Theodor: The Theodor Story (Die Wiedergeburt) (German Edition)
Chrissie lief es eiskalt über den Rücken.
„Verdammt noch mal“, zischte die Stimme von Thomas zu ihnen. „Warum bei uns? Warum hier? Warum?“
„Du wolltest dich verstecken. Du wolltest so tun, als gehe dich das alles nichts an“, zischte Mathilde zurück. „Die Vergangenheit holt dich ein, Thomas Edward Ziesel. Und sie wird dich erschlagen, wenn du jetzt nicht das Richtige tust.“
„Klara wird es das Herz brechen“, kam es kaum hörbar aus ihm hervor.
„Klara ist krank!“ Mathilde klang kalt und berechnend. „Deine abgöttische Liebe zu ihr macht sie krank!“
„Sag das nie wieder!“, brauste Thomas energisch auf. „Sie ist auch deine Tochter. Wäre dein Herz nicht so kalt, würde es ihr viel besser gehen. Du – du machst sie mit deiner lieblosen Art krank. Du verurteilst sie und siehst in ihr die Schuld, dass wir nicht tun können, was wir wollen.“
„Katharina wird sich dem Kind annehmen, sobald es geboren ist“, erwiderte Mathilde barsch. „Chrissie wird ihr Leben als Nonne in St. Agatha verbringen, Klara kann sie jederzeit besuchen. Und wenn sie will, kann sie meinetwegen auch in St. Agatha bleiben.“
„Wenn es nach dir ginge, eher heute als morgen“, entgegnete Thomas voller Zorn. „Ich kann nichts dafür, dass Mama sich mit Geistern auseinandergesetzt hatte. Gefallen hat es dir aber, wenn sie die geschäftlichen Abwicklungen prognostizierte und darauf hindeutete, wann und mit wem die besten Geschäfte gemacht werden können.“
Wieder wurde es still. Jemand schenkte sich ein Getränk ein.
„Dein Vater war es gewesen, der den Bischof und dann den Vatikan hier her schleppte“, sprach Thomas dann weiter. „Von diesem Bischof hatte meine Mama von den vier Säulen der Erde erfahren. Ich weiß nicht genau, was damals vorgefallen war, aber nachdem auch der Kardinal, der später dann auch noch Papst wurde, hier auftauchte, verlor sie den Verstand.“
„Und wie viele Geschäfte hat deinem Vater der Bischof vermittelt? Denkst du, du könntest einen Jaguar fahren ohne von den weltweiten Kontakten des Bischofs zu profitieren?“ Mathilde nahm etwas aus der Vitrine und legte es auf den Tisch. Chrissie hätte zu gerne die Tür geöffnet um zu sehen, was es war.
„Wir beide haben das Erbe angenommen und versprochen, die Geschäfte im Sinne deines Vaters und deiner Mutter weiterzuführen“, sprach sie dann weiter. „Henry Kowalski mag in deinen Augen ein Wichtigtuer sein“, sagte sie. „Er hatte uns damals bekniet, mit in den Bund einzutreten und ich könnte schwören, dass er von den Kontakten deiner Mutter zu Theodor wusste. Kowalski ist mit allen Wassern gewaschen – nur du hast ihn nicht geblickt.“
„In all den Briefen, die wir von Chrissies Eltern haben, steht nichts darin“, erwiderte Thomas. „Dolph war nicht mit dabei und ich glaube, dass er nichts davon gewusst hat.“
„Eben“ Mathilde klang überlegen. „Kowalski ist gerissen. So unscheinbar wie er wirkt, so faustdick hat er es hinter den Ohren. Das was er uns bei seinem Besuch mitgeteilt hatte, übersetzt nur die Vermutungen deiner Mutter. Wir wussten es beide, nur war es uns beiden wohl nicht bewusst.“
„Ich werde es nicht zulassen, dass Chrissie der Äbtissin ausgeliefert wird!“ Ein Schnauben drang durch die Tür. „Solange wir nicht einhundertprozentig wissen, ob es das Kind ist, bleibt sie hier!“
„Du bist ein Dummkopf“, kam es zurück. „Nicht nur der Vatikan wird das Kind suchen – ALLE werden es suchen. Du setzt das Geschäft aufs Spiel, den ganzen Hof setzt du aufs Spiel! Wir müssen den Bischof informieren, das ist unsere Pflicht!“
„NEIN!“ Thomas schrie. Ein dumpfer Schlag, vermutlich auf den Tisch, folgte. „Er wird Chrissie ausliefern. Klara wird das niemals verkraften!“
„Schrei hier nicht herum!“, fauchte Mathilde zurück. „Willst du vielleicht, dass wir von den beiden gehört werden?“
Deutlich konnten sie das Geräusch von Papier vernehmen. „Sie dir das Bild an“, sagte sie dann. „Mein Vater, deine Eltern und dein Bruder Bernhard. Wir waren da vielleicht gerade mal zwanzig Jahre alt. Kannst du dich noch erinnern, wer das Bild gemacht hat?“
„Das war im Dezember 1945“, antwortete Thomas. „Henry hatte das Bild geschossen – warum?“
Wieder das blätternde Geräusch.
„Kowalski“, hörten sie Mathilde dann sprechen. „Deine Mutter, Pater Centini und Bischof Claudius. Aufgenommen in St. Agatha. Ich habe mir in den letzten Tagen alles
Weitere Kostenlose Bücher