Theodor: The Theodor Story (Die Wiedergeburt) (German Edition)
sie ihm schon von weitem entgegen und winkte dabei. Ein gezwungenes Lächeln, mehr brachte er nicht zustande.
„Haben Sie gut geschlafen?“, fragte sie, nachdem er sich ihr gegenüber gesetzt hatte. Aufmerksam musterte Henriece die anwesenden Gäste und wandte sich ihr erst dann zu.
Die vergangene Nacht hatten sichtbare Spuren in ihm hinterlassen. Spuren, die Annemarie erst jetzt registrierte.
„Was ist passiert?“, fragte sie sofort und ergriff seine Hand.
„Theodors Macht ist gegenwärtig“, flüsterte er ihr zu. „Er konfrontierte mich mit meiner seelischen Vergangenheit. Ich zweifle daran, ich zweifle sehr daran.“
„Wollen Sie mir davon erzählen?“
Henriece suchte ihren Blick und sah ihr tief in die Augen.
„Ich mag Sie“, sagte er nach geraumer Zeit. „Und ich bitte Sie: helfen Sie mir zu verhindern, dass Theodor es gelingt, mich zu besiegen. Ich bin momentan der Einzige, der weiß, was geschehen wird, sollte je seine Macht sich manifestieren.“
„Bis auf mich“, entgegnete Annemarie ernst, worauf Henriece seinen Kopf schüttelte.
„Theodor hat sich mir heute Nacht gezeigt“, erwiderte er trocken. „Ich bezweifle, dass Sie auch nur im Geringsten eine Ahnung darüber haben, mit was wir es zu tun haben.“
„Mit dem Antichristen“, gab sie zur Antwort und zog ihre Hand zurück, da sich die Bedienung ihrem Tisch näherte. Nachdem das Frühstück gerichtet war und sie sich wieder unbeobachtet und unbelauscht fühlten, sprach Annemarie leise weiter. „Seit meinem zwanzigsten Lebensjahr verfolge ich die Spur der vier Säulen“, begann sie nun ihre Geschichte zu erzählen. „Nur sehr wenige Menschen wissen darüber und ich war sehr überrascht, als Sie mir Ihre Kenntnisse darüber mitteilten. Ein Freund unserer Familie, Pastor Adriano Centini, verstarb unerwartet vor einem Jahr, erzählte mir damals davon und setzte in mir so etwas wie einen Samen. Die vier Säulen der Erde, sie ist eine Überlieferung aus Zeiten sehr alter Kulturen. Niemand weiß so richtig über deren Ursprung Bescheid, die Entstehung der Säulen jedoch erfolgte über Jahrtausende hinweg. Das besagen die Überlieferungen. Die letzte Säule entstand im neunzehnten Jahrhundert und befindet sich unterhalb der Alabastermoschee in Kairo. Im sechsten Jahrhundert vervollkommnete die zweite Säule, die Cisterna Basilika in Istanbul, dem damaligen Byzantion. Allein diese Säule bedurfte über Tausend Jahre, um entstehen zu können.“ Annemarie nahm einen Schluck Kaffee und erzählte dann weiter: „Anfänglich suchte ich nach Säulen. Pastor Adriano, ich nannte ihn immer so, zog es ebenfalls in Betracht, dass es sich auch um richtige echte Säulen handeln konnte. Seine Zeit hat es allerdings nie zugelassen, die Orte zu besuchen, aber seine Informationskanäle zu bestimmten Schriften verschafften mir zu immer mehr Erkenntnissen. Vor acht Jahren hatte ich es dann endlich geschafft, die verworrenen Schriftstücke mit Hilfe astrologischer Begriffe und Bedeutungen zu entschlüsseln. Erst dadurch gelang es mir dann, die Orte einzukreisen und letztendlich auf die Kraftquellen zu stoßen. Der Begriff Säule wurde nur symbolisch verwandt und platzersetzend für Kraft benutzt. Jede Säule wirkt in einem ganz bestimmten Kraftfeld, dessen Energie sich wie eine Säule von der Erde zur Stratosphäre erhebt. Würde man einen Globus nehmen, auf Rom, Kairo und Istanbul je eine aus festem Papier gefertigte Säule kleben und dann umdrehen um die Säulen als Stütze nehmend, so würde er nicht darauf stehen können. Es fehlt die vierte Säule, die sich innerhalb eines gedachten Quadrates befinden muss. Diese vier Säulen, oder vielmehr Kraftfelder, stützen die Erde. Mein Begriff hierfür ist der dritte Pol.“ Wieder machte sie eine kurze Pause, nahm erneut einen kräftigen Schluck Kaffee und begann, sich ein Croissant zu streichen. Henriece war sehr angespannt. Unzählige Gedanken schossen ihm durch den Kopf. Von den vier Säulen der Erde hatte ihm damals der namenlose Mönch auch erzählt.
„Diese Kraftfelder bedurften der Zeit, um sich entwickeln und entfalten zu können. Ihre Entstehung hat sehr viel mit der Gedankenwelt der Menschheit zu tun. Glaube, Henriece, der Glaube ließ die Säulen entstehen. Als ich dies entschlüsselt hatte, wusste ich, dass ich weit zurückgehen muss in die Vergangenheit um herauszufinden, wann Glaube entstand. Mein Weg führte mich bis hin zu unseren Urahnen, eine Million Jahre vor der letzten Eiszeit.
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