Theodor: The Theodor Story (Die Wiedergeburt) (German Edition)
die Menschen zu uns zu holen und an uns zu binden.
Mit diesen Worten verschwanden die Personen wieder; mit dem Blick verfolgte Henriece, wie sie sich in das Deckengemälde einfanden, auf diesem der Heilige Vater auf dem päpstlichen Thron und mehrere Kardinäle vor ihm stehend oder kniend abgebildet waren.
Plötzlich vernahm der Spanier hinter sich ein raschelndes Geräusch; abrupt drehte er sich um. Ein extrem grelles Licht blendete ihn. Es fühlte sich warum und angenehm an, ein wohlwollendes Gefühl durchflutete seinen Körper.
In dieser Reinheit, mein Sohn, holte ich dich zu mir, vernahm er auf einmal Theodors Stimme von allen Seiten. Unbefleckt in einer Reinheit, wie sie es nur als noch nie Geborenes gibt.
Das Licht verdunkelte sich, vor Henrieces Augen tauchte ein ihm sehr vertrautes Bild auf. Das kleine Haus in Harbourn. Das Schreien eines Babys drang zu ihm, Sekunden darauf sah er eine hübsche Frau in einem Bett liegend, die ein Kind geboren hatte und einen stattlichen schwarzhaarigen Mann, der das schreiende Baby freudestrahlend in seinen Händen hielt. Auf Anhieb wusste Henriece, dass er dieses Baby war, der stattliche Mann sein damaliger Vater Theodor Ephrath Mehrens und die hübsche Frau seine Mutter. Neben dem Bett stand noch ein kleines Mädchen, das mit leuchtenden Augen zu ihrem Vater und dem Baby aufblickte; seine damalige Schwester. Plötzlich verfinsterte sich das Licht und loderndes Feuer begann, das Abbild zu verzehren. Entfernte Schreie drangen zu ihm. Verbrennt diesen Scharlatan. Er hat einen Pakt mit dem Teufel, er ist ein Hexenmeister. Verbrennt ihn, verbrennt ihn! Die Flammen zuckten und züngelten, plötzlich rissen sie auseinander und Theodor stand wie eine brennende Fackel vor ihm. Mein Sohn, die Vergangenheit, sie holt dich ein. Erkenne dich und folge deinem Vater. Erkenne die Lügen derer, die dich missbrauchten. Entsage ihren Banden und löse dich um mir zu folgen.
„Du bist ein Mörder!“, entfuhr es Henriece. „Du versuchst mich zu blenden. Mein gehört die Liebe zu Gott, zu Jesus und seinen Verehrern. Niemals werde ich dir dienen. Ich werde dich töten um dein Kommen zu verhindern!“
EPHRATH! donnerte es zurück. Sieh in dich hinein, sieh, was aus dir, aus deiner Reinheit geworden ist. Erkenne ihre Lügen und stelle dich an meine Seite. – Oder ich töte dich!
Die Stimme Theodors hallte noch von allen Seiten, als das Abbild Theodors verblasste und sich Gestalten aus den Gemälden herauslösten um lebendig zu wirken. Bitterliche Schreie, erbärmliches Jammern, Geräusche von schweren Eisenketten und Hammerschläge, die in gleichen Abständen erfolgten, füllten den Raum. Binnen Augenblicken sah Henriece sich in einem schwach erhellten feuchten Folterkeller wieder. Ein noch nie da gewesenes Gefühl stieg in ihm auf; Henriece erhob sich und trat an jene Person heran, die ihm am nächsten stand. Eine Frau mittleren Alters, das hübsche Gesicht stark verschmutzt, die fettigen rötlichen Haare hingen ihr in die Augen. Gekleidet war sie in zerfetzten Leinentüchern, Schuhe besaß sie keine.
„Ist sie das?“ fragte er den Kerkermeister, der sie zu ihm gebracht hatte.
Das ist die Hexe, nickte dieser und rückte sie näher in das Licht, das von mehreren Fackeln erzeugt wurde.
„Leg ihr die Daumenschraube an“, befahl Henriece zu dem älteren Mann, der neben dem kahlköpfigen Kerkermeister stand. Ein sonderbares Gefühl entbrannte mehr und mehr in ihm. Der ältere Mann war der Arzt der hiesigen Gegend und Beauftragter für diese Foltermethode. Er durfte die Daumenschraube nur soweit drehen, dass der stärkste Schmerz dabei erzeugt wurde; ohne Rücksicht darauf, ob die Finger nun brachen oder nicht.
Meine Eminenz, ich bin unschuldig. Ich beteure, nichts mit dem Teufel gehabt zu haben. Die Stimme der Frau vibrierte, ihr Körper zitterte vor Angst.
„Das werden wir ja sehen“, erwiderte Henriece, wobei sich das Gefühl verstärkte. Er wollte diese Frau schreien hören, er wollte das Geständnis aus ihr herauspressen um sie vor Gericht überführen und dem Scheiterhaufen übergeben zu können. Ihm war gleich, ob sie ihre Unschuld beteuerte – für ihn war sie schon verurteilt, es bedurfte nur noch ihres Geständnisses und dafür war die Methode der Daumenschraube der erste Schritt.
Warum?, weinte sie und blickte dem Arzt ins Gesicht. Sie kannte ihn sehr gut; schon oft war er bei ihr und hat nach ihren Kindern gesehen, wenn sie krank waren. Im ganzen Land war er angesehen
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