Theodor: The Theodor Story (Die Wiedergeburt) (German Edition)
sie findet äußerlichen Gefallen an ihm.
„Kevian, du bist der beste Schütze weit und breit. Lass uns feiern, Kevian.“ Freudig springen die Jäger um die toten Tiere, während der älteste von ihnen den Tieren den Hals aufschlitzt, damit das Blut auslaufen kann. In ihrem Dorf hatte Medi diese Freudentänze nie erlebt. Atila setzte sich zwar für alles ein, was dem Frieden und der Glückseligkeit dienlich sein konnte, dies aber waren stets nur rituelle Zeremonien. Freude ist für Medi ein Gefühl, das nicht gelebt wurde. Dieser Freudentanz der Jäger beeindruckt sie und sie spielt ernsthaft mit dem Gedanken, ihr Versteck zu verlassen und sich zu zeigen, besinnt sich aber doch noch anders. Sie nimmt sich vor, die Jäger zu verfolgen. Sie will erfahren, wo und wie diese Fremden wohnen und wie viele es von ihnen gibt. Dass sie eine neue Heimat braucht, ist ihr klar und sie dankt innerlich dem Gott der Sonne und dem Gott der Bären, dass ihr Weg in dieses Tal geführt wurde...
Am nächsten Morgen erzählte Chrissie von Henrieces Besuch und brachte Helen dadurch ins Grübeln. Unweigerlich fiel ihr Blick auf Chaco, der faul auf seinem Teppich lag und döste.
„Chaco hätte angeschlagen müssen“, meinte sie nachdenklich.
„Henriece hat sich verändert“, erwiderte Chrissie ebenso nachdenklich. „Ich trage das Kind in mir, das zu Theodor werden wird – Henriece trägt Theodors Macht in sich. Er war die ganze Zeit über in Harbourn. Er hat Schriften und Aufzeichnungen in dem kleinen Haus gefunden, in dem Harry Bansly mich gefangen gehalten hatte. Sie scheinen etwas in ihm bewirkt zu haben.“ Für einen Moment hielt Chrissie inne. Sie schloss ihre Augen. „Er ist alt geworden. Seine Haut ist faltig. In seinen Augen aber konnte ich eine Stärke sehen, die ungebrochen ist. Machtvoll, Helen. Henriece besitzt Macht.“
„Habt – ihr lange miteinander gesprochen?“
Chrissie sah, wie sich an Helens Armen die Haare sträubten. „Henriece erzählte mir von Prophezeiungen“, sagte sie. Im selben Moment überkam auch ihr ein Schauer. „Liebe ist das Ziel. Liebe, die zerstört werden soll. Liebe, die es einmal gegeben haben soll. Die Macht soll sich auflösen und Liebe soll an dieselbe Stelle stehen. Die Menschen sollen ihr Gottbewusstsein wiedererlangen – und Theodor versucht das zu verhindern.“
Helen starrte Chrissie geradezu an, als sie das sagte.
„Henriece will das Kind töten“, flüstert Chrissie. Sie achtete augenblicklich gar nicht auf Helen. „Ich hoffe aber sehr, dass er sich besinnt. Ich bin nämlich überzeugt davon, dass sich Theodor mit Liebe nicht zu dem entwickeln wird, was diese Prophezeiungen aussagen.“
„Theodors Prophezeiungen“, flüstert Helen. „Es gibt alles so viel Sinn.“
„Wie meinst du das?“ Erst jetzt registrierte sie Helens entsetzten Gesichtsausdruck.
„Annie setzt sich sehr viel mit der Astrologie, und vor allem mit der geschichtlichen Vergangenheit und Evolutionstheorien auseinander“, sagte Helen nachdenklich. „Mich interessiert dieses Thema ja auch, doch habe ich nie richtig die Zeit gefunden, mich damit beschäftigen zu können. Annie sprach einmal von etwas ähnlichem – etwas sehr ähnlichem.“
„Annie“, hauchte Chrissie den Namen aus. „Ich möchte sie gern kennen lernen. Unbedingt.“
„In vierzehn Tagen, wenn sie ihre Auslandreise beendet hat, kommt sie auf Besuch“, erwiderte Helen mit einem feuchten Glanz in den Augen. „Du sagtest etwas von Gottbewusstsein“, fuhr sie dann fort. „Annie hat mir darüber schon vor Jahren erzählt. Sie sagt, die Menschen hatten vor zehn bis fünfzehntausend Jahren dieses Bewusstsein. Im Laufe der Evolution und des klimatischen Wandels vergaß der Mensch diese Fähigkeit und begann umherzuirren. Vor der Steinzeit soll es Hochkulturen gegeben haben, die aufgrund des steigenden Meeresspiegels in den Weltmeeren versanken. Ursache hierfür war das Abschmelzen der Pole, sagte sie. Während der Steinzeit war der Mensch hilflos der Natur ausgeliefert. Er wusste nichts von den alten Kulturen und kämpfte jeden Tag um sein Überleben. Die Entwicklung führte ihn dann in den Materialismus und er vergaß seine eigentliche Herkunft völlig. Die Steigerung darauf, sagt Annie, ist der Egoismus, der mit der Geburt Christi zusammenhängen soll. Viele heilsbringende Religionen entstanden und der Mensch verfiel den unzähligen Heilslehren. Ich höre Annies Worte noch in meinen Ohren klingen, als sei es erst gestern
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