Theodor: The Theodor Story (Die Wiedergeburt) (German Edition)
Chrissie an, „so jung und schon werdende Mutter?“
„Gottes Liebe kennt kein Alter“, erwiderte Chrissie und lächelte die Klostervorsteherin freundlich an.
„Wie wahr mein Kind, wie wahr“, erfreute sich die Äbtissin den Worten und wandte sich Klara zu.
„Dein Vater und deine Mutter haben mir schon von dir erzählt“, sprach sie Klara an. „Dein Schicksal kann Gottes Werkzeug sein. Fühlt euch wie zu Hause. Schwester Lisa wird euch führen und euch alle Fragen beantworten. Geht mit Liebe und mit Gott.“ Sie öffnete die Tür und ließ die beiden Freundinnen gehen, die von Schwester Lisa empfangen wurden. Sie musste scheinbar von der Aufgabe geahnt haben, denn sie sagte: „Gehen wir da entlang.“
In Chrissie arbeitete es auf Hochtouren. Wann genau festigte sich in ihr die Absicht, ein Kloster als Fluchtstätte aufzusuchen und wann war es, dass sie das erste Mal eine Verbindung zwischen dem Pferdehof und dem Kloster erfahren hatte? Dies war für sie von höchster Wichtigkeit, denn nur so konnte sie auseinander halten, ob ihr Entschluss nun von innen geführt oder von außen gelenkt wurde. Denn: dass sie heute hier in diesem Kloster waren, war für Chrissie eine von Thomas und Mathilde gewollte Sache.
Aber warum?, fragte sie sich. Wissen sie etwas? Ich trau ihnen nicht.
Vor dem Eingang blieb Lisa stehen und wandte sich ihr zu.
„Geht es?“, fragte sie und sah ihr dabei in die Augen. Chrissie spürte die Liebe, die im Herzen Lisas wohnte und ihr gesamtes Wesen ausmachte. Sie empfand eine spontane starke Zuneigung zu ihr.
„Danke“, erwiderte Chrissie. „Sobald es zu anstrengend für mich wird, sage ich es. Ich finde es sehr schön hier. Es ist so ruhig und – fast schon himmlisch.“
„Das erfreut mich“, lächelte Lisa. „Seitdem ich hier bin, fühle ich mich wie im Himmel. Es gibt sehr viele schöne Plätze auf der Erde, aber dieser hier, diesen finde ich wirklich am schönsten. Was möchtet ihr gerne sehen? Unsere Gärten, unsren Gebetsraum, die Schulräume, das Gästehaus oder das Haus der Berufung?“
„Es gibt ein Gästehaus?“, fragte Chrissie überrascht.
„Wir haben oft Gäste hier“, antwortete sie. „Viele Menschen suchen uns auf, genießen die Ruhe, die Einkehr nach innen und die Besinnlichkeit. Manche bleiben sogar und schließen sich uns an. Alle Menschen sind uns willkommen. Wir lieben sie alle und nehmen sie so wie sie sind.“
„Ich bin Chrissie“, stellte Chrissie sich nun vor und streckte der Schwester ihre Hand entgegen. Ein glänzender Schimmer lag dabei in ihren Augen. „Bestimmt hat Ihr Kloster auch oft Besuch von Rom“, setzte sie bemerkend hinzu.
„Bitte nenne mich Schwester Lisa“, erwiderte sie und erfasste liebevoll Chrissies Hand mit beiden Händen. „Wir leben hier für uns“, sagte sie darauf. „Nicht alles, was der Papst von sich gibt, ist in unserem Sinne. Mit Rom meinst du ja bestimmt den Papst und seine Vertreter?“
Chrissie meinte, einen etwas zynischen Unterton herauszuhören. „Die Gärten würde ich gerne sehen“, sagte sie.
Schwester Lisa wandte sich zu Klara.
„Ich sehe in deinen Augen ein wenig Trauer“, sprach sie Klara an, die darauf ein wenig erschrak. „Du brauchst mir nicht zu sagen warum“, fügte sie hinzu. „Du bist immer willkommen und wirst bei uns immer ein offenes Ohr haben.“ Auch ihre Hand nahm sie liebevoll in ihre, wobei sie Klara tief in die Augen schaute.
Gemächlich spazierten sie durch die traumhaft schön angelegte Gartenanlage. Schwester Lisa war sehr offen zu ihnen; sie wusste aber auch geschickt, die versteckten Fragen von Chrissie zu umgehen und diplomatisch zu beantworten. So erfuhr Chrissie zwar, dass es derzeit vierundfünfzig Schwestern waren, die das Kloster bewohnten, es war ihr aber nicht möglich, etwas über den Todesfall vor zwei Jahren herauslocken zu können. Schwester Lisa verabschiedete sich nach einer guten Stunde bei ihnen, da sie Vorbereitungen für das Mittagsgebet zu treffen hatte.
Auf einer der Gartenbänke hatten es sich die beiden Freundinnen dann bequem gemacht, genossen den Anblick und die wärmende Sonne, da verspürte Chrissie plötzlich einen stechenden Schmerz im Unterleib, der mehrere Sekunden anhielt. Merklich zuckte sie zusammen.
„Was ist mit dir?“, erschrak sich Klara.
„Ich glaube, es ist bald soweit.“
„Meinst du?“ Klara legte eine Hand auf ihren Bauch. „Ganz schön wild“, sagte sie und versuchte zu lächeln.
„Seitdem wir hier sitzen“,
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