Theodor: The Theodor Story (Die Wiedergeburt) (German Edition)
Viel Blut wird fließen, bis es geboren ist. Viel Schmerz und Leid wird es geben und niemals werden die Hüter des Glaubens es zu Gesicht bekommen können.“
Mit einem lauten Schlag knallte Klaus das Buch wieder zu. „Eva...“, sagte er sehr, sehr langsam. Sein Blick wanderte von einem zum anderen, „bedeutet Mutter der Erde. Sie ist eine Verführerin und war vor tausenden von Jahren die Mutter dieses Wesens.“ Diese Offenbarung war für Thomas wie ein gewaltiger Hieb ins Gesicht. Mathilde konnte einen Aufschrei nicht unterdrücken. Bill und Henriece tauschten sich regelmäßig Blicke aus. Jeder von ihnen wollte sehen, was in ihm vorging.
„Chrissie“, ertönte Karls raue Stimme, „kommt von Chris und bedeutet die Gesalbte. Die Gesalbte, die Bevollmächtigte Gottes.“ Erneut schlug er das Buch auf und las: „Als Messias werden die einen das Wesen betrachten, als Dämon die anderen. Die Gesalbte wird ihn zur Erde bringen, an einen Ort, der viel Schmerz in sich trägt. Dieser Schmerz sind Gottes Tränen, der bitterlich weinte, als die Gräueltaten geschahen. Und wieder werden Gottes Tränen fließen, da grausame Gräueltaten die Erde rot tränken werden.“ Erneut schlug er das Buch heftig zu. Diesmal fixierte er Thomas mit seinem Blick. „Es ist alles vorbereitet“, sprach er ihn mit tonloser Stimme an. „So, wie wir es einmal besprochen haben.“
„Nein“, entfuhr es Thomas. „Das kannst du nicht tun!“
„Das ist das einzige, was Schlimmes verhindern kann“, erwiderte Klaus. „Der Hof muss vernichtet werden, bevor sie hier auftauchen. Nur das kann verhindern, dass hier ein Massaker entsteht, das auch unser Leben und das Leben deiner Tochter kosten kann.“
„DU BIST WAHNSINNIG!“, schrie Mathilde, die gleichzeitig aufsprang und sich auf Karl stürzen wollte. Bill jedoch hielt sie davon ab.
„Verdammt!“, fluchte er lauthals. „So kommen wir nicht weiter! Lassen wir Henriece sprechen“, schlug er bedacht vor, worauf sich Mathilde wütend losriss.
Mit dem Rücken gegen die Wand gelehnt, ihre Arme verschränkt, stierte sie auf Henriece.
„Ich kann Ihre Gefühle verstehen“, sprach er sie mit ruhiger Stimme an. „Ihre Angst, Ihre Liebe, Ihre Sorgen sind dieselben, wie seine.“ Mit dem Finger zeigte er auf Klaus. „Theodor ist ein Wesen, das sehr viel Macht besitzt. Es hat die Kraft aller Elemente in sich und weiß, sie zu nutzen. Es sind keine Gottes Gesetze die ihn bändigen können. Theodor weiß über die Gesetze der Natur. Und diese Gesetze stehen über Gottes Gesetze – es sei denn, wir betrachten Gott als die Natur. Dann sind es Gottes Gesetze.“ Für einen Moment schwieg er, um seinen Worten mehr Kraft zu verleihen. „Ist Gott die Natur oder ist die Natur Gott?“, fragte er darauf. „Theodors Macht sind dieselben wie die Macht Gottes. Und diese Macht Gottes wird von vielen Glaubensgemeinschaften angebetet und auch beansprucht. Alles was geschieht, geschieht nach Ursache und Wirkung. Die drei Säulen der Erde bestehen aus den drei größten Glaubensgemeinschaften. Das ist Ursache und Wirkung zugleich. Sollen die Schriften, die ich gelesen habe, der Wahrheit entsprechen, so ist Theodor eine Wirkung, deren Ursache in den Säulen der Erde liegt. Sie alle zusammen haben dieses Wesen erschaffen. Ein Wesen, das sie alle vernichten will. Sollen die Schriften die Wahrheit sprechen, so wird dieses Wesen ihren Glauben vernichten. Was aber kommt nach dem Glauben? Sollen die Schriften wahr sein, so ist Theodors Werk das Werk eines Antichristen, eines Antimoslem, eines Antijuden, der nur eines zum Ziel hat: Glauben zu zerstören um Wissen und Wahrheit an die Oberfläche zu holen. Sollte das je geschehen, so wird es keinen Glauben mehr geben. Wissen wird den Glauben verdrängen und die Glaubensgemeinschaften, die Religionen und die Sekten werden in den Abgrund stürzen.“ Erneut machte er eine Sprechpause. „Wir sind hier, weil wir hier sein sollen“, fuhr er fort. „Ich habe in den letzten neun Monaten die Hölle erlebt. Die Hölle jedoch, war meine eigene Vergangenheit. Theodor hätte mich mit Leichtigkeit töten können.“ Hörbar tief atmete er durch, sog die Luft in sich ein, hielt sie für Augenblicke an, um sie langsam wieder von sich zu geben. Keiner der Anwesenden getraute sich ein Wort zu sprechen. Nachdenklichkeit und Fassungslosigkeit vermischten sich.
„Ich bin zwiegespalten“, kam es nach einigen schweigsamen Atemzügen mit leicht vibrierender Stimme aus ihm
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