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Theo Boone und der unsichtbare Zeuge

Theo Boone und der unsichtbare Zeuge

Titel: Theo Boone und der unsichtbare Zeuge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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geschäftliche Lage. Er hatte als Bauträger viel Geld verdient und wieder verloren, und als seine Frau starb, stand er unter starkem Druck seitens der Banken. Mr. Hogan versprach den Geschworenen, zu beweisen, dass dem Angeklagten Peter Duffy die Zahlungsunfähigkeit drohte.
    Deswegen hatte er Bargeld gebraucht. Wie zum Beispiel aus der Lebensversicherung.
    Aber das war nicht das einzige Motiv. Mr. Hogan erklärte den Geschworenen, die Duffys seien unglücklich verheiratet gewesen. In ihrer Ehe hatte es jede Menge Probleme gegeben. Zweimal hatten sie sich getrennt. Beide hatten Scheidungsanwälte konsultiert, allerdings nie die Scheidung eingereicht.
    Zum Abschluss baute sich Mr. Hogan direkt vor den Geschworenen auf und sah sie mit ernster Miene an. » Das war kaltblütiger Mord, meine Damen und Herren. Perfekt geplant und mit aller Umsicht ausgeführt. Kein einziger Fehler. Keine Zeugen, keine Spuren. Nur eine schöne junge Frau, die brutal erdrosselt wurde.« Mr. Hogan schloss plötzlich die Augen und tippte sich an den Kopf. » Eins habe ich noch vergessen. Ich habe vergessen, zu erwähnen, dass Mr. Duffy vor zwei Jahren, als er die Lebensversicherung abschloss, auch anfing, allein Golf zu spielen. Bis dahin hatte er nur selten, praktisch nie, allein gespielt, das werden Ihnen seine alten Golfpartner bestätigen, die wir Ihnen hier präsentieren werden. Ist das nicht ein Zufall? Er hat die Sache zwei Jahre lang geplant. Während er sein Golfspiel unauffällig dem Zeitplan seiner Frau anpasste, konnte er in aller Ruhe abwarten. Bis das Wetter eines Tages so kalt und windig war, dass er allein auf dem Platz war. Der ideale Zeitpunkt, um nach Hause zu rasen, das Cart am Pool abzustellen und durch die Hintertür ins Haus zu laufen. › Schatz, ich bin da ‹ , und dann packt er sie aus dem Hinterhalt. Eine Minute später ist sie tot. Er hat das so lange geplant, dass er genau weiß, was zu tun ist. Er schnappt sich ihren Schmuck, seine eigenen wertvollen Uhren und die Waffen, damit die Polizei denkt, es war ein Einbruch. Sekunden später ist er wieder zur Hintertür hinaus und rast mit dem Cart über die Fairways zu Nummer fünf auf dem North-Nine-Golfplatz, wählt ein Vierer-Eisen, liefert zufällig einen Superschlag ab und bringt sein einsames Golfspiel zu Ende, wie so oft.«
    Mr. Hogan legte eine Pause ein. Im Saal war es mucksmäuschenstill. Er nahm seinen Block und ging zu seinem Platz zurück. Neunzig Minuten waren vergangen.
    Richter Gantry schlug mit dem Hammer auf den Tisch. » Zehn Minuten Unterbrechung.«
    Mr. Mount versammelte seine Klasse am Ende eines engen Korridors im ersten Stock. Die Jungen unterhielten sich aufgeregt über das Drama, das sich soeben vor ihren Augen abgespielt hatte.
    » Das ist ja besser als Fernsehen«, meinte einer von ihnen.
    » Bisher habt ihr nur eine Seite der Sache gehört«, sagte Mr. Mount. » Aber nur so zum Spaß, wie viele von euch halten ihn für schuldig?«
    Mindestens ein Dutzend Hände schoss in die Höhe. Theo hätte gern für schuldig gestimmt, aber er wusste, dass das voreilig gewesen wäre.
    » Was ist mit der Unschuldsvermutung?«, fragte Mr. Mount.
    » Der war’s«, stellte Darren, der Schlagzeuger, fest. Verschiedene andere waren derselben Meinung.
    » Der ist schuldig«, erklärte auch Brian, der Schwimmer.
    » Damit kommt er nicht durch.«
    » Alles perfekt geplant.«
    » Der war’s.«
    » Okay«, meinte Mr. Mount. » Wir unterhalten uns in der Mittagspause noch einmal darüber, wenn ihr die Gegenseite gehört habt.«
    Die Gegenseite begann mit einem Knalleffekt. Clifford Nance wartete, bis im Saal Ruhe eingekehrt war, bevor er zu den Geschworenenbänken ging. Er war um die sechzig, hatte graues Haar, das ihm bis über die Ohren reichte, einen breiten Brustkorb und massige Arme. Seine herausfordernde Haltung schien der Welt kundtun zu wollen, dass Clifford Nance keinen Konflikt scheute, weder vor Gericht noch sonst.
    » Nicht die Spur eines Beweises!«, donnerte er mit tiefer, rauchiger Stimme, die von den Wänden widerhallte.
    » Nicht die Spur eines Beweises!«, donnerte er gleich noch einmal, falls ihn jemand beim ersten Mal nicht gehört hatte.
    Theo zuckte unwillkürlich zusammen.
    » Nichts! Keine Zeugen. Keine Spuren am Tatort. Nichts als diese nette, kleine Geschichte, die Mr. Hogan Ihnen soeben aufgetischt hat. Kein Wort davon beruht auf Beweisen. Nur eine fantasievolle Version der Ereignisse, wie sie sich abgespielt haben KÖNNTEN . Vielleicht

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