Theodor: The Theodor Story (Die Wiedergeburt) (German Edition)
einen Moment folgte Schweigen, in dem nur das Ticken der Uhr zu hören war, „...weiß sehr viel, mein Herr. Mehr als Sie, obwohl Sie vielleicht ein paar Jahre mehr zählen als ich.“
„Gnädige Frau, ich möchte Sie erinnern, dass auf uns ein Mordanschlag verübt wurde. Irgendwo da draußen ist jemand der vor Mord nicht zurückschreckt. Ich bitte Sie darum, holen Sie ihre Tochter – das junge Mädchen ist doch ihre Tochter, oder? – Und fragen Sie sie nach Chrissie.“
„Meine Tochter...“ Mathilde zögerte. „Ich glaube nicht, dass sie weiß wo Chrissie steckt. Seit Chrissie hier auf dem Hof ist, sind sie die besten und engsten Freundinnen, halten zusammen wie Pech und Schwefel. Wo Klara ist, ist auch Chrissie, doch...“, sie zögerte nochmals, „Chrissie ist weggelaufen. Ihretwegen, Herr Santo, Santa –“
„Sancés“, half Henriece nach. Er glaubte ihr kein Wort. „So, meinetwegen“, setze er verärgert hinzu. „Ich weiß auch sehr viel, gnädige Frau. Und wenn Sie der Auffassung sind, die Schuld liegt bei mir oder bei uns, dann erinnere ich Sie an einen gewissen Henry Kowalski. Es existiert ein Foto, auf dem sind Sie, Ihr Mann, Chrissies Vater, Henry Kowalski und die Schwester eines verstorbenen Paters zu sehen. Das Bild, gnädige Frau, ist von 1953.“
Mathilde starrte ihn mit großen Augen an. Sie sagte nichts.
„Sie wissen um das Kind Bescheid“, sprach er weiter. „Sie denken, ich will es töten.“
Mathilde schluckte. Langsam wandte sich ihr Blick auf Karl, der Henriece nicht einen Moment lang aus den Augen ließ. Ein leises Geräusch an der Tür erregte seine Aufmerksamkeit. Sekunden darauf betrat Thomas Ziesel die Stube.
„Chrissie ist weg!“, sagte er. „Karl, sattle ein paar Pferde, wir müssen sie suchen.“
Mathilde musterte Henriece, der sich nichts anmerken ließ. Erst jetzt bemerkte Thomas den Besuch.
„Wer sind Sie?“, fragte er und ließ seinen Blick an ihnen abgleiten. „Sie sind voll Blut“, fügte er hinzu und trat näher.
„Das ist Henriece Sancés“, stellte Mathilde vor. „Seine Begleitung nennt sich Judy Miller.“ Zu Henriece sagte sie triumphierend: „Ich sagte Ihnen doch, dass sie weg ist.“
„Sie sind dieser Henriece?“ Thomas sah ihn prüfend an. „Ich habe Schüsse gehört.“
„Wenn Chrissie weggelaufen ist, schwebt sie in Lebensgefahr“, sagte Henriece. „Da draußen befinden sich vier Berufskiller, die Jagd auf Menschen machen.“
„Wie – bitte?“ Thomas stockte der Atem.
„Ihre Tochter – wo ist sie?“, wollte Henriece dann wissen. „Von ihr wissen sie doch, dass Chrissie verschwunden ist – oder?“
Thomas schnaubte. „Verdammt – das meinen Sie doch nicht ernst?“
Henriece schaute demonstrativ an sich hinab. „Eine Freundin von uns wurde angeschossen“, erwiderte er. „Ich meine es sehr ernst.“
„Karl, komm mit!“
Karl verließ mit Thomas Ziesel das Haus, während Klara bei Chrissie eintraf.
„Hast du etwas herausfinden können?“, fragte Chrissie sofort.
„Mein Vater ist mir begegnet“, sagte sie und setze sich neben ihre Freundin auf die Bank. „Ich konnte nicht anders, Chrissie. Ich habe ihm etwas vorgespielt. Ich sagte ihm, du bist weggelaufen, nachdem die Schüsse gefallen waren.“
Chrissie drückte ihre Hand. „Das war gut“, flüsterte sie. „Sie werden mich nun suchen und ich kann mich auf den Weg konzentrieren.“
„Ich werde versuchen, etwas in Erfahrung zu bringen, Chrissie“, hauchte Klara. „In zwei oder drei Tage will ich zu dir in die Jagdhütte kommen.“
„Das ist sehr gefährlich“, entgegnete Chrissie. „Dein Vater wird jeden Winkel nach mir durchsuchen. Er wird die Vermutung bekommen, dass ich entführt worden bin. Jetzt gilt es für dich, sehr traurig zu sein. Das wird deinen Vater zusätzlich belasten und das musst du aushalten, Klara. Du musst den Schmerz deines Vaters aushalten. Niemals darfst du dich ihm nun anvertrauen. Er würde es dir nicht verzeihen, Klara. Kannst du das verstehen?“
„Aber du kannst doch nicht –?“
„Doch, meine liebe Freundin“, unterbrach Chrissie sie und legte ihr die Hände auf die Schulter. „Ich kann Theodor alleine zur Welt bringen. Bitte, komme nicht.“
„Ich brauche doch Gewissheit“, erwiderte Klara. „Ich muss doch wissen, ob alles gut gegangen ist.“
„Nur in der Nacht werde ich Feuer machen“, sagte Chrissie darauf. „An dem Tage, an dem ich die Hütte verlassen werde, werde ich am Abend vor Sonnenuntergang
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