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Theo Boone und der unsichtbare Zeuge

Theo Boone und der unsichtbare Zeuge

Titel: Theo Boone und der unsichtbare Zeuge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Wachhäuschen und den Sicherheitskameras. Er erklärte, es sei höchst unwahrscheinlich, dass ein Eindringling, und sei er auch noch so gewieft, alle diese Sicherheitsmaßnahmen überwinden könne. Außer natürlich, der Eindringling sei gar kein Eindringling, weil er selbst in der Siedlung wohne.
    Keiner der Nachbarn hatte ein unbekanntes Fahrzeug vom Haus der Duffys wegfahren sehen. Niemand hatte einen Fremden auf der Straße oder vom Haus weglaufen sehen. Es war nichts Ungewöhnliches beobachtet worden. In den vergangenen sechs Jahren war nur in zwei Häuser in Waverly Creek eingebrochen worden. Verbrechen war in dieser ruhigen Gegend praktisch ein Fremdwort.
    Am Tag des Mordes spielte Mr. Duffy Golf, wie fast jeden Donnerstag. Laut dem Computerprotokoll im Golfshop hatte er um 11.10 Uhr abgeschlagen. Er war allein, was nicht ungewöhnlich war, und benutzte wie immer sein eigenes Elektro-Golfcart. Dem Platzwart sagte er, er wolle achtzehn Löcher spielen, auf dem North Nine und dem South Nine, den beiden beliebtesten Plätzen. Das Grundstück der Duffys grenzte an den sechsten Fairway des Creek Course, eines kleineren Golfplatzes, der vor allem von Frauen bevorzugt wurde.
    Mr. Duffy war ein passionierter Golfer, der die Zahl der Schläge immer auf seiner Scorekarte notierte und nie mogelte. Achtzehn Löcher zu spielen dauerte allein an die drei Stunden. Das Wetter war bewölkt, kühl und windig, was die meisten Golfspieler abschreckte. Abgesehen von einem Vierer-Flight, der um 10.20 Uhr abschlug, hielt sich um 11.10 Uhr außer ihm niemand auf den drei Plätzen auf. Eine weitere Vierergruppe schlug um 13.40 Uhr ab.
    Mrs. Duffys Schwester wählte sofort den Notruf, nachdem sie das Opfer gefunden hatte. Der Anruf war um 14.14 Uhr eingegangen. Der Autopsie zufolge musste der Tod gegen 11.45 Uhr eingetreten sein.
    Mithilfe eines Assistenten erstellte Mr. Hogan ein großes Diagramm von Waverly Creek. Er markierte die drei Golfplätze, den Golfshop, die Driving Range, die Tennisplätze und andere relevante Punkte, dann zeigte er den Geschworenen, wo das Haus der Duffys am Creek Course stand. Den Untersuchungen der Staatsanwaltschaft zufolge musste sich Mr. Duffy zum Zeitpunkt der Ermordung seiner Frau am vierten oder fünften Loch von North Nine aufgehalten haben. Mit einem Golfcart wie dem von Mr. Duffy war das Haus der Duffys am sechsten Fairway von diesem Teil des Golfplatzes aus in etwa acht Minuten zu erreichen.
    Peter Duffy starrte auf das Diagramm und schüttelte ungläubig den Kopf, als zweifle er an Mr. Hogans Verstand. Duffy war neunundvierzig, hatte ein dunkles, übellauniges Gesicht und dichtes, ergrauendes Haar. Mit der Hornbrille und dem braunen Anzug hätte er leicht einer der Juristen sein können.
    Jack Hogan wies darauf hin, dass Mr. Duffy bekannt war, dass seine Frau zu Hause sein würde. Außerdem hatte er natürlich Zugang zu seinem eigenen Haus, hielt sich zum Tatzeitpunkt mit seinem Golfcart nur wenige Minuten vom Tatort entfernt auf und war praktisch allein auf dem Golfplatz. Die Gefahr, dass ihn jemand sah, war gering.
    » Er hat es hervorragend geplant«, sagte Mr. Hogan immer wieder.
    Allein die Tatsache, dass dieser kompetente Staatsanwalt immer wieder behauptete, Mr. Duffy habe seine Frau umgebracht, ließ seine Theorie schon plausibel klingen. Man muss eine Sache nur oft genug wiederholen, dann glauben einem die Leute auch. Mr. Mount war immer der Meinung gewesen, die Unschuldsvermutung sei in den heutigen Zeiten ein Witz. Man gehe grundsätzlich davon aus, dass der Angeklagte schuldig sei. Theo musste zugeben, dass er sich– zumindest während der ersten Minuten der Verhandlung– nur schwer vorstellen konnte, dass Mr. Duffy unschuldig war.
    Warum hätte Mr. Duffy seine Frau umbringen sollen? Als Mr. Hogan den Geschworenen diese Frage stellte, war ihm deutlich anzumerken, dass er eine Antwort darauf wusste.
    » Des Geldes wegen, meine Damen und Herren.« Mit dramatischer Geste riss er ein Dokument vom Tisch. » Das hier ist eine Lebensversicherungspolice über eine Million Dollar, die Mr. Peter Duffy vor zwei Jahren auf seine verstorbene Frau Myra Duffy abgeschlossen hat.«
    Bedrückendes Schweigen. Die Schuld schien immer schwerer zu wiegen.
    Mr. Hogan blätterte bei seinen Ausführungen in der Police und verlor dabei etwas an Fahrt. Als er damit fertig war, warf er das Dokument zurück auf den Tisch und verlor sich in weitschweifigen Erörterungen über Mr. Duffys verzweifelte

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