Theodor: The Theodor Story (Die Wiedergeburt) (German Edition)
und führte ihn die Kellertreppe hinauf in die Bibliothek, nachdem Annemarie das Garagentor sorgfältig zugezogen hatte.
Minuten des Schweigens.
Für Henriece war diese Begegnung nach all den Erlebnissen und Erkenntnissen nicht einfach. Die Seele Helens war einst seine Mutter. Ihre Energie war mit der seinigen verbunden. Henriece war sich dessen sehr bewusst.
Nachdem sie sich an den Tisch gesetzt hatten, stellte Helen mehrere Gläser darauf. Versehentlich eines davon mit der geöffneten Seite nach unten. Augenblicklich legte er seine Hand auf das Glas und sagte:
„Niemals darf geschehen, was geschehen soll. Niemals darf gespielt werden und niemals darf verurteilt werden.“
„Was meinst du damit?“, fragte Helen, ergriff das Glas und drehte es um. „Wir alle sind Medien und wollen erfahren.“
„Du und Chrissie, ihr tragt ein Kind unter eurem Herzen, das aus Boshaftigkeit entstanden ist“, sprach er weiter. „Damals jedoch zeugte dieses Wesen aus Liebe. Als es sich selbst erkannte und gottähnlich wurde, wandelte es sich in einen machtbesessenen Tyrannen. Noch heute beherrscht es unser Denken und Fühlen.“
„Ich bin sehr froh darüber, dich wieder zu sehen“, lenkte Helen ab. „So viel ist passiert – und so sehr hast du dich verändert; und doch auch nicht.“ Sie ergriff seine Hand und betrachtete sich die Falten und Furchen. „Chrissie hat oft über dich gesprochen. Sie liebt dich Henriece. Sie liebt dich von ganzem Herzen.“
„Liebe“, erwiderte Henriece leise. „Das was ich erfahren habe, hat nichts mit Liebe zu tun.“
„Das, was Chrissie und ich erfahren habe, hat nur mit Liebe zu tun“, sagte Helen, während sie ihm Wasser in das Glas einschenkte. „Theodor ist nicht das, was du von ihm denkst und fühlst.“
„Sein Eigen hat er ans Kreuz geschlagen“, sprach er zu ihr. „Harbourn war nur der Anfang. Das was folgen wird, sprengt deine Vorstellungskraft.“
„Wohl wahr“, lächelte Helen überlegen. „Jedoch im Zeichen der Liebe und nicht im Zeichen des Bösen.“
„Die vierte Säule, Henriece“, mischte Annemarie sich ein. „Theodor wird die drei Säulen zu einer vierten Säule vereinen. Du selbst hattest es auf einen Blick erkannt.“
„Um zu herrschen!“ Seine Antlitz verfinsterte sich. „Aber bitte – lasst mich alles wissen. Chrissies Botschaften, Larsens Aufschriebe, das Quattuor Statua, das Petrus-Papyrus. Ich muss alles erfahren, damit ich mit meinen Erfahrungen abgleichen kann. Ich möchte keine Zeit verlieren.“
„Deine Gefährtin“, spielte Helen auf Judy an. „Möchtest du sie mir nicht vorstellen?“
„Judy“, sprach er ihren Namen sehr langsam. „So wie du einst einmal die Frau von Theodor warst, war sie einst einmal seine Tochter. In einer anderen Zeit in einem anderen Land.“
„Oh“, tat Helen erstaunt. „Theodors Begegnungen sind Fügungen.“ Sie hielt Judy ihre Handflächen hin; leichte Geschwülste und ein bläuliches Mal zeichneten die Narben der Kreuzigung, die Judy auffällig betrachtete.
„Das war das Werk eines Menschen, der nicht wusste, mit der Macht, die ihm verliehen wurde, umzugehen“, sagte Helen darauf. „Theodor ist ein Wesen der Liebe. Ich habe ihn erst zu verstehen gelernt, nachdem Chrissie mich ihre Botschaften lesen lies. Jede Nacht träumt sie von einem Menschen, der so alt ist wie die Menschheit selbst. Und du, liebe Judy, warst einmal seine Tochter?“
Judy erfasste ihre Hände und strich sanft mit ihrem Finger über die Narben. „Henriece führte mich in vergangene Leben“, erwiderte sie. „Etwas muss einmal gewesen sein, denn in meiner Nähe geht es ihm gut.“ Sie blickte auf und schaute ihr in die Augen. „Henriece hat mir alles erzählt. Auch seine grausamen Begegnungen mit Theodor.“
„Kannst du dich an das Leben, das Henriece dir gezeigt hatte, noch erinnern?“ Helens Blick schweifte für einen Moment auf Henriece, der begonnen hatte, das Quattuor Statua zu lesen.
„Ja, immer wieder taucht es in mir auf“, antwortete Judy verwundert.
„Hattest du Angst?“, fragte Helen darauf.
„Nein“, antwortete Judy selbst darüber überrascht.
Henriece hatte im Lesen innegehalten. Seine Aufmerksamkeit war auf Judy und Helen gerichtet. Annemarie beobachtete Judy schon seit ihrer Ankunft sehr genau.
„Es sind nur Henrieces Erlebnisse, die dir Angst bereiten – stimmt’s?“
„Im Winter waren wir in Harbourn“, erwiderte Judy. „Die Menschen hatten Angst. Kinder und Jugendliche versuchten
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