich doch nicht hier zurücklassen, oder?“ Ich folgte seinem Blick quer durch die Bar zu Nia, die an der Theke stand und gespielt desinteressiert ihre Locken zurückschüttelte, bevor sie Ces ein winziges Lächeln schenkte.
„Wir informieren dich, sobald wir wissen, wie der Stand der Dinge und Atalantes Stimmung ist“, versprach Louis.
Um sein Abschiedsgeschenk machte Ces ein großes Gewese, und als er es im Morgengrauen am Tag unserer Abreise aus dem Lager holte, glaubte ich, meinen Augen nicht zu trauen.
„Ein TrailGod TM -Alaska! Wo hast du das her? Ich dachte, diese Art von Zelt sei für die Menschheit verloren?“
„Im Fall von Alaska Zwo stimmt das leider. Das hier“, er klopfte stolz auf die kleine, ultraleichte Verpackung, „ist jedoch das Alaska Vier. Ich musste sämtliche Keller, Dachböden und Lagerräume aller ehemaligen Ausrüstungsgeschäfte von Citey und Umgebung abgrasen, bis ich es hatte. Es ist geräumiger, mit zwei Kabinen, weil Polly ja jetzt auch mit reinpassen muss.“
„Pah“, machte Polly. „Ich brauche doch kein doofes Zelt. Ich baue mir einen Unterschlupf.“
Zärtlich wuschelte ich ihr durch die Haare. „Mach das.“
So eilig ich es hatte, der verdammten Stadt endlich meinen Rücken zu kehren – traurig fand ich dennoch, mich von den Arkadiern, Shirokkos Leuten und vor allem von Ces zu trennen. Tausend gute Wünsche, das Versprechen, uns zu besuchen, wenn sie auf einer Tour in der Nähe waren, und Chiaras Lunchpaket präapokalyptischen Ausmaßes sollten uns auf unserem Weg begleiten – und in Pollys Fall Wills Versicherung, dass sie einen Riesenfehler machte, jetzt wegzureiten, und dass er sie natürlich trotzdem nie vergessen würde. Sie lachte nur.
„ You're much too old to be so naive – What the hell do you want with me? “, hörte ich sie murmeln, als sie sich auf ihre Aspahi schwang.
Binnen einer Stunde hatten wir die Stadtgrenze hinter uns gelassen. Vor uns lagen in frisch erwachtem Grün Wälder und Wiesen.
Ich sah zu Polly, liebste Schwester und stolze Amazone, ohne die ich wohl bis jetzt noch nicht die Kurve gekriegt hätte. Aufrecht saß sie im Sattel, Abenteuerlust in den Augen und, wie ich feststellte, Zufriedenheit. Ihre Lebensfreude war zurückgekehrt – und das, obwohl sie doch mit so einer Höhlenweibchenschwester geschlagen war.
Es war schön, meine beiden Lieblingsmenschen bei mir zu haben, wenn es auch nur für einen Teil der Strecke war.
Ich wandte den Kopf auf meine andere Seite, zu Louis. Er war nicht mehr der Mann, den ich kennengelernt hatte, und ich liebte ihn umso mehr. Gelöst betrachtete er die Umgebung und den Weg der vor uns lag, voll Zuversicht und Vorfreude. Wie immer schien er meinen Blick zu spüren, sah zu mir und streckte mir seine Hand entgegen. Ich ergriff sie.
„Wollen wir nach Hause?“, fragte er mit einem liebevollen Lächeln, das eine
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