Theo Boone - Der Überfall: Band 4 (Heyne fliegt) (German Edition)
Ladefläche.
Die Jungen quetschten sich in die Kabine, Theo hielt seinen Hund, der die Augen geschlossen hatte, vorsichtig in den Armen.
» Wird er es schaffen?«, fragte Hardie seinen Großvater.
» Der kommt schon wieder in Ordnung«, sagte Mr. Quinn, während er den Gang einlegte und losfuhr. Er hatte bereits einen Krankenwagen gerufen und die Polizei benachrichtigt. Er wollte, dass der Vermessungstrupp sein Land verließ und hätte sich am liebsten selbst darum gekümmert. Aber im Augenblick war der schwer verletzte Hund wichtiger. Über eine Schotterpiste rasten sie in Richtung Stadt.
» Wer von euch hat ein Handy?«, fragte Mr. Quinn.
Woody hatte keins, weil er erst dreizehn war und seine Eltern das zu jung fanden. Hardie besaß eins, wusste aber nicht, wo es war.
» Ich«, sagte Theo.
» Dann rufst du am besten deine Eltern an, Theo«, meinte Mr. Quinn.
Theo legte Judge vorsichtig auf Woodys Schoß und holte sein Handy aus der Tasche.
» Wo fahren wir hin?«, fragte Theo.
» Keine Ahnung«, erwiderte Mr. Quinn. » Wer ist euer Tierarzt?«
» Dr. Kohl.«
In der Kanzlei ging Elsa ans Telefon. Theos Mutter hatte ein Mandantengespräch, aber sein Vater war zu sprechen. Während er seinem Vater Bericht erstattete, streichelte er Judge sanft zwischen den Augen. Er warf einen Blick auf Woody, der so hart im Nehmen war wie sonst keiner, und merkte, dass sein Freund weinte.
Sie hielten den Krankenwagen mitten auf der Landstraße an, die zur Farm der Quinns führte. Zuerst wussten die Sanitäter nicht so recht, wie sie mit einem verletzten Hund verfahren sollten, aber Mr. Quinn duldete keinen Widerspruch. Lautstark und unmissverständlich wies er den Fahrer an, Theo und den Hund in die Praxis von Dr. Kohl in der South Clement Street zu schaffen. Mr. Quinn, Hardie und Woody würden im Pick-up folgen.
Im Krankenwagen beobachtete Theo, wie die Sanitäter Judge behandelten, als wäre er ein schwer verletztes Kind. Sie legten ihn auf eine sterile weiße Trage, reinigten seine Wunden, sprachen ihm flüsternd Mut zu und prüften seinen Puls. Obwohl klar war, dass sie für die Behandlung von Menschen und nicht von Hunden ausgebildet waren, taten sie ihr Bestes für Judge– und für Theo. Sein T-Shirt war blut- und dreckverschmiert, und einer der Sanitäter wischte vorsichtig mit Verbandmull daran herum, um ihn notdürftig zu säubern.
» Der Puls ist da«, sagte der andere, während er Judge bis zum Hals mit einem Laken zudeckte. » Der wird schon wieder.«
» Danke«, stammelte Theo.
» Wir haben noch nie einen Hund abgeholt«, sagte jemand. » Was ist denn passiert?«
Theo schüttelte nur den Kopf und brachte kein Wort heraus.
Seit fast vierzig Jahren flickte Dr. Kohl in Strattenburg Hunde, Katzen und andere Kleintiere zusammen und heilte ihre Krankheiten. Seine ruhige kleine Praxis befand sich in einem alten Einkaufszentrum, das bessere Tage gesehen hatte. Seine langjährige Empfangssekretärin war Miss Ross, eine Dame von grimmiger Effizienz, die nicht davor zurückschreckte, Tierhalter telefonisch zu ermahnen, wenn die Tollwutimpfung ihrer Lieblinge überfällig war.
Miss Ross räumte am späten Freitagnachmittag gerade ihren Schreibtisch auf, um Feierabend zu machen, als das Telefon klingelte, und Woods Boone den Familienhund ankündigte, der schwer verletzt auf dem Weg in die Praxis sei. Ob Dr. Kohl noch da war? Das war er. Minuten später beobachtete Miss Ross ungläubig, wie ein Krankenwagen mit heulender Sirene vor der Praxis zum Stehen kam.
Sie konnte sich nicht erinnern, dass in den vierzig Jahren, die sie bei Dr. Kohl arbeitete, je ein Tier im Krankenwagen eingeliefert worden war. Ihr war bewusst, dass Judge Boone ein ganz besonderer Hund war (waren sie das nicht alle?), aber sie hatte nicht geahnt, dass es sich bei ihm um so eine bedeutende Persönlichkeit handelte. Hinter dem Krankenwagen tauchte ein Pick-up auf, dann folgten ein Streifenwagen und noch zwei andere Fahrzeuge. Ein Sanitäter nahm den Hund auf die Arme und eilte mit ihm in die Praxis. Das kleine Wartezimmer füllte sich rasch mit einer Gruppe nervöser Menschen: Theo, seine Freunde, seine Eltern, Mr. Quinn, die Sanitäter, der Fahrer des Krankenwagens, Elsa aus der Kanzlei und zwei uniformierte Beamte.
Während Dr. Kohl und eine Tierarzthelferin Judge ins Röntgenzimmer trugen, wurde Theo von seinen Eltern inspiziert. Er war verdreckt, blutüberströmt und völlig durchgeschwitzt. Immer wieder drohte er, die Fassung zu
Weitere Kostenlose Bücher