Theodor: The Theodor Story (Die Wiedergeburt) (German Edition)
Henriece zu töten. Henrieces körperlicher Zerfall. Diese Dinge bereiten mir Angst.“
„Träumst du in der Nacht?“
„Selten kann ich mich an einen Traum erinnern.“
„Auch ich träume nicht in der Nacht“, sagte Helen nach kurzem Schweigen. „Chrissies Aufschriebe und die Niederschriften des damaligen Papstes aus dem dritten Jahrhundert ergänzen sich. Das Erlebte in Harbourn war eine Eskalation, herbeigeführt von einem Menschen, der Theodors Energie empfangen und zu seinem Nutzen umgesetzt hat. Angst, Judy, müssen wir haben, wenn Theodor verhindert wird.“
„Angst“, sagte Henriece, jeden Buchstaben betonend. „Ich habe sie am eigenen Leib verspürt.“
„Weil du dich gegen ihn stellst“, erwiderte Helen leise. „Ich hatte so viel Zeit zum Nachdenken und ich habe alle Informationen. Glaube mir, Theodors Wesen ist Licht und nicht Schatten. Sobald du alle Informationen hast, wirst du zur selben Einsicht kommen. Ich bin überzeugt davon.“ Zu Annemarie gewandt sagte sie: „Wir sollten Henriece alleine lassen, damit er sich mit dem Quattuor Statua und den Schriften Simons widmen kann. Ich denke, dass Bill nicht sehr lange weg sein wird. Dann können wir über weiteres reden.“
Es dauerte wirklich nicht sehr lange, da vernahmen sie Geräusche an der Haustür. Chaco wedelte freudig mit dem Schwanz, Judys Blick haftete erwartungsvoll an der Tür der Bibliothek, die sich Sekunden darauf öffnete. Bill war nicht allein!
Dave Lindsay hatte Kowalski im Schlepptau, der wütend um sich blickte.
„Das ist Freiheitsberaubung“, schnaubte Kowalski und zerrte an der Handschelle.
„Vorsehung“, erwiderte Lindsay nur und grinste frech.
Über Helens Mundwinkel flog ein Lächeln, als sie in dem Gefangenen Henry Kowalski erkannte. Annemarie zuckte auffällig zusammen und Henriece starrte ihn geradezu an.
Das ist diese Stimme, ging es ihm erregt durch den Kopf. Was hat das zu bedeuten? Was nur?
Kowalski ließ seinen Blick von einem zum anderen wandern. Er wusste sehr gut, sein Inneres zu verbergen. Auf Henriece ließ er seinen Blick länger haften.
„Kowalski?“, fragte Henriece leise.
„Henry Kowalski“, erwiderte er.
Henriece stand auf. Plötzlich war er ruhig – sehr ruhig. Langsam schritt er auf Kowalski zu.
„Hören Sie Stimmen?“, fragte er ihn, als er dicht vor ihm stand.
Kowalski schreckte zurück, gab aber keine Antwort.
Henriece wandte sich zu Lindsay. „Bitte, öffnen Sie die Handschellen“, forderte er ihn auf.
Lindsay schüttelte seinen Kopf. „Fluchtgefahr“, sagte er nur.
Henriece schaute auf die Tür, die von Bill versperrt wurde. Daraufhin schweifte sein Blick zum Fenster, das von außen vergittert war.
„Bitte“, forderte er ihn eindringlich auf, worauf sich Lindsay das stumme OK von Bill holte und die Handschelle öffnete.
„Hören Sie Stimmen?“, stellte er seine Frage erneut.
Kowalski rieb sich das Handgelenk und sah ihn nur an.
„Ich höre Stimmen“, sagte Henriece darauf. „Ich hörte auch Ihre Stimme.“
Kowalski sagte immer noch nichts.
„Angst?“, fragte er ihn darauf.
Keine Regung.
„Christoph Larsen hatte Angst“, sagte er und traf damit ins Schwarze. Kowalski schluckte.
„Joseph Wesley hatte Angst“, fuhr er fort.
„Sind Sie der Spanier?“ Kowalskis Atem ging flach.
„Sind Sie ein Freund von Dolph und Beatrice Parker?“, fragte Henriece zurück.
„Lasst die Finger davon!“, entfuhr es Kowalski warnend.
„Von was?“ Eine Totenstille herrschte im Raum. Alle Augen starrten auf sie.
„Ihr wisst, was ich meine“, antwortete Kowalski.
„Wir stecken da sehr tief drin.“ Henriece ließ seinen Blick auffällig durch die Runde schweifen. „Wir können nicht –“
„Joseph, Noah, Sally, Tom und Christoph sind alle einen grausamen Tod gestorben“, schnitte er ihm das Wort ab. „Nur ich habe überlebt und glauben Sie mir, wie oft ich mir schon das Leben nehmen wollte.“
Bill räusperte sich und zog damit die Aufmerksamkeit auf sich. „Wollen Sie uns darüber erzählen?“, fragte er ihn und trat auf ihn zu. „Wir wissen sehr viel“, fügte er hinzu.
Kowalskis Stirn legte sich in Falten. „Denken Sie?“
Bill lächelte. „Weiß ich!“
„Wir sprechen von – ihm?“ Kowalskis Blick richtete sich nach oben.
„Theodor“, nickte Bill.
„Theodor“, hauchte Kowalski. „Des Menschen Schicksal ist Theodors Rückkehr.“
Bill legte ihm freundschaftlich eine Hand auf die Schulter und sah ihm tief in die Augen.
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