Theo Boone - Der Überfall: Band 4 (Heyne fliegt) (German Edition)
auf das Abenteuer. Sie hatten eine harte Schulwoche hinter sich und wollten sich nur noch erholen. Das mit dem Angeln war Hardies Idee gewesen. Er wollte Theo persönlich die Farm der Quinns und die schöne Landschaft zeigen, die der Gouverneur und andere Politiker zerstören wollten. Woody und Theo folgten Hardie, wobei Theo mit Judge ganz hinten fuhr, damit er den anderen mit der Leine nicht ins Gehege kam. Auch wenn Judge nur ein Hund war, fühlte er sich als Anführer und lief am liebsten an der Spitze. An der Leine trottete er jedoch brav neben Theo her und schien froh zu sein, dass er mitdurfte. Sie fuhren kreuz und quer durch die schattigen Straßen der alten Viertel, bis sie zu einem Radweg kamen, der im Bogen fern von den belebten Straßen und Wohnvierteln südlich um die Stadt herumführte. An einer verkehrsreichen Kreuzung querten sie den Highway 75 und tauchten in einen schmalen Feldweg zwischen Bäumen ein, deren Kronen sich über ihnen zu einem Bogen wölbten. Die Stadt und ihre Staus lagen hinter ihnen. Sie flitzten Abhänge hinunter und keuchten Steigungen hinauf. Sie überquerten kleine Bäche und ratterten einmal sogar über eine alte, kaum mehr genutzte überdachte Brücke.
Nach einer halben Stunde waren die Jungen schweißgebadet, und Judge brauchte dringend etwas zu trinken. Sie legten eine Pause ein, damit er sich in einem Bach erfrischen konnte.
» Nur noch ein paar Minuten«, sagte Hardie.
Als sie wieder zu Atem gekommen waren, ging es weiter. Auf einer Hügelkuppe blieben sie stehen. Unter ihnen lag ein schönes Tal mit einigen wenigen Lichtungen und viel Wald. Hardie deutete auf das einzige sichtbare Haus, ein weißes Gebäude in der Ferne.
» Da wohnen meine Großeltern«, erklärte er, immer noch außer Atem.
Die Jungen genossen die Landschaft, während sie sich ausruhten. Hardie deutete nach rechts. » Die Umgehungsstraße verläuft durch das gesamte Tal, in einer breiten Schneise, die da hinten zwischen zwei Hügeln beginnt und durch den höchsten Berg da drüben führt.« Sein rechter Arm zeigte in einem Bogen nach links. » Der Berg da ist Chalk Hill, der soll mit Dynamit aus dem Weg geräumt werden. Einfach in die Luft gejagt und plattgemacht. Alles andere wird planiert und asphaltiert. Was mit meinen Großeltern geschieht, weiß ich nicht.«
» Wieso dürfen die das?«, wollte Woody wissen.
» Frag Theo.«
» Das Gesetz sagt, der Staat darf ein Grundstück enteignen«, erklärte Theo. » Natürlich muss er dafür bezahlen, aber er bekommt es auf jeden Fall.«
» Das ist doch Mist.«
» Und ob«, stimmte Hardie traurig zu.
Sie rollten den Abhang hinunter und kamen wenige Minuten später vor dem Haus zum Stehen. Hardies Großmutter, Mrs. Beverly Quinn, erwartete sie auf der Veranda mit Walnusskeksen und Eiswasser. Hardie stellte seine Freunde und Judge vor, und sie leistete ihnen bei ihrem Imbiss Gesellschaft. Hardies Großvater » werkelte« laut seiner Frau im Maschinenschuppen herum. Die Umgehungsstraße wurde nicht erwähnt– das Thema war zu furchtbar, um auch nur daran zu denken. Während Theo einen Keks aß und sich sanft in einem alten Korb-Schaukelstuhl wiegte, bewunderte er die makellos saubere, weiß gestrichene Veranda, die Hängefarne, die gepflegten Blumenbeete, den weißen Lattenzaun um den Vorgarten und versuchte, sich vorzustellen, wie Planierraupen alles dem Erdboden gleichmachten. Allein der Gedanke daran schien eine himmelschreiende Grausamkeit.
Als die Jungen aufgegessen hatten, bedankten sie sich und liefen los. In einem Schuppen hinter dem Haus fanden sie jede Menge Angelruten, einfache Stöcke mit Angelschnur, Köderboxen, Fußbälle, Volleybälle, Federballschläger, Frisbees sowie zwei Kanus, vier Kajaks und sogar Golfschläger.
» Hier draußen kann man immer Spaß haben«, sagte Hardie. Offenbar hatte er elf Cousins in der Gegend von Strattenburg, außerdem Tanten, Onkel und Freunde, die schon fast als Verwandte zählten, und alle verbrachten viel Zeit auf der Familienfarm.
Sie nahmen sich drei Angelruten, und Hardie stopfte eine kleine Köderbox in seinen Rucksack. Dann waren sie schon wieder unterwegs und flitzten mit ihren Rädern über einen schmalen, unbefestigten Weg, der sich durch ein dichtes Wäldchen schlängelte. Zehn Minuten vom Haus entfernt, hielten sie mit quietschenden Bremsen an den Ufern des Red Creek.
» Das ist die beste Stelle auf der ganzen Farm«, sagte Hardie, während er seine Köderbox auspackte. » Der beste
Weitere Kostenlose Bücher