Theodor: The Theodor Story (Die Wiedergeburt) (German Edition)
hier?“ Mathildes verzerrte Mundwinkel entstellten ihr Gesicht ins Hässliche. „Seine Mutter hat ihn heraufbeschworen. Karl hat mir alles erzählt. Auch das!“ Aus ihrer Tasche nahm sie einen Zettel hervor. „Du und Karl, ihr seid eine einzige Gefahr!“
Von einer Sekunde auf die andere entwich Thomas jegliche Gesichtsfarbe. Aschfahl angelaufen setzte er sich und starrte auf seine Frau, die mit zwei Fingern ein vergilbtes Papier auseinanderfaltete.
„Ereignisse, die unnatürlich und sonderbar sind werden eintreten längst nach meinem Tod“, las sie mit bebender Stimme vor. „Du wirst im mittleren Alter stehen, mein Sohn. Die Geschäfte werden bis dahin prächtig funktionieren doch dann werden alte Energien ihre Wirkung wiedererlangen und nichts wird mehr sein, wie einst. Der Leibhaftige, mein Sohn, ward einst hier an diesem Ort, an dem er das Licht der Welt wiedererblicken wird um sein Unwesen fortzuführen. Bis dahin, mein Sohn, ist der Pakt besiegelt. Die Geister, mein Sohn, haben es mir verraten, jedoch nicht, warum dieser Ort, unser Hof, oder das Tal, seine Geburtsstätte sein wird. Wird der Tag kommen, an dem sich dein Leben ändern will, mein Sohn, dann brenne den Hof nieder und gehe. Frage nicht warum, sondern tue es, mein Sohn. Du und dein Bruder, ihr müsst dann gehen. Verlasst das Land, nehmt das Vermögen und vertraut euch jenem an, der euch am nächsten steht. Schwöre mir bei deinem Leben, Thomas, schwöre mir bei deinem Leben Klaus, dass ihr den Hof niederbrennen werdet, sobald diese Veränderungen eintreten.“ Tränen wässerten Mathildes Augen, Tränen der Wut und der Verzweiflung. „UNSERE EXISTENZ, UNSER LEBEN IST HIER“, schrie sie lauthals. „Verflucht sei das Kind! Verflucht deine Mutter. Die Hexe vom Tal hatten sie sie genannt. Wie kannst du mir die ganzen Jahre über dies verheimlichen? Du trägst Mitschuld – du – du Scheusal!“ Wütend warf sie ihrem Mann das handbeschriebene Papier hin. Langsam senkte sich ihr Arm, ein Zittern erschütterte ihren Körper. „Ich liebe diesen Hof“, flüsterte sie. „Bitte, lass uns alles tun, um ihn zu erhalten. Ich bitte – euch darum.“ Bei dem Wort euch warf sie einen Blick auf Henriece, der die Situation ergriff und langsam auf sie zugeschritten kam.
„Wir haben vieles zu bereden“, sprach er sie an und griff nach dem Revolver. Ohne Gegenwehr ließ sie sich von ihm entwaffnen. „Setzen wir uns“, forderte er auf und setze sich selbst an den Tisch, nachdem er das Papier an sich genommen und den Revolver gesichert und eingesteckt hatte. Mathilde kam seiner Aufforderung nach. Völlig entkräftet ließ sie sich auf die Sitzbank fallen und versenkte ihr Gesicht in den Händen.
Judy ließ keinen Blick von Henriece, der das Schriftstück genauestens studierte. Nachdem er es mehrmals gelesen hatte, legte er das Schreiben auf den Tisch. Noch tiefere Falten lagen auf seiner Stirn. Erwartungsvoll wurde er von Thomas beobachtet.
„Wir müssen über alles reden“, sagte Henriece zu Thomas gewandt. „Klaus ist Ihr Angestellter?“, fragte er ihn.
„Seit vierzig Jahren“, antwortete Thomas leise.
„Können Sie ihn holen?“
Statt einer Antwort stand Thomas auf und verließ den Raum. Nach wenigen Augenblicken kam er wieder. Klaus war außer sich vor Wut. Schon bevor er die Stube betrat, hörten sie ihn.
„Mit dem Revolver“, zürnte Karl. „Seit vierzig Jahren bin ich auf diesem Hof. Ich habe ihn mit aufgebaut und sie, sie bedroht mich mit dem Revolver! Der Schwur muss eingelöst werden, Thomas!“, setzte er noch lauthals hinzu und stampfte geräuschvoll in das Zimmer, dicht hinter ihm Thomas, der die Tür langsam zuzog. Im selben Moment fuhr ein Wagen in den Hof. Thomas schreckte zusammen, Mathilde starrte auf Henriece.
„Noch – jemand?“
„Das kann Bill sein“, sagte Henriece und stand auf.
Tatsächlich! Bill kam auf das Haus zugeschritten. Henriece ließ ihn einfach eintreten, ohne auf Thomas Rücksicht zu nehmen, der dicht hinter ihm stand. Weder Bill noch Henriece sahen den Fremden mit den blonden Haaren, der sich unweit des Hauses versteckt hielt. Als sie die Tür hinter sich zuzogen, schlich er sich an das Fenster heran, durch das er die versammelte Gruppe beobachten konnte.
„Wie geht es ihr?“, fragte Henriece besorgt. Im Hintergrund war Karls wütende Stimme zu hören.
„Sie ist außer Lebensgefahr“, antwortete Bill. „Ist Chrissie hier?“
„Chrissie“, erwiderte er bedrückt. „Sie ist
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