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Theo Boone - Der Überfall: Band 4 (Heyne fliegt) (German Edition)

Theo Boone - Der Überfall: Band 4 (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Theo Boone - Der Überfall: Band 4 (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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leise, während sie Marshmallows rösteten und die Wärme der brennenden Scheite genossen. Schwierige Fragen brannten ihnen auf der Zunge– musste Percy sterben? Oder würde er sein Bein verlieren? Aber sie schluckten sie herunter. Dafür begannen sie merkwürdigerweise, sich Schlangengeschichten zu erzählen. Das war besonders unsinnig, weil alle ohnehin schon nervös und schreckhaft waren. Jedes Blatt, das im Wind raschelte, klang wie eine Klapperschlange. Jedes im Feuer zischende Holz wie eine unbekannte Viper. Jeder in der Ferne knackende Zweig konnte eine große Mokassinschlange sein, die sich hinterrücks anschlich. Und alle zehn Minuten machte sich ein Pfadfinder von hinten an einen anderen heran, stach ihm zwei Finger in den Nacken und brüllte » Schlange!«. Diese nervenaufreibenden Scherze wurden mit hysterischem Gelächter begrüßt. Mr. Bennett wechselte schließlich von Schlangen zu harmloseren Themen wie Zombies und Vampire.
    Gegen neun Uhr näherten sich Scheinwerfer dem Zeltlager. Es war der Major, der aus dem Krankenhaus kam. Er stellte sich in der Nähe des Lagerfeuers vor den ganzen Trupp hin und informierte die Jungen über die letzten Neuigkeiten von Percy und seiner Verletzung. Das Bein war stark geschwollen, und Percy fühlte sich insgesamt elend, aber er war bei Bewusstsein und würde wieder vollständig gesund werden. Nach ein paar Tagen im Krankenhaus würde er wieder nach Hause können. Am meisten Sorge bereitete dem Arzt die geschädigte Haut an der Bissstelle. Das war totes Gewebe, und vermutlich würden Narben bleiben.
    Nachdem der Major ein schnelles Abendessen eingenommen hatte, bat er die verbliebenen Mitglieder der Sippe Falke, mit ihm zum See zu gehen. Sie setzten sich auf Baumstämme in der Nähe des Ufers, wo die Wellen sanft an den Felsen plätscherten. Der Mond schien, die Nacht war schön, und eigentlich war alles in Ordnung.
    Aber Theo schwante nichts Gutes.
    Der Major bat zuerst Woody um eine Schilderung der Ereignisse. Woody lieferte einen wahrheitsgemäßen und vollständigen Bericht der Begegnung mit der Mokassinschlange. Als er geendet hatte, schickte der Major ihn zurück ins Zeltlager. Cal war als Nächster mit seiner Geschichte dran und ging dann ebenfalls. Es folgten Phillip, dann Oliver und die anderen.
    Plötzlich war nur noch Theo übrig. Er war allein mit dem Major, der im Augenblick das Spiegelbild des Mondes im See betrachtete.
    » War es so, wie die anderen den Vorfall geschildert haben, Theo?«
    » Ja«, bestätigte Theo, ohne zu zögern.
    Der Major wandte dem See den Rücken zu und setzte sich neben Theo auf den Baumstamm. Er räusperte sich. » Wie sollst du dich als Sippenleiter verhalten, wenn deine Sippe einem gefährlichen Tier begegnet?«
    » Das kommt auf das Tier an«, erwiderte Theo.
    » Nun, in diesem Fall war es eine Giftschlange.«
    » Dann muss ich dafür sorgen, dass sich meine Sippe sofort von der Schlange entfernt und so schnell wie möglich die Umgebung verlässt.«
    » Und hast du das getan, Theo?«
    Theo schluckte mühsam. » Nein.«
    » Hast du die Schlange sofort als Mokassinschlange erkannt?«
    » Ja.«
    » Wie viele Giftschlangen gibt es bei uns in der Gegend?«
    » Drei. Mokassinschlange, Korallenschlange und Waldklapperschlange.«
    » Und das wusstest du aus der Vorbereitung für das Natur-Verdienstabzeichen?«
    Theo hatte genügend Wiederholungen von Perry Mason und echte Verhandlungen gesehen, um zu wissen, dass der Major zum vernichtenden Schlag ausholte. » Ja«, sagte er zögernd.
    Eine lange, angespannte Pause trat ein, in der beide auf den im Mondlicht liegenden See blickten und warteten, bis der Major weitersprach.
    » Theo«, sagte er schließlich, » dann sieht es so aus, als sei die Sippe Falke auf einer Wanderung in einem Gebiet, in dem bekanntermaßen Mokassinschlangen vorkommen, tatsächlich auf ein besonders großes Exemplar einer solchen Schlange gestoßen und hätte keineswegs alles getan, um der Schlange aus dem Weg zu gehen– ganz im Gegenteil. Die Sippe rückte sofort vor, um sich das Tier genauer anzusehen, und irgendwann griff Percy nach einem Stock, um es zu provozieren. Du als Sippenleiter warst schließlich so geistesgegenwärtig, alle zurückzubeordern, aber bis dahin hatte Percy, der bekanntermaßen nicht gerade der Zuverlässigste der Sippe ist, aus unerfindlichen Gründen das Gleichgewicht verloren, war vornüber praktisch auf die Schlange gefallen und wurde gebissen. Ist das eine zutreffende

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