Theodor: The Theodor Story (Die Wiedergeburt) (German Edition)
sicherem Abstand folgte.
Eine viertel Stunde später verließen sie den Wagen an der Wegkreuzung zum Pferdehof.
Annemarie schaute aufmerksam um sich, nachdem das Taxi wieder abgefahren war.
„Wie in Harbourn“, sagte sie und stellte ihre Handtasche – oder vielmehr ihren Handkoffer – auf dem Boden ab. „Wie fühlst du dich, Henriece?“, fragte sie ihn.
Auch Henriece ließ den Schwarzwald auf sich wirken. Seltsam, sprach er innerlich zu sich. Tatsächlich wie in Harbourn. Er sah wenige Häuser, ein paar Straßen, eine Kirchturmspitze, die hinter einem Hügel hervorragte, unweit ein Gasthaus und viel Wald. Henriece fühlte sich wie in Harbourn – und das machte ihn stutzig.
„Seltsam“, sagte er dann und schaute den Fahrweg entlang, der zum Pferdehof führte. „Könnte auch zu Larsen‘s Residenz führen“, sprach er mehr zu sich.
„Ich fühle seine Nähe“, sagte Annemarie. „Hast du nicht auch das Gefühl, schon einmal hier gewesen zu sein?“
Henriece schaute sie an. „Annemarie“, sprach er leise. „Ich habe das Gefühl, in Harbourn zu sein.“
„Vor dem Ereignis oder nach dem Ereignis?“
„Nach dem Ereignis, Annemarie. Ich fühle Unheimliches.“
„Gehen wir“, forderte sie dann auf, nahm ihre Tasche und ging einfach voran.
Der Weg ähnelte dem Weg zu Larsen‘s Residenz. Schmal führte er durch dichten Wald hindurch.
Judy hielt sich dicht neben Henriece, der nicht eine Sekunde lang seinen Blick ruhig halten konnte. In seinem Inneren baute sich ein starker Druck auf. Ein Druck, den er schon lange nicht mehr verspürt hatte. Eigentlich solange nicht mehr, seitdem Judy an seiner Seite war.
Plötzlich raschelte es links von ihnen im Gebüsch. Erschrocken blieben sie stehen. Motorengeräusche kündigten einen Wagen an, der sich hinter ihnen näherte. Ihre Aufmerksamkeit richtete sich nun nach hinten.
Im selben Moment trat eine dunkel gekleidete Gestalt aus dem Dickicht hervor. Mit vorgehaltener Waffe zielte sie auf Henriece, der sich blitzschnell beiseite warf, als er die Gefahr registrierte. Der Schuss ging haarscharf an seinem Kopf vorbei. Der Schütze legte ein weiteres Mal an, da hielt Annemarie ihren Revolver in der Hand und legte an. Der Arm des Schützen fuhr herum, der Schuss krachte, Annemarie brach getroffen zusammen. Im selben Moment tauchte der Wagen auf, der dunkel gekleidete Schütze sprang in das Dickicht zurück.
Das alles ging so schnell, dass weder Judy noch Henriece eine Personenbeschreibung abgeben könnten – Henriece war sich aber sicher, dass es sich um Karl Siglis Killertruppe handelte.
Annemarie krümmte sich, Blut verfärbte die Straße. Der Wagen stoppte.
Bill Tanner stieg aus.
Judy und Henriece knieten neben Annemarie. Noch hatten sie ihn gar nicht richtig wahrgenommen.
„Verdammt“, fluchte er und kniete sich ebenfalls zu ihr nieder.
„Bill!“, entfuhr es Judy.
„Sie müssen zu viert sein“, sagte Henriece, der Bill wahrnahm, als sei es normal, dass er gerade jetzt auftauchte. „Schnell in den Wagen und weg hier!“
Annemarie hatte einen Bauchschuss abbekommen. Mehrmals schrie sie auf vor Schmerz, als sie sie auf die Rücksitzbank legten.
Zwei Minuten später fuhren sie in den Pferdehof ein.
„Sie muss ins Krankenhaus“, sagte Bill. „Geht! Sucht Chrissie und bringt sie in Sicherheit. Ich bringe Annemarie ins Krankenhaus!“
„Das dauert zu lange“, meinte Judy. „Sie braucht sofort Hilfe.“
„Ein Bauchschuss ist eine verdammte Sache. Sie muss operiert werden. Raus jetzt!“
Bill wartete nicht lange. In halsbrecherischem Tempo fuhr er den Weg zurück Richtung Freiburg.
„Wird sie überleben?“ Judys Stimme zitterte. Blut klebte an ihren Händen, an ihrer Hose an ihrer Jacke.
Henriece schwieg. Seine Aufmerksamkeit war auf die Haustür gerichtet, die soeben geöffnet wurde. Karl kam auf sie zugeschritten. Er hielt ein Gewehr in der Hand. Grimmig musterte er zuerst Judy, dann Henriece, der gleichfalls blutverschmiert genauso schauderhaft wirkte.
„Sie sind nicht erwünscht“, sprach er sie an. „Gehen Sie!“
Henriece schaute ihm in die Augen. Ein sonderbares Gefühl überkam ihm, als er seinen Blick darin versenkte. Eine Erwiderung gab er Karl nicht.
„Lassen Sie das!“, forderte Karl ihn auf.
Eine weitere Person betrat den Hof.
Mathilde!
„Schüsse“, rief sie ihnen schon von weitem zu. „Was waren das für Schüsse?“ Giftige Blicke sprühten ihnen entgegen. Henriece rührte sich nicht. Judy spielte
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