Theodor: The Theodor Story (Die Wiedergeburt) (German Edition)
ein Feuer machen. Achte auf den Rauch, Klara. Wenn du abends um sieben Uhr eine Rauchfahne siehst, dann weißt du, dass alles gut verlaufen ist.“
„Und wenn es Komplikationen gibt?“
„Dann wird am Morgen nach Sonnenaufgang eine Rauchfahne erscheinen“, erwiderte sie. „Aber es wird alles gut gehen.“
„Und wenn es hier etwas gibt, das du unbedingt erfahren musst?“, hielt Klara an ihrem Vorhaben fest.
„Dann komme in der Nacht“, gestand Chrissie ihr nun zu, das Wagnis einzugehen. „Nun geh wieder, bevor sie dich vermissen.“
Klara stand auf, fasste Chrissie zärtlich am Kopf und zog sie sanft an sich. „Ich liebe dich, Chrissie“, flüsterte sie ihr zu, gab ihr einen Kuss auf die Wange, drehte sich um und ging.
Chrissie wartete noch eine Zeitlang, schnallte sich den Rucksack auf den Rücken und begab sich auf den beschwerlichen Weg zur Jagdhütte. Mit ihren Gedanken war sie bei Medi. Der Gedanke an sie gab ihr Kraft.
*
„K iller“, sagte Mathilde zähneknirschend, nachdem ihr Mann mit dem Hofknecht gegangen war. Ihr Blick schweifte unruhig hin und her. Henriece stand am Fenster und schaute in die Dunkelheit. „Wer sind sie und was wollen sie?“, fragte sie ihn.
Henriece rührte sich nicht. Unentwegt starrte er in die Dunkelheit. Seine Gedanken waren bei Annemarie.
„Bitte!“, forderte Mathilde mit Nachdruck auf.
Judy konnte einen Seufzer nicht unterdrücken. „Sie sind meinetwegen hier“, sagte sie.
„Ihretwegen?“ Fragend sah Mathilde sie an.
Ein Schuss zerriss die Stille. Judy zuckte zusammen, Mathilde schreckte auf. Henriece rührte sich nicht.
„Was passiert da?“ Mathilde trat dicht an Henriece heran. „Reden Sie doch! Was geschieht da draußen?“
Langsam wandte Henriece sich ihr zu. Er fühlte das Unheimliche, das da draußen die Kontrolle übernehmen wollte. Es war wie in Harbourn – aber es war nicht Theodor. Es war etwas anderes...
Wieder ein Schuss, der durch das Tal hallte. Mathilde ergriff seinen Arm. „Nun reden Sie!“, fuhr sie ihn ängstlich an. „Was sind das für Menschen?“
Henriece sah sie nur an. Im selben Moment wurde die Tür aufgerissen. Klara stürmte herein.
„Wo ist Papa?“, fragte sie, stockte und schaute auf Henriece, der sie sofort mit seinem Blick fixierte.
„Wo ist Chrissie?“, fragte er sie, bevor Mathilde reagieren konnte.
„Weg“, antwortete Klara spontan. „Draußen wird geschossen. Wo ist mein Papa?“
Mathilde schnaubte. „Geh in dein Zimmer, Kind!“, herrschte sie ihre Tochter an.
Lautes Poltern an der Tür, Augenblicke darauf betrat Thomas die Stube.
„Die haben wir wohl in die Flucht geschlagen“, sprach er in den Raum.
Henriece musterte ihn auffällig. Er erinnerte ihn stark an Christoph Larsen.
„Sie werden wiederkommen“, sagte er zu ihm.
„Karl hält Wache“, erwiderte er. „Von Chrissie gibt es keine Spur. Sie muss sich irgendwo hier versteckt haben.“ Er schaute seine Tochter an. Klara schaute traurig zurück. Eine Träne kullerte aus ihrem Auge.
Henriece beobachtete beide sehr genau. Sie spielt, dachte er sich.
Klara schluchzte, drehte sich um und rannte einfach davon.
„Klara!“, wollte ihr Vater sie aufhalten. Mathilde schlug wütend mit dem Fuß auf den Boden.
„Und das alles nur wegen deiner Mutter!“ Sie wirkte unbeherrscht. Zorn sprühte aus ihren Augen. Sie wandte sich zu Henriece und sagte: „Heute Nacht gewähre ich Ihnen Unterkunft. Morgen früh werden Sie unseren Hof verlassen.“ Ohne weiteres zu sagen ging sie einfach hinaus.
Henriece wandte sich unverzüglich an Thomas Ziesel.
„Für Versteckspiele fehlt uns die Zeit“, sagte er zu ihm. „Theodor führt uns hier her. Sie wissen doch, wen ich meine?“
Der Schreck war Thomas deutlich anzusehen. „Theodor“, hauchte er. „Was wissen Sie von ihm?“
„Harbourn war ein Anfang“, sagte Henriece. „Wenn wir nicht das Richtige tun, werden die Vorkommnisse von Harbourn paradiesisch sein gegenüber dem, was folgen wird. Sie wissen doch über Harbourn?“
„Es soll sehr grausam zugegangen sein“, antwortete Thomas, dem kalter Schweiß auf der Stirn lag.
„Theodor ist sehr akribisch“, sprach er weiter, ohne seinen Blick von ihm zu lassen. „Jedes Leben und jeder Tod dient seinem Wesen. Sie wissen, dass Chrissie ihm das Leben schenken wird?“
„Ich – weiß es.“
„Wo ist Chrissie jetzt?“ Henrieces Blick hielt ihn in seinem Bann.
„Ich – weiß – es – nicht.“
„Die ersten sind schon da, die
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