Themiskyra – Die Suche (Band 3) (German Edition)
Peleo.“
Dieser kam uns endlich fassungslos entgegen gestolpert. „Willkommen zu Hause, mein Sohn“, brachte er mit Tränen in den Augen hervor. „Ich habe es nicht gewusst … Bis Ell es uns erzählte, haben wir nichts von dir gewusst. Es tut mir so leid.“ Er schloss ihn in die Arme und ich sah, dass Louis die Umarmung erwiderte und sich ein bisschen entspannte.
„Bis Ell zu ermitteln begann, hatte ich auch keine Ahnung …“, sagte er und lachte leise und ein bisschen verzweifelt auf.
Dann brach der Rest der Familie über ihn herein. Und über mich.
Theresa schob ihren Mann zur Seite und fiel Louis ebenfalls um den Hals.
„Viel zu mager der Junge“, raunte sie mir zu, als ich an der Reihe war. „Und du auch! Gut, dass ihr jetzt hier seid.“
Priska war die nächste; sie hatte sich vorgedrängelt. Vor Rührung liefen ihr dicke Tränen übers Gesicht und ich sah ihr an, dass sie das Geschehen besser als jeden Steve Bonanno-Streifen fand. Ich im Übrigen auch. Ezio, der es bei einem festen Händedruck beließ, das sonst so strenge Gesicht jedoch strahlend vor Stolz und Freude … die verlegene Sian, der ich anmerkte, dass sie sich nicht sicher war, ob sie Louis wie einen Fremden oder einen Bruder behandeln sollte, dann Gio … Louis' Blick flackerte kurz zu mir.
Ist er das?
Ich zuckte etwas hilflos mit den Schultern. Ja.
Gio ließ nicht erkennen, dass jemals irgendetwas zwischen ihm und mir vorgefallen war, er begrüßte uns beide mit der gleichen Herzlichkeit. Auch Lilja war nach draußen gekommen und ihre Miene machte mir klar, dass Gio ihr alles erzählt haben musste. Sie wirkte noch nervöser als sonst, doch nachdem sie Louis und mich in Augenschein genommen hatte, schien sie sich zu beruhigen. Vielleicht wurde ihr meine Tat mit einem Mal verständlich, weil sie Ähnlichkeiten zwischen den Brüdern feststellte. Vielleicht sah sie auch nur, dass Louis und ich von innen heraus leuchteten, und zwar mit derselben Intensität und auf derselben Frequenz. Vielleicht erkannte sie dadurch, dass es nichts mehr zu befürchten gab.
Wow, dachte ich, während ich all die glücklichen Menschen betrachtete, und fühlte mich mit einem Mal unendlich erschöpft. Wie am Ende einer langen Reise, viel länger als nur von Citey nach Riparbaro. Und auch ein bisschen stolz. Ich schickte Louis mit seiner neuen Familie ins Haus, während ich das Gepäck ablud und die Pferde versorgte.
„Was macht mein Cesare?“, fragte mich Theresa, sobald ich in der Küche wieder zu ihnen gestoßen war. Louis war etwas aufgetaut und versuchte, die tausend Fragen zu beantworten, die auf ihn einprasselten.
„Er wohnt bei alten Freunden von mir. Du musst dir keine Sorgen machen. Er wäre mitgekommen, aber er hatte Sorgen wegen Atalante.“ Ich atmete tief durch und versuchte, mich irgendwie zu wappnen. „Was … was hat sie gemacht?“, wandte ich mich an Peleo.
Er kratzte sich am Kopf. „Überraschend wenig. Sie bat Anfang Herbst um ein Treffen. Als sie dann im Oktober zu Besuch kam, fragte sie nur nach Cesare, und wir sagten ihr, dass er den Plan gehabt hätte, von den Sommerhäusern direkt nach Citey zu reiten, um Freunde zu besuchen.“
„Wie ging es ihr?“
„Sie war kühl, wie immer. Gefasst, dafür, dass sie auf der Suche nach ihrer Tochter war, worüber sie aber kein Wort verlor. Deswegen haben wir ihr auch deinen Brief nicht gegeben. Er liegt ungeöffnet auf dem Kamin.“
Das war seltsam. Es tat fast weh.
Bin ich ihr so egal?
Bei Artemis, sei einfach dankbar, anstatt die Beleidigte zu spielen, herrschte mich mein Verstand an. Was erwartest du? Du hast sie hintergangen, mehr als einmal. Wahrscheinlich hat sie einfach abgeschlossen mit dem Kapitel Ell.
Für mich ist das Thema Atalante nicht abgeschlossen, begriff ich. Ich muss zumindest versuchen, ihr zu erklären, was mich getrieben hat.
Aber nicht mehr heute. Ich hatte Louis’ hilfesuchenden Blick bemerkt und, nachdem ich Ginger zur Seite gescheucht hatte, setzte ich mich neben ihn. Er legte seinen Arm um meine Schulter und zog mich an sich.
„Glaubst du mir jetzt?“, fragte ich leise.
„Ich denke schon … Ja. Ich glaube dir. Hundertprozentig. Danke, meine Ell.“ Das kam aus tiefstem Herzen. Er gab mir einen Kuss. Und noch einen. Und einen etwas längeren.
Die anderen hatten ihre Diskussion über die Programmgestaltung der nächsten Tage anscheinend beendet. Verlegenes Stuhlrücken und Ezios demonstratives Räuspern riss uns in die Gegenwart zurück.
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