Theodor: The Theodor Story (Die Wiedergeburt) (German Edition)
aus“, sagte er. „Sie sind unberechenbar. Vielleicht sind sie schon in Deutschland. Vielleicht befinden sie sich auch im selben Zug wie wir.“
„Du sagst das, weil du von ihnen keine Stimmen hörst.“ Judy stellte sich neben ihn. „Karl Sigli hatte sehr zwielichtige Freunde. Vor ihnen habe ich mehr Angst, als vor dem Vatikan.“
„Angst.“ Henriece versuchte zu lächeln. „Als ich gesehen habe, wie sie Garden abgeführt hatten, ahnte ich, dass er nicht mehr lange leben wird. Sie werden solange nach dir suchen, bis sie dich haben, Judy. Sie werden nicht eher ruhen. Sie sind getrieben von der Lust, morden zu wollen – und sie sind bezahlt. Von irgendjemanden bezahlt.“
„Du machst mir Angst“, erwiderte sie.
„Wir müssen jederzeit mit ihnen rechnen. Sie können jederzeit auftauchen. Die haben uns gerade noch gefehlt.“ Besorgt schaute er von Judy auf Annemarie. „Ihr Anführer ist ein kleiner untersetzter Mann Mitte Vierzig. Ein dicker Schnauzbart, schwulstige Lippen, dünnes Haar und eine Zahnlücke. Die anderen waren zu weit weg, um sie beschreiben zu können. Insgesamt sind sie zu viert.“
„Der Mord war im Winter“, erwiderte Annemarie. „Jetzt ist bald Sommer.“
„Nein, der Mord war vielleicht gar nicht im Winter“, hielt Henriece dagegen. „Sie haben Garden vielleicht auch gefangen gehalten und ausgequetscht. Wir müssen davon ausgehen, dass sie alles von ihm wissen.“
„Das – stimmt.“
„Wir müssen davon ausgehen, dass sie Interesse an Theodor bekommen haben.“
„Du hast Recht.“
„Wir müssen davon ausgehen, dass sie jeden aus dem Weg räumen, der sich ihnen in den Weg stellt.“
„Die Gefahr ist da.“ Annemarie atmete tief durch. „Ich scheue mich nicht, ihnen ebenfalls das Lebenslicht auszublasen“, sagte sie todernst.
„Wir müssen auf direktem Weg zu Chrissie“, erwiderte Henriece und setze sich wieder. „Wenn es nicht schon zu spät ist“, fügte er hinzu.
Es dauerte eine Ewigkeit, bis der Zug in den Freiburger Hauptbahnhof einfuhr. Das war am späten Nachmittag.
Henriece hatte seine Augen überall – und doch sah er nicht den untersetzten Dickschnäutzigen, der an einer Laterne lehnte und jede ihrer Bewegungen beobachtete.
Ein hässliches Grinsen verzog seine Mundwinkel, als er sie in ein Taxi einsteigen sah.
Henriece setzte sich hinter den Fahrersitz. Er fühlte sich unwohl, als würde er spüren, dass sie beobachtet worden sind.
Theodor, ging es ihm durch den Kopf. Ich schwor, dich zu töten. Ich bin mir nun nicht mehr sicher. „Etwas ist faul“, flüsterte er seine Gedanken aus. „Ich kann mich nicht getäuscht haben. Niemals.“
„Was hast du gesagt?“, fragte Judy, die neben ihm saß.
Henriece sah sie an. „Ich suche eine Erklärung“, sagte er.
Judy legte ihre Hand auf die seinige. „Bald sind wir da“, flüsterte sie.
„Judy“, sprach er sie an. Annemarie ließ ihn dabei nicht aus den Augen. „Judy, ich habe Theodor erlebt. Ich bin ihm begegnet. Ich kenne seine Schriften, seine Prophezeiung – ich kenne sein Wesen, ich kenne seine Macht. Warum ist jetzt alles anders? Warum ist Theodor nicht mehr das, was ich angenommen habe und dennoch fühle ich eine große Gefahr? Es gibt etwas, das ich nicht weiß.“
„Wir werden wahrscheinlich nie alles erfahren können“, erwiderte sie und warf einen Blick auf Annemarie, die sich die Landschaft im Einzelnen einzuprägen schien. „Vielleicht erst dann, wenn Theodor mit uns sprechen kann. Wenn er hier ist, um seine Mission zu beginnen.“
„Wir müssen achtsam sein“, erwiderte er. „Harry Bansly hatte nicht nur Chrissie vergewaltigt. Das Kind, das Helen in sich trägt, ist ebenfalls von ihm.“
„Bill weiß es nicht“, entfuhr es Annemarie. „Bill meint, es ist von ihm.“
„Bill will, dass es von ihm ist. Er redet es sich ein“, erwiderte Henriece.
„Was willst du damit sagen?“
„Theodor ist perfekt. Von seiner Dimension aus konnte er die Fäden ziehen wie er wollte.“
„Du meinst, Chrissie trägt gar nicht –?“
„Ich habe mir noch keine Meinung gebildet“, ließ er sie nicht ausreden. „Ich mache mir große Sorgen und ich muss mit Chrissie sprechen. Ihre Tagebücher sind von großer Bedeutung.“
Der Taxifahrer steuerte seinen Wagen gewandt die kurvenreiche Strecke hinauf. Immer wieder warf er einen Blick in den Rückspiegel. Als Henriece das bemerkte drehte er sich um. Eine Sekunde früher, und er hätte ein zweites Taxi bemerkt, das ihnen in
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