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Theo Boone und der unsichtbare Zeuge

Theo Boone und der unsichtbare Zeuge

Titel: Theo Boone und der unsichtbare Zeuge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Super.«
    Wenn Theo meckerte, was er gelegentlich tat, bekam er nur die übliche Predigt über die Bedeutung einer Ausbildung zu hören. » Ich war nach der Schule im Gericht.«
    » Das habe ich mir schon gedacht. Irgendwas Interessantes?«
    Sie unterhielten sich ein paar Minuten lang über den Prozess. Theos Vater schien sich praktisch gar nicht dafür zu interessieren, was Theo überhaupt nicht verstehen konnte. Wie konnte ein Jurist von einem so wichtigen Ereignis im Rechtsleben der Stadt nicht gefesselt sein?
    Das Telefon klingelte, und Mr. Boone musste an den Apparat. Theo ging nach unten und sah sich in der Kanzlei um. Vince, der Anwaltsassistent, arbeitete hinter geschlossener Tür. Dorothy, die Immobiliensekretärin, war schon gegangen. Da er ernste Stimmen im Büro seiner Mutter hörte, ging er weiter. Oft weinten die Mandantinnen, Frauen mit Eheproblemen, die verzweifelt die Hilfe seiner Mutter suchten.
    Theo musste unwillkürlich lächeln, wenn er daran dachte, wie wichtig seine Mutter war. Obwohl er auf keinen Fall in ihre Fußstapfen treten wollte, war er sehr stolz auf sie.
    Er ging in sein Büro, unterhielt sich kurz mit Judge und fing mit den Hausaufgaben an. Ein paar Minuten vergingen, und es wurde allmählich dunkel. Judge knurrte, weil er draußen ein Geräusch hörte, dann klopfte jemand an die Tür. Theo fuhr zusammen, sprang auf und spähte hinaus. Es war Julio. Theo öffnete die Tür.
    » Kann ich da drüben mit dir reden?«, fragte Julio und deutete auf den Hof.
    » Klar.« Theo zog die Tür hinter sich zu. » Was ist los?«
    » Das weiß ich nicht.«
    » Ich habe dich vorhin im Gericht gesehen. Was wolltest du da?«
    Julio ging ein paar Schritte vom Haus weg, als könnte ihn jemand hören. Dann sah er sich nervös um. » Ich brauche jemanden, dem ich vertrauen kann, Theo. Jemanden, der sich mit dem Gesetz auskennt.«
    » Du kannst mir vertrauen«, erwiderte Theo, der darauf brannte, den Rest der Geschichte zu hören, die ihn den ganzen Tag beschäftigt hatte.
    » Aber wenn ich dir was erzähle, darfst du es niemandem weitersagen.«
    » Okay, aber warum willst du mir was erzählen, das ich nicht weitersagen darf? Das verstehe ich nicht.«
    » Ich brauche einen Rat. Irgendwer muss davon wissen.«
    » Was wissen?«
    Julio rammte beide Hände in die Taschen seiner Jeans und ließ die Schultern hängen. Er wirkte verängstigt. Theo dachte daran, dass er mit seiner Mutter und seinen jüngeren Geschwistern im Obdachlosenheim leben musste. Weit weg von zu Hause, von ihrem Vater im Stich gelassen. Diese Leute hatten vermutlich vor allem Angst.
    » Du kannst mir vertrauen, Julio«, sagte Theo.
    » Okay.« Julio starrte auf seine Füße, um Theo nicht in die Augen sehen zu müssen. » Ich habe einen Cousin aus El Salvador, der hier in Strattenburg lebt. Er ist älter als ich, vielleicht achtzehn oder neunzehn. Ist seit ungefähr einem Jahr hier. Er arbeitet draußen auf dem Golfplatz. Er mäht den Rasen, füllt die Wasserspender auf und so Zeug. Spielst du Golf?«
    » Ja.«
    » Dann kennst du ja die Leute, die sich um den Platz kümmern.«
    » Ja.« Theo spielte jeden Samstagmorgen mit seinem Vater auf dem städtischen Golfplatz. Auf den Fairways und Grüns waren immer ein paar Arbeiter mit der Instandhaltung des Platzes beschäftigt. Wenn er es recht bedachte, waren die meisten von ihnen Lateinamerikaner.
    » Auf welchem Platz?«, fragte Theo. Es gab mindestens drei in der Gegend.
    » Da draußen, wo die Dame ermordet worden ist.«
    » Waverly Creek?«
    » Ja.«
    In Theos Brust schien plötzlich ein dicker Knoten zu sitzen, der ihm die Luft abschnürte. » Red weiter«, sagte er, obwohl ihm sein Instinkt riet, das Gespräch sofort abzubrechen, zurück in sein Büro zu laufen und die Tür zu verriegeln.
    » Weißt du, er hat dort am Tag des Mordes gearbeitet. Seine Mittagspause ist von halb zwölf bis zwölf. Er hat großes Heimweh, und an den meisten Tagen setzt er sich ab und isst irgendwo allein. Er trägt ein Foto von seinen Eltern und seinen vier kleinen Brüdern bei sich, das sieht er an, während er isst. Es macht ihn sehr traurig, aber es erinnert ihn auch daran, warum er hier ist. Er schickt ihnen jeden Monat Geld. Sie sind sehr arm.«
    » Wo isst er denn?«, fragte Theo, der bereits eine Ahnung hatte.
    » Ich verstehe nicht viel von Golf, nur das, was er mir erzählt hat. Weißt du, was ein Fairway und ein Dogleg sind?«
    » Natürlich, der Fairway ist der Bereich, in dem gespielt werden

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