Theo Boone - Der Überfall: Band 4 (Heyne fliegt) (German Edition)
richtigen Höhe eingefüllt werden. Es musste ein ganz bestimmter Filter sein. Und so weiter. Trotzdem fühlte sich Mrs. Boone jeden Abend bemüßigt, ihren Ehemann daran zu erinnern.
» Ja, Liebes, ich kümmere mich gleich darum«, erwiderte dieser dann immer.
Mrs. Boone weigerte sich, den Müll wegzubringen. Diese Aufgabe fiel Mr. Boone zu oder, noch öfter, Theo. Es war keine große Sache, und Theo machte es nichts aus. Aber aus irgendeinem Grund, aus irgendeiner Gewohnheit heraus, die seine Eltern bestimmt nicht hätten erklären können, fragte sein Vater zweimal pro Woche: » Schatz, hast du den Müll rausgebracht?« Worauf Mrs. Boone jedes Mal die gleiche Antwort gab: » Nein, ich habe mir gerade die Fingernägel lackiert«.
Theos Interesse an den Fingernägeln seiner Mutter hielt sich in Grenzen, und es war ihm eigentlich egal, wie oft sie die lackierte, aber er war ziemlich sicher, dass sie jeden Freitagvormittag in ein Nagelstudio ging. Auf jeden Fall sahen ihre Nägel immer gepflegt aus, soweit Theo das beurteilen konnte.
Warum sich seine Eltern so merkwürdig verhielten? Theo verkniff sich selten eine Frage, aber in diesem Fall machte er eine Ausnahme. Vielleicht gab es auf manche Fragen keine Antwort. Außerdem hegte er den Verdacht, dass sich bei Ehepaaren manche Abläufe so einspielten, dass keiner mehr merkte, was er tat.
Während er noch darüber nachsann, stellte seine Mutter eine weitere Standardfrage. » Theo, bist du mit den Hausaufgaben fertig?« Auch das hörte er jeden Abend mindestens zweimal, üblicherweise einmal von seiner Mutter und einmal von seinem Vater. Die beiden erwarteten von ihm, dass er seine Hausaufgaben nachmittags in der Kanzlei erledigte, bevor er nach Hause ging. Theo war ein guter Schüler und brauchte normalerweise nicht länger als eine oder anderthalb Stunden, den Rest konnte er am nächsten Tag während der Studierzeit erledigen.
» Ja«, sagte er. » Alles erledigt.«
» Wann ist die nächste Debatte?«, erkundigte sie sich.
» Das steht noch nicht fest.«
» Die lasse ich mir aber nicht entgehen, Theo, das verspreche ich dir.«
» Willst du die von heute sehen? Ich habe sie auf DVD .«
Mrs. Boone ließ strahlend ihre Essstäbchen fallen. » Fantastisch, Theo! Leg sie ein.«
» Tolle Idee«, sagte Mr. Boone , der nicht die geringste Lust hatte, die Umgehungsstraße weiter zu diskutieren.
Theo holte die DVD aus seinem Rucksack und schob sie in den Player. Die nächste Stunde lang verfolgten sie, wie Theo, Joey und Aaron im Wettstreit mit dem Team der Central Middleschool darüber diskutierten, ob die Kinder von Arbeitnehmern ohne Papiere Zugang zu den öffentlichen Hochschulen des Bundesstaates erhalten sollten. Mrs. Boone strahlte über das ganze Gesicht. Beide Eltern platzten fast vor Stolz. Theo musste selbst zugeben, dass es eine gute Leistung gewesen war.
Sogar Judge starrte wie gebannt auf den Bildschirm und fragte sich, wie Theo an zwei Orten gleichzeitig sein konnte.
Fünf
Major Ludwig führte den Pfadfindertrupp 1440 wie ein Kommando der Elitetruppe Marines, das sich auf eine Schlacht vorbereitet. Er erwartete von seinen rund vierzig Pfadfindern, dass sie zu beiden monatlichen Treffen erschienen, ihre Aufgaben erledigten und korrekte Pfadfinder-Kluft trugen. Er führte sie, trieb sie an, ermutigte sie und gelegentlich musste er sie maßregeln. Aber Hunde, die bellen, beißen nicht, und unter der harten Schale verbarg sich ein weicher Kern. Die Jungen bewunderten ihn sehr und wollten ihn auf keinen Fall enttäuschen. Theo gehörte dem Trupp seit zwei Jahren an und befand sich auf dem besten Weg zum Eagle Scout, dem höchsten Rang, den ein Pfadfinder in den Vereinigten Staaten erreichen konnte. Der Major machte Druck.
Die Gruppentreffen begannen am ersten und dritten Donnerstag jeden Monats um Punkt vier Uhr, außer es war ein Zeltlager geplant. Der Major war fest davon überzeugt, dass Pfadfinder in den Wald gehörten und dort so viel Zeit wie möglich verbringen sollten. Jeden Monat plante er ein langes Wochenende, an dem der Trupp freitags direkt nach der Schule aufbrach und am Sonntagnachmittag zurückkehrte. Am Donnerstag vor einem solchen Campingausflug kam der Trupp zusammen, um die Einzelheiten zu besprechen und sich vom Major letzte Anweisungen zu holen.
Theo lebte für diese Zeltlager. Sein Vater war kein großer Naturfreund, aber mit den Pfadfindern konnte Theo zelten, wandern, angeln und erfahren, was es hieß, in und mit der Natur
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